Als die Formel 1 zuletzt in Hockenheim zu Gast war, hieß die Bundeskanzlerin noch Angela Merkel. Corona war damals einfach nur ein Bier, und Sebastian Vettel jagte im Ferrari vergeblich dem WM-Titel nach.
Im Sommer 2019 war das, die Königsklasse kam danach nie wieder – doch am Donnerstag im Fahrerlager von Monza spielte der Hockenheimring plötzlich wieder eine Rolle.
Und in der Kurpfalz nahm man es erfreut zur Kenntnis. "Dass wir große Lust auf die Formel 1 haben, steht ja außer Frage", sagte Jorn Teske, Geschäftsführer des Hockenheimrings, dem SID, "und wir sind sehr froh darüber, dass es offensichtlich ein beidseitiges Interesse gibt."
Eigentümerwechsel
Passiert war Folgendes: Formel-1-Chef Stefano Domenicali hatte vor dem Grand Prix von Italien (Sonntag, 15 Uhr/Sky) mit heimischen Medien gesprochen, Hockenheim als Interessenten für künftige Rennen genannt. Und dabei auf die neuen Eigentümer des Rings verwiesen.
Dass allein war schon eine Nachricht, denn offensichtlich wird Hockenheim von der Rennserie nun anders wahrgenommen als in den vergangenen Jahren - und tritt auch anders auf.
Grund dafür ist ein Eigentümerwechsel, der in diesem Sommer notariell beglaubigt wurde. Die Hockenheimring GmbH, zuvor in öffentlicher Hand, gehört nun zu 74,99 Prozent einer Investorengruppe bestehend aus fünf deutschen Unternehmen.
Noch keine offiziellen Gespräche
"Dadurch, dass wir nun private Investoren an Bord haben, kommt auf jeden Fall neuer Schwung in das Thema", sagte Teske. Denn das wirtschaftliche Risiko eines Formel-1-Rennens, welches bislang die Große Kreisstadt Hockenheim zu tragen hatte, kann jetzt aus einem anderen Blickwinkel bewertet werden.
Die neuen Gesellschafter seien allesamt dem Motorsport zugeneigt und zudem "sehr gute Geschäftsleute", sagte Teske, "sehr gerne nehmen wir den Ball und die Aussagen von Stefano Domenicali auf, um wieder in intensiveren Kontakt zu treten. Wir werden sicher bald das direkte Gespräch suchen."
Mehr gibt es bislang allerdings nicht zu verkünden, und einige Fragen sind offen. Etwa die nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Domenicalis Aussagen ließen da zuletzt viel Raum zur Interpretation.
Gedämpfte Hoffnungen
Geld sei "zweitrangig", sagte er der "Sport Bild" noch vor wenigen Wochen. Im Gespräch mit den italienischen Medien klang das nun anders: Die Nachfrage sei groß, die verfügbaren Plätze im Kalender begrenzt, wer also am Verhandlungstisch sitzen wolle, brauche "finanzielle Stärke".
Nun waren die millionenschweren Antrittsgagen überhaupt der Grund, weshalb Deutschland kein Formel-1-Standort mehr ist. Und weiterhin sei "oberste Prämisse", so Teske, dass die "wirtschaftliche Tragfähigkeit" gegeben ist. Es gehe daher nun erstmal um die Rahmendaten, denn "was die genauen aktuellen Zahlen angeht, tappen wir noch etwas im Dunkeln."
Und Deutschland befände sich ja weiterhin im ungleichen Wettbewerb mit Standorten, welche die Formel 1 mit reichlich Regierungs-Geld finanzieren. "Etwa 90 Prozent der Promoter" erhalten laut Domenicali mittlerweile eine solche Unterstützung. Weitere derartige Projekte stehen Schlange. Saudi-Arabien will ein zweites Rennen haben, Thailand und Ruanda haben großes Interesse.
Doch es sind nicht viele Stellen im Kalender zu besetzen, ab 2027 gehe es um "ein oder zwei" Plätze, so Domenicali. Auf diesen sei zudem eine jährliche Rotation denkbar. Entsprechend sind die Chancen. Viel ist das alles nicht – für Hockenheim allerdings deutlich mehr als in den vergangenen sechs Jahren.