Carlos Alcaraz lächelte angefasst, dann versuchte er, seine Gefühle in Worte zu packen. "Es bedeutet mir wirklich die Welt. Die Nummer eins zu sein, ist immer ein Ziel", sagte der Spanier, nachdem er seinen großen Teilerfolg bei den ATP Finals erreicht hatte: Die Spitzenposition in der Weltrangliste ist Alcaraz in diesem Jahr nicht mehr zu nehmen - auch nicht von seinem großen Rivalen Jannik Sinner.
"Ehrlich gesagt schien mir die Nummer eins zu Beginn des Jahres noch sehr weit entfernt, weil Jannik fast jedes Turnier gewonnen hat, an dem er teilnahm", führte Alcaraz aus. "Ich bin wirklich stolz auf mich und mein Team."
Alcaraz hatte das Jahresende bereits 2022 ganz oben verbracht - damals als erster Teenager in der Geschichte. "Das ist natürlich die Krönung, wenn man das Jahr als Nummer eins beenden kann", sagte die deutsche Tennisikone Boris Becker bei Sky - Becker selbst war bestenfalls Nummer zwei zum Saisonfinale (1986).
Trifft Carlitos nun auf Zverev?
Seine Trophäe bekommt Alcaraz am Freitag um 14.00 Uhr auf dem Turiner Centre Court überreicht. Das Halbfinale am Samstag hatte er schon vor dem Zweisatzsieg über Lorenzo Musetti im abschließenden Gruppenspiel erreicht - dennoch spielte er mit aller Macht auf Matchgewinn, die "Weihnachts-Nummer 1" wollte Alcaraz ganz unbedingt werden.
"Unter so einem Druck mit den Nerven so einen Statement-Sieg zu erreichen, ist auch eine Botschaft an den Rest des Feldes", sagte Sky-Expertin Andrea Petkovic - und auch Becker lobte Alcaraz' Umgang mit der hohen (eigenen) Erwartungshaltung: "Er war sehr fokussiert und im Tunnel. Es ging um Historisches, da muss man schon mal ernster spielen."
Obwohl Alcaraz Sinner im Rennen um die Nummer eins in Schach gehalten hat, können die beiden im Finale von Turin noch aufeinandertreffen. Die beiden Ausnahmespieler im Männertennis haben in dieser Saison alle vier Grand-Slam-Titel unter sich aufgeteilt. Sinner gewann bei den Australian Open und Wimbledon, Alcaraz schlug den Italiener in den Endspielen der French Open sowie der US Open.
Bei der Gesamtzahl der Turniersiege stach Alcaraz (8) Sinner, der fünfmal erfolgreich war, aus - wohl auch, weil Sinner durch seine dreimonatige Dopingsperre einige Turnierteilnahmen verpasste. Insgesamt hat Alcaraz bislang 70 Spiele in dieser Saison gewonnen, nach den Finals könnten es 72 Siege sein.
Weiter geht es für den 22-Jährigen nun am Samstag im Halbfinale - möglicherweise mit einem Duell gegen Alexander Zverev. Der Deutsche kämpft am Freitag (nicht vor 20.30 Uhr) gegen den Kanadier Félix Auger-Aliassime um die Teilnahme am Schlagerspiel. "Ein Teil des Jobs ist getan, aber der Rest der Arbeit steht noch vor mir", sagte Alcaraz.
