Wie einstige Legenden: Leon Goretzka und die Chance auf das große Comeback

War unter Julian Nagelsmann schon abgeschrieben: Leon Goretzka
War unter Julian Nagelsmann schon abgeschrieben: Leon GoretzkaHollandse Hoogte / Shutterstock Editorial / Profimedia
Erstaunliche Comebacks sind in der langen Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft keine Seltenheit. Fritz Walter, Rudi Völler, Lothar Matthäus - all diese Legenden kehrten nach längerer Abwesenheit zurück, mitunter nach Streit und Querelen, zuletzt auch Thomas Müller, Mats Hummels oder Toni Kroos.

Man tut Leon Goretzka sicher nicht Unrecht, wenn man behauptet, dass der Mittelfeldmann von Bayern München trotz seiner bereits 57 Länderspiele nicht in die Kategorie dieser Weltmeister zu zählen ist - seine überraschende Rückkehr in die DFB-Auswahl ist allerdings nicht minder bemerkenswert als jene der genannten Idole.

In München von Thomas Tuchel erst verbal, dann sportlich degradiert und später zum Verkaufskandidaten erklärt, schien seine Perspektive düster. Doch der Musterprofi hat sich bei den Bayern mit bewundernswerter Sturheit zurückgekämpft, ohne öffentlich auf die Pauke zu hauen.

Was maxht Goretza aus der Chance?

Julian Nagelsmann, der seit dem Neustart mit der DFB-Elf vor einem Jahr leichten Herzens auf Goretzka verzichtet hatte, kam jetzt gar nicht mehr an ihm vorbei. Weil es der 30-Jährige im Verein zu gut macht. Und weil der Bundestrainer im Mittelfeld Not hat: Joshua Kimmich ist hinten rechts zu wertvoll, Aleksandar Pavlovic krank, die nominierten Pascal Groß und Robert Andrich erlebten schon wesentlich bessere Tage. Es bleibt Angelo Stiller - und eben Goretzka.

Dennoch kommt sein Comeback überraschend, hat Nagelsmann zuletzt doch oft genug und gut begründet, warum er ihn für verzichtbar hält, auch mit Blick auf die Teamhygiene. Dass der Bundestrainer umgedacht hat und über seinen Schatten gesprungen ist, ist nicht minder bemerkenswert - und gereicht ihm zur Ehre.

Goretzka hat diese Chance verdient. In den Kracher-Spielen gegen Italien kann er auf höchstem Niveau zeigen, was er dem deutschen Team noch geben kann. Und dass er eben nicht der Stinkstiefel ist, für den ihn manche nach seinem vorübergehenden Aus hielten. In 15 Monaten steigt die WM - Zeit für Legenden.