"Das Trikot gibt immer Extra-Motivation", sagte Buchmann, der 2015 und 2023 bei den nationalen Titelkämpfen triumphierte: "Damit bei der Tour am Start zu stehen, ist eine Riesensache."
Buchmann ist auch am Sonntag wieder dabei, wenn das DM-Straßenrennen im pfälzischen Linden ausgetragen wird. Im neuen Trikot - "Emu" fährt seit 2025 für das französische Team Cofidis - will er sich ein altbekanntes zum dritten Mal sichern, um in diesem an alte Zeiten anzuknüpfen: Als Vierter 2019 gelang Buchmann die beste deutsche Tour-Platzierung der Nach-Ullrich/Klöden-Ära.
"Ich habe einen großen Schritt gemacht und bin in Richtung Tour positiv gestimmt", sagte Buchmann, der zuletzt in der Höhe von Livigno rackerte und dann quasi aus der Pfalz Richtung Tour-Auftaktstadt Lille aufbricht.
Top-Talent Lipowitz fehlt verletzt
In Linden wird Buchmann auf die meisten jener deutschen Arbeitskollegen treffen, die mit ihm auch sechs Tage später in Nordost-Frankreich an der Startlinie stehen werden. Jedoch wird der beste deutsche Rundfahrer des vergangenen Jahrzehnts nicht gegen den höchstwahrscheinlich besten deutschen Rundfahrer des kommenden Jahrzehnts antreten: Shootingstar Florian Lipowitz verzichtet nach seinem dritten Platz bei der Dauphiné.
"Ich habe gezeigt, dass ich super in Form bin", sagte der 24-Jährige vom Team Red Bull-Bora-hansgrohe, der bei der Tour de France mindestens ein Mann für die Top 10 sein kann - seine Nominierung für den Tour-Kader vorausgesetzt. In Linden wäre er wohl der große Favorit gewesen - der schwere Parcours (197,7 Kilometer, 3700 Höhenmeter) wäre wie geschaffen für den starken Kletterer, der 2024 DM-Zweiter hinter Marco Brenner (fehlt diesmal verletzt) wurde.
Doch knackig klettern können auch andere. Buchmann natürlich, aber auch Maximilian Schachmann (Soudal Quick-Step), schon zweimal deutscher Meister (2019, 2021), oder Georg Zimmermann (Intermarché-Wanty). Für Nils Politt (UAE Team Emirates-XRG) - der Meister von 2022 startet schon am Freitag als Titelverteidiger im Zeitfahren - könnte der Kurs etwas zu schwer sein. Der Kölner ist bei der Tour wieder als Bodyguard von Topfavorit Tadej Pogacar gefragt.
Sprinter in Außenseiterrolle
Weniger zu melden haben bei der DM die Sprinter Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) - ihnen winkt auf der ersten flachen Tour-Etappe eine Gelb-Chance. Zudem können sich in Linden Fahrer empfehlen, für die ein Tour-Start noch eine realistische Option ist. Der wiedererstarkte Lennard Kämna (Lidl-Trek), zuletzt Sechster der Tour de Suisse, gehört dazu.
Der numerische Tiefpunkt von 2023 mit sieben deutschen Tour-Startern scheint überwunden - auch wenn Tour-Dauerbrenner wie John Degenkolb und Nikias Arndt verletzt ausfallen. Und dass das Meistertrikot von Linden nach Lille reist, ist durchaus wahrscheinlich.