Franziska Preuß präsentierte unter einer überdimensionalen Deutschland-Fahne ihr breitestes Grinsen, posierte mit ihren Teamkollegen vor dem traumhaften Graubündener Alpenpanorama zum großen Partyfoto.
Dieser bronzene Auftakt im Mixed soll zur Initialzündung für die erfolgreichste WM ihrer Karriere werden, ihr gefühlt zentnerschwerer Rucksack wurde gleich mal deutlich leichter.

"Nach dem Rennen habe ich gemerkt, wie viel Druck abgefallen ist", sagte die 30-Jährige und vergoss nach dem Traumstart gar ein paar Tränen.
"Gerade wegen unserer eigenen Erwartungen ist es wichtig, dass wir einen so guten Start haben. Ich hoffe auf einige weitere gute Rennen" - bestenfalls schon im Sprint über 7,5 Kilometer am Freitag (15:05 Uhr/ZDF und Eurosport). Das erste Mixed-Podest seit 2019 sorge für "ein anderes Mindset" und werde Preuß im weiteren WM-Verlauf helfen, ist sich Felix Bitterling sicher: "Das Ding zu haben und zu wissen, ich hab schon eine, ist mit Sicherheit leichter, als die erste zu gewinnen", betonte der Sportdirektor.
Das gesamte Team solle sich von diesem dritten Platz "beflügeln" lassen, forderte Denise Herrmann-Wick, die letzte deutsche Biathlon-Weltmeisterin, im ZDF.
Steigerungspotenzial
Doch Leaderin Preuß wird sich für den Traum von ihrer zweiten Einzelmedaille nach 2015 steigern müssen. "Es war nicht das Gelbe vom Ei", sagte die Gesamtweltcupführende selbstkritisch. Gerade ihr Schießen sei mit zwei Nachladern und relativ langsamem Rhythmus in der Höhe von 1400 Metern noch "nicht super gut" gewesen.

Dazu machte ihr das bei deutlichen Plusgraden sehr tiefe Geläuf zu schaffen, auf den knapp sechs Kilometern verlor sie 15 Sekunden auf die Besten. Insgesamt schaffte Preuß auf der zweiten Teilstrecke lediglich die fünftbeste Zeit, büßte 35 Sekunden auf ihre in dieser Verfassung kaum zu schlagende französische Hauptkonkurrentin Lou Jeanmonnot ein. "Ich hoffe, dass es auf der Strecke schneller wird und man mehr das Gleitgefühl hat", sagte die deutsche Hoffnungsträgerin.
Zwar sagt der Wetterbericht für Freitag deutliche Minusgrade voraus, dafür dürften ergiebiger Schneefall und Windböen von über 50 Stundenkilometern den Sprint zur kleinen Lotterie machen.
An den Zielen ändert das vor den Augen ihrer Eltern und Tante nichts. "Wenn man die letzten Wochen fast in jedem Rennen auf dem Podium war, wäre es schon eine Enttäuschung, wenn man es zur WM nicht schafft", sagte Preuß deutlich: "Es ist schon das Ziel, eine Einzelmedaille mit heim zu nehmen."
Erinnerungen an 2015
Ihre bislang beste Weltmeisterschaft hatte sie im Alter von 20 Jahren mit Massenstart-Silber und Staffel-Gold von Kontiolahti 2015. Die Sehnsucht nach einer Steigerung sei "sehr groß", betonte die so oft von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfene Bayerin. "Ich muss nicht zaubern, um das zu schaffen." Jedoch müsse "alles zusammenpassen, man muss einen klaren Kopf bewahren und volle Attacke gehen."
Bitterling traut seiner besten Athletin "alles zu". Es werde zwar "kein Selbstläufer, Franzi ist keine Maschine", so der Sportdirektor. Aber er könne "überhaupt nichts erkennen, was negativ sein sollte. Es sei für ihn "eine Frage der Zeit, bis sie wieder in absoluten Topplatzierungen mitschwimmt."
Auf ein lieb gewonnenes Accessoire muss Preuß allerdings verzichten, ihr Gelbes Trikot darf sie laut Weltverband bei der nicht zum Weltcup zählenden WM nicht tragen.
Dann blende sie "den Gesamtweltcup eben mal ein paar Wochen aus", so Preuß mit schelmischem Grinsen. Voller Fokus also auf die Mission Einzelmedaille.