Hundertstel fehlen: Straßer fährt am "Schweinsberg" knapp am Podium vorbei

Linus Straßer bei der Abfahrt in Kitzbühel auf Rang fünf gefahren.
Linus Straßer bei der Abfahrt in Kitzbühel auf Rang fünf gefahren.Severin Aichbauer / APA-PictureDesk via AFP / Profimedia
Linus Straßer hatte "Frieden geschlossen" mit dem fiesen "Schweinsberg", er wollte seinem Sieg aus dem Vorjahr zumindest seine erste Podestplatzierung in diesem bislang so zähen Winter hinzufügen. Diesmal aber fehlten dem Münchner auf seinem Hausberg ein paar Hundertstel: 0,09 Sekunden trennten ihn von Platz drei, 0,28 Sekunden vom Franzosen Clement Noel, der auf dem Ganslernhang in Kitzbühel schon seinen vierten Sieg in dieser Saison feierte.

"Ich bin absolut zufrieden", betonte Straßer, nachdem er im Ziel zunächst kurz seinem Ärger Luft gemacht hatte. "Es gehört auch mal dazu, knapp Fünfter zu werden. Am Ende kannst du so ein Podium oder so einen Sieg auch nicht erzwingen." Immerhin: Vor dem Slalom am Mittwochabend in Schladming, wo er im Vorjahr ebenfalls gewonnen hatte, und der WM in Saalbach-Hinterglemm (4. bis 16. Februar) war der fünfte Platz Straßers zweitbestes Saisonergebnis.

Vor den Augen der Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller, die auf der Tribüne gemeinsam mit ihrem Freund Felix Neureuther tapfer dem zwischenzeitlichen Regen trotzten, vergab Straßer seine Chancen im ersten Lauf, den er als Neunter beendet hatte. Da sei er "zu kontrolliert gefahren", erklärte er selbstkritisch: "Da habe ich nicht richtig losgelassen."

Von James Crawford konnte man das nicht behaupten. Als am Samstag bei der Abfahrt in Kitzbühel die großen Favoriten bereits am Fuße des Hahnenkamms standen, als "Terminator" Arnold Schwarzenegger und weitere gut 45.000 Ski-Fans und Party-Willige am heiligen Berg der Österreicher mit einem Sieg des Schweizers Alexis Monney rechneten, kam plötzlich noch der Kanadier die Streif herabgeschossen.

Mit Startnummer 20 räumte der amtierende Weltmeister im Super-G das Feld von hinten auf und raste zu seinem ersten Sieg im Weltcup. "Ich bin ohne Erwartungen reingegangen. Aber hier zu gewinnen, ist der Traum von jedem", sagte er. In einem Rennen ohne die befürchteten schweren Stürze lag Crawford knapp vor Monney (+0,08) und Landsmann Cameron Alexander (+0,22).

Crawford schreibt kanadische Geschichte

Die Deutschen? Für Romed Baumann erfüllten sich bei seinem 50. Start in Kitzbühel die Hoffnungen auf ein Top-Ten-Ergebnis nicht. Er belegte bei seiner 21. Abfahrt auf der Streif (mehr hat keiner) Rang 18 (+1,38), der talentierte Luis Vogt nach einer fehlerhaften Fahrt Rang 45 (+3,19). "Mit 1,38 Rückstand wäre ich letztes Jahr Dritter gewesen, diesmal war die Dichte brutal", stellte Baumann fest.

Crawfords Sieg war der erste für einen Kanadier seit 42 Jahren, seit den wilden Zeiten der "Crazy Canucks" um Ken Read (Sieger 1980), Steve Podborski (1981 und 1982) oder Todd Brooker (1983). Er beendete damit auch die Dominanz der Schweizer, die in den bisherigen vier Abfahrten der Saison jeweils die Plätze eins und zwei belegt hatten.

Marco Odermatt, der am Freitag im Super-G seinen ersehnten ersten Sieg auf der Streif gefeiert hatte, wurde Sechster. Danach bekannte er, er habe auch wegen der vielen Stürze im Super-G in der Abfahrt "nichts erzwingen wollen".