"Kann noch etwas werden": Handball-Nationaltrainer Gislason will endlich den Titel

Alfred Gislason führt die deutsche Handballnationalmannschaft in die anstehende Weltmeisterschaft.
Alfred Gislason führt die deutsche Handballnationalmannschaft in die anstehende Weltmeisterschaft.Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn/Alamy/Profimedia
Alfred Gislason schlendert lässig über das Parkett der Jyske Bank Boxen. Die Hände des Handball-Bundestrainers stecken in seinen Hosentaschen, Gislason kaut Kaugummi und flachst mit Torhüter Andreas Wolff. Der DHB-Coach, das belegen die Eindrücke vom Training der Nationalmannschaft in der dänischen WM-Arena, hat auch nach fünf Jahren sichtlich Spaß an seinem Job. Manch ein Beobachter meint sogar, er habe mehr Freude an seiner Arbeit denn je.

Die WM in Dänemark ist für Gislason bereits das siebte große Turnier, seit er im Frühjahr 2020 für viele überraschend auf den glücklosen Christian Prokop folgte. Dass es seitdem (noch) nicht mit einem Titel geklappt hat, wurmt den hoch dekorierten früheren Meistertrainer des THW Kiel sicherlich. Aber ärgern? "Ärgern würde ich nicht sagen", sagte Gislason im Interview der Berliner Morgenpost und verwies auf die unglücklichen Umstände, die ihn und das deutsche Team in den ersten Jahren begleiteten.

Zur WM 2021 in Ägypten sagten beispielsweise sieben (!) erfahrene Spieler ab. Bei der durch und durch verrückten EM 2022 in der Slowakei musste er aufgrund unzähliger Corona-Infektionen 28 Spieler einsetzen. "Wohl ein Weltrekord", wie Gislason selbst bemerkt. Doch der damals begonnene Umbruch "und die letzten Turniere geben mir das Gefühl, dass es mit einem Titel noch etwas werden kann". Zeit bleibt dafür noch, Gislasons Vertrag endet nach der Heim-WM 2027. Sogar eine Verlängerung scheint denkbar.

Wie sehr Gislason die Arbeit mit der wohl talentiertesten deutschen Mannschaft der vergangenen Jahrzehnte gefällt, ist nicht zu übersehen. Und nicht zu überhören. Kurz vor Weihnachten war es, als der 65-Jährige im ZDF-Mittagsmagazin geradezu ins Schwärmen geriet. Der Kern der Mannschaft, so Gislason, sei "noch sehr jung". Das Team um Spieler wie Senkrechtstarter Renars Uscins habe "eine Riesenzukunft vor sich".

Diese Zukunft hat längst begonnen. Schon bei der Heim-EM vor einem Jahr deuteten Uscins und Co. ihr massiges Potenzial mit Platz vier an, es folgten die rauschhaften Olympia-Tage in Frankreich.

DHB-Team für die nächsten Jahre gut aufgestellt

Von der Altersstruktur, erzählte Gislason in besagter TV-Schalte mit spürbarer Freude, habe man eine Mannschaft, "die im Großteil zehn Jahre zusammen bleiben kann. Das Schöne ist", so der Trainer-Routinier weiter: "Dahinter kommen ein paar junge Spieler, die ihnen das Leben schwer machen können." Die Hoffnung ist groß, dass es für das DHB-Team nach dem olympischen Silber-Coup von Frankreich noch weiter nach oben gehen kann.

Ob es mit dem Titel schon bei der aktuellen WM in Dänemark und Norwegen etwas werden kann? Schwer zu sagen. Fakt ist: Die Stimmung im deutschen Team ist schon weltmeisterlich. Doch Gislason warnt. Ja, es "macht Spaß. Es wird nur so lange Spaß machen, wie wir Erfolg haben."

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