Acht Monate vor WM-Startschuss: US-Team in der Krise – Die "Leute reden Schwachsinn"

US-Nationaltrainer Mauricio Pochettino hat acht Monate vor Beginn der WM im eigenen Land viele Baustellen.
US-Nationaltrainer Mauricio Pochettino hat acht Monate vor Beginn der WM im eigenen Land viele Baustellen.Troy Taormina/Imagn Images via Profimedia

Die Mannschaft? Spielt schlecht. Der Star? Zuletzt ein Problemfall. Die Fans? Welche Fans? Acht Monate sind es noch bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2026, und das USMNT, das Nationalteam von Haupt-Gastgeber USA, wirkt wie von dichtem, undurchdringlichem Mehltau befallen. Die Reporter von SoccerAmerica brachten es auf den Punkt: "We're not having fun yet", bislang macht das alles keinen Spaß. Die Aussichten auf Besserung? Trübe. Kurzum: Die Lage ist ernst.

Für den Spaß soll in erster Linie Trainer Mauricio Pochettino sorgen. Doch der Argentinier (53), seit 13 Monaten im Amt, hat damit so seine Probleme. Seine Bilanz aus bisher 18 Spielen: elf Siege, meist gegen Mannschaften wie Trinidad und Tobago, Guatemala oder Haiti. Dazu sieben meist peinliche Niederlagen, vier davon nacheinander in diesem Sommer - die schlimmste Serie des USMNT seit 18 Jahren. Die letzte war ein 0:2 gegen Südkorea. Danach hagelte es Kritik.

"Warum zum Teufel zahlen wir ihm sechs Millionen Dollar im Jahr, wenn er mit diesen Spielern nichts anfangen kann?", sagte Alexi Lalas, Ex-Nationalspieler und populärer TV-Experte, in seinem Podcast "State of the Union" (Lage der Nation) über Pochettino. Tatsächlich hat der frühere Trainer von Paris Saint-Germain oder des FC Chelsea bereits 54 Spieler im USMNT eingesetzt (und noch mehr berufen) – eine Stammelf aber noch nicht gefunden.

Lichtblick für USA gegen Japan

"Wenn Leute über Schwachsinn reden wollen, können sie über Schwachsinn reden", entgegnete Pochettino und betonte, er habe bislang ausloten wollen, "wer für dieses Land bei der Weltmeisterschaft wichtig sein kann".

Im bislang jüngsten Spiel vor einem Monat gab es immerhin ein 2:0 gegen Japan, ein Lichtblick, doch ab Samstag muss Pochettino nun endlich liefern: keine Experimente mehr, hat er für die Spiele gegen Ecuador und vier Tage später gegen Australien angekündigt.

Spielen wird demnach unter anderem der ehemalige Dortmunder Christian Pulisic, mit dem Pochettino zuletzt über Kreuz lag. Der beste Fußballer der USA fremdelt wie viele andere potenzielle Stammspieler mit seinem neuen Coach.

Es sind Nachwirkungen der Trennung von Vorgänger Gregg Berhalter im Juli 2024 nach der missratenen Copa America: Der ehemalige Bundesliga-Profi genoss bei der Mannschaft hohes Ansehen, die gegenseitige Loyalität hat sein Nachfolger längst nicht aufgebaut.

Fußball in den USA (immer) noch nicht angekommen?

Eine Vorfreude auf die WM ist jedenfalls nicht zu spüren – und das reicht weit über die Mannschaft hinaus. Das USMNT fliegt weit unter dem Radar, eine Verbindung zwischen ihm und der eigenen riesigen Soccer Community existiert so gut wie nicht. Bei den schlecht besuchten Heimspielen sind meist mehr Fans des Gegners vor Ort; die Spieler sind im schier unendlichen Sport-Kosmos des Landes so gut wie unbekannt und somit unsichtbar.

Ins Bild passt da ein Werbespot, den Pulisic vor der Copa für eine deutsche Automobilfirma drehte. Dort ruft eine skeptische Stimme aus dem Off: "Die Leute glauben nicht, dass der Fußball in Amerika angekommen ist." Pulisic antwortet darauf: "Ich muss diesen US-Zweiflern das Gegenteil beweisen!" Acht Monate hat er dazu noch Zeit.