Loop One als Biathlon der Zukunft: Raus aus dem Wald, rein die Stadt

Das Loop One findet im Münchener Olympiapark statt
Das Loop One findet im Münchener Olympiapark stattČTK / DPA / Sven Hoppe

Ein Schießstand auf dem Wasser, Rennen im K.o.-Modus - und für die junge und so begehrte Zielgruppe ein Konzert mit Kamrad, der mit seinen Songs ("I believe") Millionen Anhänger im Netz findet. Klingt so gar nicht nach Biathlon, ist es aber, denn: Der Weltverband IBU hat festgestellt, dass er des Deutschen liebste Wintersportart fit machen muss für die Zukunft - und für neue Zielgruppen.

Und so veranstaltet die IBU am Samstag und Sonntag das erste von drei geplanten "Loop One"-Festivals im Münchner Olympiapark. Es soll Lust auf Biathlon machen, unter anderem durch Mitmach-Aktionen.

Sportlicher Höhepunkt: Ein Rennen der Topstars wie Lou Jeanmonnot (Frankreich) oder Sturla Holm Lägreid (Norwegen) am Sonntag (ab 11.00 Uhr). Franziska Preuß musste ihre geplante Teilnahme wegen der Nachwirkungen ihrer Hand-Operation allerdings absagen.

"Frischer": Biathlon soll aufgepäppelt werden

Warum das Ganze? Am Anfang stand die Frage, "wie können wir neue und junge Zielgruppen erreichen", sagt IBU-Sportdirektor Daniel Böhm, 2015 Staffel-Weltmeister. Ja, berichtet er beim ersten Rundgang über das Gelände am Ufer des Olympiasees, "das klassische Biathlon-Event im Winter funktioniert", aber dort werde eben "im Wald gelaufen" und damit weit weg von neuen Fans und potenziellen neuen Athleten.

Deshalb, sagt Böhm, "wollen wir den Sport zu den Zuschauern bringen und ihn mit einem angepassten Format frischer präsentieren". Das heißt für jeweils 60 Frauen und Männer: vier Quali-Läufe über drei Runden mit zwei Schießen, die ersten drei eines jeden 15er-Laufs sowie die drei Zeitschnellsten kommen ins 15er-Finale über fünf Runden à 1,8 Kilometer um den Olympiasee, vier Mal wird geschossen.

"Wir wollen das als Brücke zur Wintersaison präsentieren", betont Böhm. Der Weltcup-Auftakt findet ja erst Ende November statt, im fernen Östersund, deshalb dieser "Wake-up Call". Geplant ist das Event in München erst mal bis 2027, wenn es funktioniert, dann könnte daraus sogar mal der offizielle Weltcup-Auftakt werden. "Wir wollen nichts überstürzen", sagt Böhm, "aber in der Theorie ist alles möglich."

Biathlon: Dem Klimawandel entgegen

Die Werbung in eigener Sache lässt sich die IBU auch einiges kosten. Böhm spricht von einem "niedrigen einstelligen Millionenbetrag". Ein bisschen genauer? "Nicht mehr als drei Millionen." Aber, betont der Sportdirektor mehrfach: "Das ist eine Investition in die Zukunft." Biathlon, so die Botschaft, braucht Nachwuchs: Auf der Strecke - und mindestens genauso wichtig: beim potenziellen Publikum.

In München werden 25.000 Zuschauer erwartet, Eintritt zu Preisen von neun bis 49 Euro muss nur für die 9.500 Tribünenplätze bezahlt werden. Ziel, die Strafrunde über 60 Meter und der Schießstand sind vom Ufer weg in den Olympiasee hineingebaut. Am Schießstand mussten zusätzliche Sicherheitswände angebracht werden - Vorschrift: Es wird immerhin in der Stadt geschossen. Es ist nicht die einzige Besonderheit.

Weil im Münchner Olympiapark kein Schnee liegt, wird auf Skirollern gefahren, auch das ein Ausblick in eine neue, unweigerlich veränderte Zukunft. "Wir kommen", sagt Böhm, "dem Klimawandel ein Stück weit entgegen." Mit Skirollern bleibt Biathlon unabhängig, wenn denn mal kein Schnee liegt oder irgendwann mal wegbleibt. Und irgendwo im Wald müssten die Athleten dann auch nicht mehr laufen.