Erst mit über dreistündiger Verzögerung begann der Kongress der 211 FIFA-Mitgliedsverbände, die wichtigste Versammlung der Fußballgemeinschaft wohlgemerkt. Vor dem offiziellen Startschuss rechtfertigte Infantino seine Reise in Trumps Schlepptau: Er habe "wichtige Gespräche mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern" geführt. "Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um Sie alle zu vertreten, um den Fußball zu vertreten", sagte Infantino. Es habe aber "ein kleines Problem mit unserem Flug" gegeben.
Zuvor hatte Infantino offizielle Termine geschwänzt und zu allem Überfluss auch noch den ursprünglich angedachten Kongress-Start verpasst. Die Sportschau berichtete, dass der FIFA-Chef zum geplanten Beginn erst in den brasilianischen Luftraum gelangt war. Demnach brachte ein Privatflieger von Qatar Airways den Boss des Weltverbandes nach einem Zwischenstopp zum Tanken in Nigeria nach Paraguay.
Hunderte Delegierte aus der ganzen Welt hatten sich teils bereits zu Wochenbeginn auf den Weg nach Südamerika gemacht. Sie alle, auch Neuendorf, harrten am Donnerstag lange aus. Von "unvorhergesehenen Umständen" war intern die Rede. Das Magazin Forbes schrieb von "einem Novum in der modernen Geschichte".
Kritik an Abwesenheit
An den Tagen zuvor hatte Infantino den US-Präsidenten auf dessen erster großer Auslandsreise begleitet - und dafür Kritik einstecken müssen. "Wir sind darüber sehr verwundert. Es ist wichtig, dass er an den Tagen anwesend ist, an denen wir anwesend sind. Dies ist der wichtigste Treffpunkt für uns", sagte Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness angesichts der Abwesenheit im Vorfeld des Kongresses.
"Die Situation ist besorgniserregend. Wir erwarten nun von der FIFA, dass sie ihren Mitgliedern die Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände in Zukunft gehört und respektiert werden", Klaveness im Gespräch mit norwegischen Medien. Sie habe den Entschluss zum vorzeitigen Verlassen des Saals gemeinsam mit einigen europäischen Kollegen getroffen.
Infantino begleitet Trump - und pflegt Kontakte nach Saudi-Arabien
Nach einem Besuch in Saudi-Arabien, dem umstrittenen Gastgeberland der WM 2034, weilte Infantino am Mittwoch noch in Katar. Dort nahm er an einer Zeremonie mit Trump und dem katarischen Emir teil - und verpasste daher etwa ein Abendessen mit Paraguays Staatspräsident.
Die Nähe zu Trump, der Gastgeber der Klub-WM im Sommer und von weiten Teilen der WM 2026 ist, scheint Infantino derzeit wichtiger zu sein. Immer wieder zeigte sich der FIFA-Chef in den vergangenen Wochen an der Seite des US-Präsidenten, dieser lobte Infantino jüngst bei jeder Gelegenheit. Auch nach Saudi-Arabien, dem umstrittenen Ausrichter der WM 2034, pflegt der 55-Jährige immer engere Kontakte.
Infantino habe "Einladungen zu einer Reihe von wichtigen Veranstaltungen mit führenden Politikern der Welt angenommen, bei denen auch über FIFA-Weltmeisterschaften gesprochen wird", teilte die FIFA auf Anfrage von The Athletic mit. Schon eine für diese Woche geplante Council-Sitzung war zuvor verschoben und bereits am Freitag digital abgehalten worden.
