Der aufgekratzte Marko Arnautovic wollte der ersten WM-Teilnahme einer österreichischen Mannschaft seit 1998 gleich noch eine besondere Dimension verleihen. Nach dem 1:1 (0:1) gegen Bosnien und Herzegowina forderte er im ORF: "Eine Ansage an die Regierung. Bundeskanzler. Bundespräsident. Dass heute, der 18. November, ein Feiertag für jeden ist. WM ist für jeden die Krone. Alle Politiker im Stadion sollen bitte darüber nachdenken."
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10.010 Tage Warten hatten an diesem Abend ein Ende, es folgen 235 Tage geballte Vorfreude. "Es fühlt sich an wie alle Aufstiege und der Pokalsieg mit Schalke", sagte Teamchef Ralf Rangnick. "Ich habe mitgekriegt, wie sehr sich die Menschen mit dieser Mannschaft identifizieren. Deshalb freut es mich für jeden Österreicher, dass wir es geschafft haben." Er selbst, ergänzte er, sei "platt, weil es schon anstrengende Tage waren".
Das Endspiel um den Gruppensieg tat sein Übriges. Ein frühes 0:1 durch den Gladbacher Haris Tabakovic (12.), ein aberkannter Treffer von Konrad Laimer (43.), Powerplay auf das Tor der Bosnier in der zweiten Halbzeit - und schließlich die Erlösung durch "Joker" Michael Gregoritsch (77.). "Wir haben Geschichte geschrieben. Es gibt kein besseres Gefühl. Wir haben es geschafft. Es ist unfassbar, unglaublich!", sagte "Gregerl".
"Wir sind WM!", jubelte allen voran die Kronenzeitung. In der Kabine der Österreicher ging erwartungsgemäß die Post ab: Die Spieler trugen T-Shirts mit dem WM-Pokal, der Sockel war in Rot-Weiß-Rot gehalten, gesungen und gegrölt wurde zur inoffiziellen Nationalhymne "I am from Austria". Für Österreich ist es die achte Teilnahme an einer WM, größter Erfolg bisher: Platz drei 1954 in der Schweiz.
Arnautovic und Alaba mit Karriere-Highlight
Was im Rausch der Gefühle immer wieder betont wurde: Dass da unter Rangnick, Teamchef seit 2022, eine verschworene Gemeinschaft entstanden sei. "Wie diese Truppe sich verhält und zusammenhält", sagte er selbst, "ist schon eine andere Liga." Ex-Nationalspieler Herbert "Schneckerl" Prohaska lobte: "Alle haben diesem Ziel alles untergeordnet, speziell die Arrivierten um Arnautovic und Alaba."
Für Arnautovic (36) und Alaba (33) bedeute die WM-Teilnahme "alles", sagte Rangnick, "für diese Generation war klar, es ist ihre letzte Chance". Ja, bekannte der erneut wegen seiner mangelnden Fitness nicht eingesetzte Alaba, "ein paar von uns haben es über Jahre versucht, sind aber immer gescheitert". Und ja, "viele von uns hatten eine Zeit, wo sie gezweifelt haben. Dass der Traum nun wahr wird, ist etwas Besonderes."
Auch Österreichs Bundespräsident hatte, wie die Spieler hervorhoben, einen Anteil. Alexander van der Bellen war vor dem Spiel in der Kabine aufgetaucht, er sagte unter anderem: "Mich brauchen Sie nicht, aber wir brauchen Sie." Seine Schlussworte: "Gemma, Burschen!" Klingt ein bisschen wie das "kaiserliche" Dekret vor dem WM-Finale 1990: "Geht's raus und spielt's Fußball!"
