Olympia-Bronze, Profidebüt – Weltmeister? Kölner Boxer Tiafack greift wieder an

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Tiafack mit seiner olympischen Bronze-Medaille
Tiafack mit seiner olympischen Bronze-MedailleRICHARD PELHAM / GETTY IMAGES EUROPE / Getty Images via AFP
Bei Olympia in Paris gewann er Bronze, nun bestreitet der Kölner Boxer Nelvie Tiafack seinen ersten Profikampf. Sein Fernziel ist der WM-Titel – zunächst aber muss er einen Boxstall von sich überzeugen.

Lässig joggt Nelvie Tiafack auf der Hohenzollernbrücke über den Rhein, dann geht er im Schatten des Kölner Doms in den Liegestütz, macht Seilsprünge und lässt schließlich die Fäuste fliegen. 

"Cologne goes Heidelberg", hat der Kölner Boxer zu dem auf Instagram geposteten Video geschrieben – und damit auch seinem letzten Fan klargemacht: Nach seiner olympischen Bronzemedaille von Paris ist er nun heiß auf seinen ersten Profikampf.

"Ich möchte eine Weltklasse-Performance hinlegen und den Sieg einfahren", kündigte Tiafack am Freitag kurz vor dem Showdown an. Am Samstag feiert er in Heidelberg sein Debüt als Boxprofi - und natürlich wird die Mama mit dabei sein. "Erste Reihe!", sagt er lachend.

Schon bei Olympia im vergangenen Sommer, wo er mit Bronze als erster deutscher Boxer überhaupt olympisches Edelmetall im Superschwergewicht gewann, drückte Mutter Josephine ihm vor Ort die Daumen. Nun schlägt Tiafack vor ihren Augen ein neues Kapitel seiner Boxkarriere auf.

"Ich freue mich einfach mega", schwärmt der 26-Jährige im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), wenn er an sein bevorstehendes Debüt im rund 4400 Zuschauer fassenden SNP-Dome denkt.

Deutscher Profi-Boxsport steht "aktuell nicht so gut da"

Seinen bislang letzten Kampf bestritt Tiafack vor einem Jahr bei Olympia – die lange Pause hängt vor allem mit seinem Einstieg ins Profigeschäft zusammen: Als Amateurboxer legte der in Kamerun geborene Tiafack eine steile Karriere hin, er wurde Europameister im Superschwergewicht (über 92 kg), in Paris folgte mit Olympiabronze die Krönung.

Dass er danach zu den Profis wechseln würde, war für Tiafack immer klar. Doch die Suche nach einem Box-Stall, der ihn unter Vertrag nimmt, erwies sich in den vergangenen Monaten als überaus knifflig.

Ursprünglich hatte sich Tiafack, der im Alter von acht Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen war, längst auf einen Wechsel ins Ausland festgelegt. "Der deutsche Profi-Boxsport steht aktuell leider nicht so gut da. Da ist einfach nichts, da ist kein Geld, keine guten Kämpfe, keine guten Veranstaltungen", hatte er nach den Spielen gesagt und mit dem Schritt nach England oder in die USA geliebäugelt.

Duell mit Sosinski

Jedoch: Trotz Olympiamedaille scheint Tiafack noch die Popularität zu fehlen, um sofort mithilfe bekannter Promoter groß ins internationale Geschäft einsteigen zu können. "Die wollen nur Leute, die schon einen Markt haben", hat er festgestellt. Daher habe er "gar keine andere Wahl, als klein anzufangen."

Und so steigt das Profidebüt nun unverhofft in der Heimat, beim erstmals ausgetragenen Event "Ringside Zone". Ab circa 21 Uhr (DAZN/Bild Plus) tritt Tiafack am Samstag über sechs Runden gegen den Polen Jakub Sosinski an.

Sollten ihm auch künftig volle Hallen und internationale Topgegner geboten werden, würde er auch ein langfristiges Profi-Engagement in Deutschland - anders als zunächst angedacht – nicht mehr ausschließen.

Sein langfristiges Ziel ist der WM-Titel, "zu hundert Prozent", sagt Tiafack. Und auch wenn er sich seinen Platz im harten Profigeschäft erst noch erkämpfen muss – Motivationsprobleme wird er auch dank seiner Mama nicht bekommen: "Sie freut sich über jeden Erfolg", sagt er, "wenn sie glücklich ist, ist das das Allergrößte für mich."