1. Greg LeMond – 1989: Der Sekundenkrimi
Der vielleicht dramatischste Sieg in der Geschichte der Tour de France fand 1989 auf den Champs-Élysées statt – allerdings nicht im klassischen Sprint, sondern in einem Einzelzeitfahren. Greg LeMond startete mit einem Rückstand von 50 Sekunden auf den führenden Laurent Fignon – ein scheinbar uneinholbarer Abstand.
Doch mit einem aerodynamischen Lenker und einer perfekten Leistung holte LeMond sensationell 59 Sekunden auf und gewann die Tour mit acht Sekunden Vorsprung – dem knappsten aller Zeiten. Fignons Bild bei der Zielankunft mit gesenktem Kopf bleibt unvergessen. LeMonds Sieg veränderte den Radsport – und definierte, was auf den Champs-Élysées möglich ist.
2. Eddy Seigneur – 1994: Der französische Solist
Die Schlussetappe ist das Revier der Sprinter – außer man heißt Eddy Seigneur. Der französische Zeitfahrspezialist gehörte 1994 zu einer Fluchtgruppe, die eigentlich keine Chance hatte. Doch als sich der Vorsprung hielt und sich das Feld nicht einig war, nutzte Seigneur seine Stärke: Im Alleingang holte er den führenden Frankie Andreu ein und ließ ihn 300 Meter vor dem Ziel stehen.
Der Triumph auf den Champs war der größte Moment in Seigneurs Karriere – und einer der letzten großen Ausreißersiege auf dieser Etappe.
3. Dimitri Konyshev – 1991: Der sowjetische Coup im Schatten des Sturzes
Der Russe Dimitri Konyshev gewann 1991 als letzter Fahrer der Sowjetunion eine Etappe bei der Tour – und das ausgerechnet auf den Champs-Élysées. Doch der Sieg wurde vom dramatischen Sturz des Usbeken Djamolidin Abdujaparow überschattet.
Der "Taschkent-Express", berüchtigt für seine chaotischen Sprints, prallte auf der Zielgeraden gegen eine Werbetafel und überschlug sich spektakulär. Konyshev, der davon unbeeindruckt blieb, sicherte sich den Sieg – in einem Moment, der sich tief ins Gedächtnis der Radsportwelt eingebrannt hat.
4. Bernard Hinault – 1979: Der Patron im Gelben Trikot
Bernard Hinault war nie jemand, der sich mit dem Status quo zufriedengab. Als Führender in der Gesamtwertung hätte er auf den letzten Kilometern gemütlich ins Ziel rollen können – stattdessen attackierte er auf den Champs-Élysées. Gemeinsam mit seinem ärgsten Rivalen Joop Zoetemelk setzte er sich ab und gewann den Sprint im Gelben Trikot.
1982 wiederholte Hinault das Kunststück und siegte erneut – diesmal in einem Massensprint. Sein erster Triumph auf der Prachtstraße bleibt aber der symbolischste: ein Zeichen absoluter Dominanz.
5. Walter Godefroot – 1975: Der erste Triumph auf der Prachtstraße
Der allererste Etappensieger auf den Champs-Élysées war Walter Godefroot – die "flämische Bulldogge". Der Belgier gewann am Ende einer erfolgreichen Tour, in der er insgesamt zehn Etappen in seiner Karriere für sich entschied.
Sein Sieg geriet jedoch etwas in den Schatten, da im selben Jahr Bernard Thévenet die Ära von Eddy Merckx beendete und die Tour gewann. Dennoch bleibt Godefroots Triumph ein historischer Moment – der Beginn einer neuen Tradition.