Ein "König" für Deutschland: Hybridlösung Collins soll Abwehr-Baustelle schließen

Collins wurde mit der U21 Vize-Europameister
Collins wurde mit der U21 Vize-EuropameisterČTK / imago sportfotodienst / Gaetano Di Rosa
Am Montagmittag wartete auf Nnamdi Collins eine ganz besondere Begegnung. "Den Bundestrainer kenne ich persönlich noch überhaupt nicht", sagte der doch ein bisschen nervöse Frankfurter Shootingstar im ZDF-Sportstudio vor dem Treffen der Nationalmannschaft auf dem adidas-Campus in Herzogenaurach. Es wird aber auch Zeit: Denn der Neuling soll für Julian Nagelsmann sofort eine alte Baustelle schließen - als Hybridlösung.

"Was er bei uns spielt", also entweder Rechtsverteidiger oder Innenverteidiger, "das verrate ich noch nicht", sagte der Bundestrainer vor dem ersten Händeschütteln. "Vielleicht eine Mischung aus beiden Dingen, er wird das schon gut machen." In einer Dreierkette? Im Vierer-Verbund? So oder so ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Collins zum Start der WM-Qualifikation gegen die Slowakei am Donnerstag in Bratislava (20.45 Uhr/ARD) sein Debüt für Deutschland geben wird. Kapitän Joshua Kimmich schließlich, darauf hat Nagelsmann sich festgelegt, rückt von rechts wieder ins Zentrum.

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Wer Nnamdi Collins selbst befragt, bekommt eine recht deutliche Antwort. Zu vielen Themen, übrigens. Er esse eher Burger als Döner, liebe US-Rap und den FC Liverpool und habe derzeit keine Freundin, verriet er zuletzt in einem Interview im Eintracht-Trainingslager. Wichtiger für Nagelsmann war darin allerdings wohl eine andere Passage.

"Kindheitstraum in Erfüllung gegangen"

"Ich fühle mich wohler als Innenverteidiger", sagte der 21-Jährige. Denn als "Rechtsverteidiger habe ich erst im Profibereich angefangen, vorher habe ich da nie gekickt". Immerhin: "Das macht aber mega Spaß." In der Bundesliga jedenfalls sieht man Collins einerseits stark verteidigen, andererseits flitzt er pfeilschnell die Linie herunter. "Ihn festzubinden", sagte sein Vereinstrainer Dino Toppmöller, sei ohnehin "schwierig, dafür ist er zu stark".

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Zumindest am Telefon hat Collins dann doch schon einmal mit dem Bundestrainer gesprochen. Im Auto klingelte es zur höchsten Berufung, "ein unglaubliches Gefühl, da ist ein Kindheitstraum von mir in Erfüllung gegangen. Schöner hätte es nicht laufen können." Es ist der vorläufige Höhepunkt einer steilen Kurve: Geboren in Düsseldorf, ausgebildet bei der Fortuna, gereift bei Borussia Dortmund, durchgestartet bei Eintracht Frankfurt. Und in der U21, mit der er bei der EM erst im Finale dramatisch an England scheiterte.

Pharell Nnamdi Collins: Ein neuer "König"?

Zu guter Letzt ist selbstverständlich die Frage des Vornamens zu klären, vielleicht ein für allemal. Eigentlich lautet der komplette Name "Pharell Nnamdi Collins" - doch das Pharell "ist schon in Kindheitstagen immer weggefallen". Also sagen alle nur Nnamdi: Das verweist auf seine nigerianischen Wurzeln. "Es kann 'Mein Vater lebt' heißen", berichtete Collins: "Oder 'König'."

Seine Eltern, sagte er, "haben sich dabei schon was gedacht".