Start der Medaillenmission: Handballer wollen WM-Fluch besiegen

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Bundestrainer Alfred Gislason (M.) und seine Schützlinge
Bundestrainer Alfred Gislason (M.) und seine SchützlingeČTK / imago sportfotodienst / Herbertz / Nico Herbertz
Deutschlands Handballer starteten am Montag in ihre WM-Mission: 18 Jahre ohne WM-Medaille sind genug!

"Es kann jetzt losgehen, wir haben Bock auf das Ganze", sagte Linksaußen Lukas Mertens dem SID mit leuchtenden Augen. Und als Spielmacher Juri Knorr kurz darauf als letzter deutscher Spieler in den Teambus kletterte, begann mit der Abfahrt nach Dänemark um 13.41 Uhr die deutsche Medaillenmission endgültig. 18 Jahre nach dem goldenen Wintermärchen wollen Deutschlands Handballer bei einer WM endlich wieder aufs Treppchen.

"Es wäre schon etwas Schönes, Edelmetall in der Hand zu halten, aber dafür müssen wir einiges tun, das wissen wir", sagte Mertens. 18 Jahre sei "schon wirklich eine lange Zeit".

Wintermärchen? Gold-Rausch? Der letzte deutsche WM-Coup zog sogar den kleinen Juri Knorr in den Bann.

Juri Knorr im DHB-Trikot
Juri Knorr im DHB-TrikotČTK / imago sportfotodienst / Herbertz / Nico Herbertz

"Ich weiß, dass ich damals auf einem Kindergeburtstag war und wir die zweite Halbzeit vom Finale noch geguckt haben", berichtet Knorr von seinen frühkindlichen Erinnerungen und lächelt. Ein sechsjähriger Steppke war der heutige DHB-Spielmacher, als Deutschland 2007 eine große Handball-Party erlebte und das ganze Land sich am WM-Titel seiner neuen Helden berauschte.

18 Jahre sind seitdem vergangenen, bei acht Weltmeisterschaften trat das DHB-Team an - eine Medaille gab es nicht mehr. Klar, dass Knorr und seine Mitspieler diese schwarze Serie jetzt unbedingt beenden wollen.

"Natürlich ist es unser Ziel, wieder Richtung Halbfinale zu kommen und dann auch den Schritt Richtung Medaille zu gehen. Ich glaube nicht, dass es unrealistisch ist. Im Endeffekt liegt es an uns", sagte der DHB-Torjäger vor der Abfahrt nach Dänemark, wo am Mittwoch (20:30 Uhr/ARD) der deutsche WM-Auftakt gegen Polen steigt.

Match-Center: Deutschland vs. Polen

Erinnerungen an Olympia

Alfred Gislason überließ am Montag jedenfalls nichts dem Zufall. Noch bevor die deutsche Medaillenmission mit der Busanreise beginnen sollte, bat der Bundestrainer seine Stars am Vormittag ein weiteres Mal in die Trainingshalle.

Die Sinne schärfen und an der Form feilen, lautete die Devise beim DHB-Team. Knorr und Co. wollen in den kommenden dreieinhalb Wochen schließlich unbedingt beweisen, dass Olympia-Silber im vergangenen Sommer keine Eintagsfliege war.

"Da hat extrem viel zusammengepasst, genau so muss es jetzt auch laufen", sagte Knorr. Das deutsche Team habe "das Potenzial dorthin zu kommen, aber es ist nichts garantiert". Grundlegend sei, so Rückraumspieler Julian Köster, "dass wir das erste Spiel gut bestreiten, da Rückenwind mitnehmen und es dann schaffen, wie bei Olympia einen gewissen Flow zu entwickeln".

Die wackeligen Testspiel-Auftritte gegen Brasilien waren mit dem Start ins WM-Abenteuer abgehakt.

Bit glaubt an Erfolgslauf

Johannes Bitter traut seinen Erben zu, den deutschen WM-Fluch zu besiegen und die Durststrecke zu beenden. "Wir haben gesehen, dass alles möglich ist, wenn der Weg passt, wenn die Einstellung passt und wenn auch das Selbstvertrauen da ist", sagte der 2007-Weltmeister im Interview dem Sport-Informations-Dienst (SID) und nannte die Olympischen Spiele als strahlendes Beispiel.

Bitter (r.) und Coach Brand (l.) jubeln über den WM-Titel 2007
Bitter (r.) und Coach Brand (l.) jubeln über den WM-Titel 2007BERND THISSEN / EPA / Profimedia

Dies sei zwar nicht "die neue Benchmark, aber ich glaube, man darf mit Fug und Recht behaupten, diese Mannschaft hat einen klaren Weg ins Viertelfinale. Da muss man gucken, wer kommt, aber danach traue ich der Mannschaft definitiv mehr zu", so Bitter. Die aktuelle Mannschaft "strahlt richtig viel Spaß aus - und dass die alle Handball spielen können, wissen wir ja."

Bitter verschwendet jedenfalls keinen Gedanken daran, dass seine Generation die letzte bleiben könnte, die es bei einer Weltmeisterschaft aufs Treppchen schafft. "Ich sitze doch nicht zu Hause und sage: 'Ich möchte jetzt der Letzte sein, der für Deutschland eine WM-Medaille geholt hat'", sagte der langjährige Nationaltorhüter (175 Länderspiele), der kurz vor Weihnachten als letzter Aktiver seiner Generation verabschiedet worden war: "Hey, die Jungs sollen Gas geben und mit dem größtmöglichen Erfolg nach Hause kommen. Das ist für uns als Handballfreunde, als Leute, die mit dem Handball verbunden sind und den Handball leben, das Wichtigste, wenn diese Mannschaft Erfolg hat."