Unter Druck: Schweden kämpft vor Schlüsselduell gegen die Schweiz um WM-Hoffnung

Alexander Isak (l.) und Viktor Gyökeres (M.) sind die offensiven Hoffnungen der Schweden.
Alexander Isak (l.) und Viktor Gyökeres (M.) sind die offensiven Hoffnungen der Schweden.JESPER ZERMAN/BILDBYRĹN/Shutterstock Editorial / Profimedia

Wenn am Freitagabend die schwedische Nationalmannschaft in der ausverkauften Strawberry Arena in Solna auf die Schweiz trifft, steht mehr auf dem Spiel als nur drei Punkte. Nach einem katastrophalen Start in die WM-Qualifikation steht Trainer Jon Dahl Tomasson mit dem Rücken zur Wand, und ganz Schweden spürt den Druck.

Zwei Spiele, kein Sieg, nur ein Punkt: Das 2:2 gegen Slowenien und das 0:2 gegen Kosovo haben die Blågult an den Rand der Krise geführt. Die Enttäuschung war so groß, dass Experten wie Freddie Ljungberg offen ihre Frustration äußerten. „Es war von Anfang an klar, dass wir große Probleme haben. Was zum Teufel läuft hier schief?“, fragte der frühere Arsenal-Star im schwedischen Fernsehen.

Der Verband hält dennoch an Tomasson fest. Sportdirektor und Verbandsspitze sprachen dem Dänen zuletzt demonstrativ das Vertrauen aus, nun muss der Trainer liefern. Nach über einem Jahr ohne Pflichtspielsieg braucht Schweden dringend ein Erfolgserlebnis, um die WM-Hoffnung am Leben zu erhalten.

Zerrissenes Team und Torwart-Streit

Die Unruhe in der Mannschaft wurde zusätzlich durch den überraschenden Rücktritt von Torhüter Robin Olsen verschärft. Der 35-Jährige erklärte offen, dass der Coach der Grund für seinen Abtritt sei. „Ich werde nicht für die Nationalmannschaft spielen, solange Jon Dahl Tomasson Nationaltrainer ist“, sagte Olsen im Interview mit Aftonbladet.

Damit verliert Schweden einen erfahrenen Führungsspieler mitten in einer Phase, in der Stabilität dringend nötig wäre. Ersatzmann Viktor Johansson vom englischen Zweitligisten Stoke City wird am Freitag zwischen den Pfosten stehen.

Auch in der Abwehr ist die Lage angespannt. Nach dem desaströsen Auftritt gegen Kosovo geriet die Defensive ins Kreuzfeuer der Kritik. Ex-Nationalspieler Mikael Lustig wollte "nicht alle unter den Bus werfen“, doch die Unsicherheit bleibt. Vor allem, da Abwehrchef Victor Lindelöf nach Verletzungspause noch nicht bei 100 Prozent ist und wohl nicht über die volle Distanz gehen kann.

Offensive Hoffnung und die „Milliardenschweden“

Während die Defensive wackelt, ruht die schwedische Hoffnung auf der Offensivreihe, die in ganz Europa für Schlagzeilen sorgt. Alexander Isak (Liverpool), Viktor Gyökeres (Arsenal) und Anthony Elanga (Newcastle) sollen die Schweizer Abwehr ins Wanken bringen.

Das Trio kostete zusammen rund drei Milliarden schwedische Kronen an Transfergeldern, eine Zahl, die in der Schweizer Presse schnell den Spitznamen „Milliardenschweden“ hervorrief. Nationaltrainer Murat Yakin mahnt dennoch zur Vorsicht: „Man muss sie immer im Auge behalten. Das sind Stürmer, die man eine Weile nicht sieht, aber dann plötzlich zuschlagen können.

Auch wenn Isak zuletzt verletzungsbedingt kaum Spielpraxis hatte, erwartet Yakin ein deutlich stärkeres Schweden als in den ersten beiden Partien. „Ich hätte sie lieber im September getroffen“, gibt er zu.

Neuer Wind durch junge Talente

Neben den etablierten Stars sorgt ein Neuling für frischen Wind: Der 19-jährige Roony Bardghji vom FC Barcelona wurde erstmals in die A-Nationalmannschaft berufen. Tomasson lobt die Mentalität des in Malmö ausgebildeten Teenagers: „Er hat einen brillanten Antrieb, er will der Beste sein.

Während Schweden taumelt, reist die Schweiz mit breiter Brust an. Zwei Spiele, zwei Siege: 4:0 gegen Kosovo, 3:0 gegen Slowenien. Nationaltrainer Murat Yakin und Kapitän Granit Xhaka loben die eigene Stabilität, warnen aber vor dem Gegner.

Schweden hatte nicht den Start, den alle erwartet hatten. Aber wenn man sich die Mannschaft ansieht, ist die Qualität definitiv vorhanden“, sagt der Ex-Leverkusener. Der Mittelfeldroutinier, mittlerweile bei Sunderland aktiv, erwartet ein schwieriges Auswärtsspiel: „Wir müssen sehr clever spielen.

Der Stand in WM-Quali-Gruppe B
Der Stand in WM-Quali-Gruppe BFlashscore

Die Eidgenossen wollen ihre perfekte Serie fortsetzen und mit einem weiteren Sieg einen großen Schritt Richtung Weltmeisterschaft machen. Für Schweden geht es dagegen um alles. Nach der verpassten EM 2024 und mehreren gescheiterten WM-Qualifikationen droht erneut das Aus, noch bevor die Kampagne richtig begonnen hat.

Tomasson versucht, trotz aller Kritik die Ruhe zu bewahren – und verteidigt seine Spieler. Besonders Viktor Gyökeres nahm er in Schutz: „Wenn Leute sagen, er habe keinen Einfluss, dann verstehen sie nichts von Fußball.“ Doch Worte allein werden nicht reichen. Gegen die formstarke Schweiz zählt für die Blågult nur eines: ein Sieg.

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