Kolumne: Sinner triumphiert erneut in Turin – Alcaraz tröstet sich mit Platz eins

Sinner (r.) posiert mit dem Siegerpokal neben Alcaraz
Sinner (r.) posiert mit dem Siegerpokal neben AlcarazMickael Chavet/ZUMA Press Wire / Shutterstock Editorial / Profimedia

Unsere regelmäßige Kolumne ist zurück – wir werfen einen Blick zurück auf die prestigeträchtigen ATP Finals in Turin. Wer wurde Champion, wer enttäuschte, und welcher Moment brannte sich besonders ins Gedächtnis ein?

Turniersieger: Sinner schreibt Geschichte

Für Jannik Sinner war es erneut eine unvergessliche Woche auf heimischem Boden. Der Italiener verteidigte seinen Titel bei den ATP Finals auf beeindruckende Art und Weise – ohne im gesamten Turnier einen einzigen Satz abzugeben. Im Finale setzte er sich gegen seinen großen Rivalen Carlos Alcaraz mit 7:6(4), 7:5 durch und feierte damit seinen 24. Karrieretitel sowie den sechsten Triumph im Jahr 2025.

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Sinner ist damit der jüngste Spieler seit Roger Federer 2004, der den prestigeträchtigen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Zudem baute er seine bemerkenswerte Siegesserie auf Hallen-Hartplatz auf 31 Matches aus – beginnend beim Davis Cup 2023.

Die Revanche für die deutliche Niederlage im US-Open-Finale gelang ihm mit einem perfekten Matchplan. Sinner wusste, dass er einen schnellen Start brauchte, um im direkten Vergleich (5:10) aufzuschließen. Im ersten Satz musste er einen Satzball abwehren – das gelang mit einem mutigen zweiten Aufschlag. Der dominante Tiebreak war der Wegbereiter für seinen späteren Erfolg.

Auch ein frühes Break für Alcaraz im zweiten Satz brachte den Titelverteidiger nicht aus dem Konzept. Sinner konterte schnell und nutzte zum Schluss die Nerven seines Gegners aus. Mit diesem Triumph krönt der 24-Jährige ein herausragendes Jahr, in dem er zwei Grand-Slam-Titel gewann und bei allen vier Majors das Finale erreichte – trotz einer dreimonatigen Dopingsperre, die seine Mission, die Nummer 1 zu halten, erheblich erschwerte. "Es gibt kein besseres Ende für dieses Jahr", wusste auch Sinner nach dem Sieg.

Carlos Alcaraz: Großer Champion und noch besserer Verlierer

Alcaraz, der unterlegene Finalist, zeigte sich nach dem Match dennoch gut gelaunt, denn er sicherte sich mit drei Siegen in der Gruppenphase den Platz an der Spitze der Weltrangliste. Im finale plagten ihn außerdem Probleme am Oberschenkel, weshalb ihm womöglich die letzten Prozente gefehlt haben, um Sinner wirklich gefährlich werden zu können.

"Es war ein großartiges Jahr für Jannik und jetzt ist Zeit für eine Pause. Ich hoffe, du bist nächstes Jahr bereit, denn ich werde es sein. Hoffentlich spielen wir noch viele weitere Finals gegeneinander," sagte Alcaraz breit grinsend nach dem Endspiel.

Ben Shelton: Der Größter Pechvogel

Ben Shelton erwischte in Turin die bitterste Woche aller Teilnehmer. Der US-Amerikaner blieb als einziger Spieler sieglos und verlor sowohl gegen Alexander Zverev, als auch gegen Felix Auger-Aliassime und Sinner in der Björn-Borg-Gruppe.

Schwach präsentierte er sich aber dennoch nicht. Gegen Sinner und Zverev kam er jeweils in Tiebreaks, gegen Auger-Aliassime lieferte er sich ein packendes Duell über drei Sätze.

Shelton wird 2026 versuchen, wieder an seinen starken Sommer anzuknüpfen, der ihm seinen ersten Masters-1000-Titel in Toronto einbrachte. Dafür muss er aber vor allem an seiner Bilanz gegen die Topspieler arbeiten: 0:3 gegen Alcaraz, 1:8 gegen Sinner, 0:5 gegen Zverev.

Der Moment der Woche: Musettis magisches Comeback

Einen wahren Gänsehautmoment lieferte Lorenzo Musetti. Der Italiener lag gegen Alex de Minaur im entscheidenden Satz bereits 3:5 zurück und drehte das Match dennoch zu einem spektakulären 7:5, 3:6, 7:5-Sieg.

Bemerkenswert: Musetti war ursprünglich gar nicht qualifiziert. Erst nach dem Rückzug von Novak Djokovic rückte er ins Turnierfeld ein – gerade eine Woche nach seiner bitteren Finalniederlage in Athen gegen eben jenen Djokovic. Nach seiner Auftaktniederlage gegen Taylor Fritz stand er gegen De Minaur bereits mit dem Rücken zur Wand. Doch die lautstarke Unterstützung der italienischen Fans trug ihn zu einem der emotionalsten Siege seiner Karriere.

Nach dem Match schrieb er auf die TV-Kamera: "fino alla fine" – "bis zum Schluss".

Beste Ballwechsel: Präzision & Spektakel

Sinner brillierte im Finale gegen Alcaraz mit einem traumhaften Lob im Tiebreak des ersten Satzes, der ihm einen entscheidenden Punkt brachte.

Musetti verlor zwar den vielleicht spektakulärsten Punkt des gesamten Turniers gegen De Minaur – doch sein unermüdlicher Kampfgeist wurde am Ende belohnt.

Kommende Events: Davis Cup Finals in Bologna

Mit dem Ende der ATP- und WTA-Saison richtet sich der Fokus nun auf die Davis Cup Finals in Bologna (18.–23. November). Die Titelverteidiger aus Italien müssen dabei auf ihren Superstar Sinner verzichten. Alcaraz sollte Spanien ursprünglich anführen, wird sich aber zunächst wegen seinen Problemen am Oberschenkel untersuchen lassen.

Ebenfalls im "Final 8" ist das deutsche Team, das sich, angeführt von der deutschen Nummer eins Alexander Zverev, ebenfalls berechtigte Hoffnungen auf ein gutes Resultat macht. Die weiteren Teilnehmer sind Frankreich, Tschechien, Belgien, Argentinien und Österreich.

Hier gibt es den kompletten Davis-Cup-Spielplan