Drama um Degenkolb: Nur Zuschauer bei Paris-Roubaix

Degenkolb muss nach einem schweren Sturz in Flandern pausieren
Degenkolb muss nach einem schweren Sturz in Flandern pausierenČTK / imago sportfotodienst / BEAUTIFUL SPORTS/Hilger
John Degenkolb stürzt schwer und verletzt sich zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt. Zehn Jahre nach seinem Sieg bei Paris-Roubaix verpasst der Routinier die "Königin der Klassiker".

Wenn John Degenkolb bei Paris-Roubaix Weltmeister Tadej Pogacar über das legendäre Kopfsteinpflaster rasen sieht, wird es für den verletzten deutschen Radprofi noch einmal schmerzhaft. Die "Hölle des Nordens", dieser Klassiker voller Geschichte, Prestige und Anekdoten, ist für ihn mehr als nur ein Rennen. "Paris-Roubaix fließt durch meine Adern", sagte Degenkolb einmal.

Ausgerechnet zehn Jahre nach seinem Triumph ist Degenkolb nun zum Zuschauen verdammt. Sein schwerer Sturz bei der Flandern-Rundfahrt macht einen Start bei seinem persönlichen Saisonhöhepunkt am kommenden Sonntag unmöglich. "John ist mit einiger Wucht auf den Boden geschlagen", sagte Camiel Aldershof, Teamarzt bei Degenkolbs Team Picnic PostNL.

Zahlreiche Verletzungen nach Sturz

Die bittere Diagnose: Frakturen an Schlüsselbein, Ellbogen und Handgelenk. Der 36-jährige Degenkolb wird nach der notwendigen Operation mehrere Wochen ausfallen: "Die Zeitpläne können sich oft ändern, aber wir erwarten, dass er für zwei Monate nicht an Wettbewerben teilnehmen kann."

Das Schicksal schlug 126 km vor dem Ziel der Flandern-Rundfahrt zu. Ein vor ihm fahrender Radprofi stürzte und löste eine Kettenreaktion aus, Degenkolb kam zu Fall und blieb mit Schmerzen im Straßengraben liegen. Die "Ronde" und auch Degenkolbs Klassikersaison war beendet. Auch an einen Start bei seinem Heimrennen Eschborn-Frankfurt am 1. Mai ist nicht zu denken.

Ob Degenkolb die Reise zu Paris-Roubaix als Zuschauer antritt und sein Gesundheitszustand das überhaupt zulässt, ist offen. Willkommen wäre er in Nordfrankreich in jedem Fall. Degenkolb hat eine ganz besondere Beziehung zur "Königin der Klassiker" - nicht nur wegen seines Siegs im Jahr 2015, dem einzigen deutschen Erfolg neben Josef Fischer (1896).

Besondere Verbindung

2018 gewann Degenkolb die Tour-Pave-Etappe nach Roubaix. Der Pave-Sektor Hornaing-Wandignies-Hamage trägt zu seinen Ehren gar seinen Namen. Degenkolb wurde für seine Verdienste um das Rennen gewürdigt.

Maßgeblich für die Ehrung war Degenkolbs Einsatz für das Roubaix-Nachwuchsrennen, das er einst mit einer Crowdfunding-Kampagne vor dem Aus bewahrte. Seine enge Verbundenheit zu den "Amis de Paris-Roubaix", einer Gruppierung, die sich unter anderem für den Erhalt des Kopfsteinpflasters einsetzt, pflegte er regelmäßig.

Dass Degenkolb noch einmal als Fahrer ins legendäre Vélodrome André Pétrieux einbiegt, ist nicht auszuschließen. Sein Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison 2026. Ist er fit, wird "Dege" alles dafür geben, das Rennen auch zu beenden. Zwölf Starts bei Paris-Roubaix hat Degenkolb auf dem Konto, jedes Mal erreichte er das Ziel.

"Ich glaube nicht, dass es derzeit einen anderen Fahrer gibt, der die gleiche Leidenschaft und Verbindung zu Paris-Roubaix hat", sagte Degenkolb: "Ich hatte die große Ehre, meine Karriere in Roubaix zu definieren."

Noch ist die Geschichte nicht zu Ende geschrieben.