FIFA-Präsident Gianni Infantino zeigte sich bereits vor drei Jahren optimistisch: Er prognostizierte, dass der Fußball in Nordamerika zur dominierenden Sportart aufsteigen könne. Zwar ist der Weg zur Ablösung der etablierten „Big Four“ – NFL, NBA, MLB und NHL – noch weit, doch die Entwicklungen seit der letzten Weltmeisterschaft in den USA 1994 lassen aufhorchen.
Damals war Profifußball in den Vereinigten Staaten noch ein Nischensport. Die Major League Soccer (MLS) war noch nicht einmal gegründet – ihr Debüt folgte erst 1996. Heute hat sich die Liga etabliert, ihre Infrastruktur professionalisiert und das sportliche Niveau deutlich gesteigert. Ex-Nationalspieler Eddie Pope erinnert sich: „Zu meiner Zeit bei Real Salt Lake befand sich unsere Umkleidekabine buchstäblich in einem Einkaufszentrum.“ Heute betreut Pope als Sportdirektor von Carolina Core FC talentierte Nachwuchsspieler in einer hochmodernen Trainingsanlage, die sogar als mögliches Basislager für WM-Teams dienen könnte.
Gastgeberstädte rüsten auf – mit Blick auf die WM 2026
Mit 11 von insgesamt 16 Austragungsorten in den USA kommt dem Land eine Schlüsselrolle bei der WM 2026 zu, die gemeinsam mit Mexiko und Kanada ausgerichtet wird. Entsprechend groß ist das Engagement der Städte, nicht nur ein erfolgreiches Turnier zu veranstalten, sondern auch ein langfristiges Erbe für den Fußball zu schaffen.
Atlanta etwa, das bei der WM 1994 leer ausging, soll bei der Neuauflage 2026 mit acht Spielen – darunter ein Halbfinale – zur inoffiziellen Hauptstadt des US-Fußballs werden. Dort eröffnet der US-Verband im April sein erstes nationales Trainingszentrum, ein klares Signal für die strategische Bedeutung der Stadt. Tim Zulawski von AMB Sports & Entertainment erwartet wirtschaftliche Effekte in Höhe von rund 500 Millionen Dollar und sieht das sportliche Umfeld insgesamt auf einem neuen Niveau: „Es gibt internationale Spiele, die in Scharen in die Vereinigten Staaten kommen. Und letztendlich haben die Kinder Idole und Menschen, zu denen sie aufschauen können.“
Vom Event zum nachhaltigen Wandel?
Die Erwartungen sind also hoch – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell. Die Kinder und Jugendlichen von heute wachsen in einem anderen sportlichen Umfeld auf als noch vor 30 Jahren. Der Zugang zu hochwertigem Training, professionellen Vorbildern und internationalem Spitzenfußball ist deutlich gestiegen.
Und auch wenn die US-Herren-Nationalmannschaft unter ihrem neuen Trainer Mauricio Pochettino bislang noch nicht restlos überzeugt, sehen viele Verantwortliche das Turnier 2026 als historischen Katalysator. Denn nie war die Chance größer, dass das „schöne Spiel“ sich dauerhaft im Herzen der amerikanischen Sportkultur verankert.