"Problem zwischen den Ohren": Biathlon-Team verzweifelt am Druck

Franziska Preuß leistete sich in Oberhof folgenschwere Fehler
Franziska Preuß leistete sich in Oberhof folgenschwere FehlerČTK / DPA / Martin Schutt
Beim Heimspiel in Oberhof kämpft das deutsche Team mit dem mentalen Druck. Vor allem am Schießstand zeigen die Biathleten Nerven.

Das enttäuschte Raunen der deutschen Fans war bei den Schießeinlagen ihrer Helden nicht zu überhören. Reihenweise verballerten die DSV-Athleten in Oberhof ihre Versuche auf die schwarzen Scheiben, sorgten so für Ernüchterung statt Partystimmung am Rennsteig. Mit großen Hoffnungen in das erste Heimspiel des Jahres gegangen, schrillen nach nur wenigen Lichtblicken im Thüringer Wald schon die Alarmglocken.

"Man kann nicht zufrieden sein. Gerade zu Hause haben wir uns mehr vorgenommen", haderte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling bereits vor Abschluss der Wettbewerbe in aller Deutlichkeit im ZDF. Vier Einzelrennen, kein Podestplatz - viel zu wenig für das ambitionierte deutsche Team, das noch vor dem Jahreswechsel konstant geglänzt hatte.

Sportdirektor Felix Bitterling
Sportdirektor Felix BitterlingALEXANDER HASSENSTEIN/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP

"Wir müssen enttäuscht sein"

Es sei kein "generelles Schießproblem, das Problem ist zwischen den Ohren", sagte Bitterling. Jeder spüre vor dem eigenen Publikum "den Druck, wir wollen es besonders gut machen". Bei einem Fußballer habe der Sportdirektor "aber noch nie gehört, dass er bei einem Heimspiel über Druck klagt".

Es gehe um den "Fokus", sagte Männer-Bundestrainer Uros Velepec. "Wenn wir nicht enttäuscht wären, wäre etwas falsch mit uns, dann müssten wir mit diesem Sport aufhören", so der Slowene: "Wir müssen enttäuscht sein, wir müssen darüber nachdenken, wir müssen uns mehr fokussieren und härter arbeiten."

Natürlich gebe es "Ablenkung", erklärte Bitterling weiter, aber damit müsse das DSV-Team klarkommen. "Eigentlich pusht die Menge. Wir schießen zu viele Fehler, das verzeiht die Weltelite nicht."

So geschehen auch in der Verfolgung der Männer, als Philipp Nawrath mit der zweitschnellsten Laufzeit glänzte - doch weil sich dieser dabei auch vier Fehler leistete, reichte es am Ende eben nur zu Platz 16.

DSV-Biathlet Nawrath am Schießstand
DSV-Biathlet Nawrath am SchießstandČTK / imago sportfotodienst / Steffen Proessdorf

Es sei "einerseits zwischen den Ohren, andererseits ist es vielleicht auch das Setup, das jeder perfekt wieder treffen muss", erklärte der 31-Jährige: "Das heißt, dass man auf der Runde das richtige Tempo wählt, um auch am Schießstand wieder richtig agieren zu können."

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Preuß fällt ab

Auch Franziska Preuß erlebte ein durchwachsenes Jagdrennen, die Hypothek aus dem verkorksten Sprint war zu groß. "Wenn du in der Mitte startest, dann brauchst du eigentlich einen Übertag, um in die Top Ten zu kommen", erklärte Preuß nach ihrem 20. Rang: "Es wäre auch drin gewesen, ich habe es am Schießstand aber nicht rübergebracht."

Und so stahl Selina Grotian der Gesamtweltcupführenden einmal mehr die Show. Mit Platz fünf im Verfolger sorgte die 20-Jährige für ein seltenes deutsches Erfolgserlebnis. Auch wenn sie eine Podestplatzierung mit rund sieben Sekunden Rückstand knapp verpasste, war Grotian, die sich immer weiter in der Weltspitze etabliert, "mehr als happy".

Doch mit dieser Gefühlslage stand die junge Athletin ziemlich alleine da. Viel Zeit für Ärger bleibt aber nicht, bereits am Mittwoch (14:10 Uhr/ARD und Eurosport) geht es beim nächsten Heimspiel in Ruhpolding mit dem Einzel der Männer weiter. Und auch die Weltmeisterschaften in Lenzerheide (12. bis 23. Februar) rücken immer näher. "Wir werden angreifen", versprach Velepec: "Ich hoffe, dass wir unser ganzes Können dann zeigen, wenn es am meisten gebraucht wird."