Nagelsmann träumt: "Titelchen" bei der "Mini-EM", dann der "schöne WM-Pokal"

Nagelsmann will den ersten Titel mit dem Nationalteam seit 2017 holen
Nagelsmann will den ersten Titel mit dem Nationalteam seit 2017 holenMichaela STACHE / AFP / AFP / Profimedia
Julian Nagelsmann blickte im Herzogenauracher Turnierquartier in die Gesichter seiner Spieler und war zufrieden. "Sie haben es begriffen", sagte der Bundestrainer über seine "Titelchen"-Mission, die er den Stars gleich bei der Zusammenkunft zum Final Four der Nations League noch einmal eingeimpft hatte. Sicher, langfristig träumt auch Nagelsmann vom "schönen WM-Pokal", wie er auf Nachfrage einer Schülerin verriet, jetzt aber gilt: Volle Konzentration auf die Krone bei der "Mini-EM".

Beim Treffen im beschaulichen Franken vor dem Halbfinal-Kracher gegen Portugal bediente sich Nagelsmann dafür eines Kniffes: Er gratulierte seinen Profis zu all den Erfolgen, die sie zuletzt gefeiert haben. "Pokalsieger, deutscher Meister, spanischer Meister, spanischer Pokalsieger, Conference-, Champions- und Europa-League-Quali, und so weiter, und so fort." Sein Hintergedanke: Aufzuzeigen, "was für eine schlagkräftige Truppe wir hier haben". Ein Team, das sich auch vor den möglichen Endspielgegnern Spanien oder Frankreich nicht verstecken muss.

Obwohl wichtige Säulen fehlen, allen voran Jamal Musiala, Kai Havertz und Antonio Rüdiger. Letzterer bekam von Nagelsmann nach seinem groben Fehlverhalten im spanischen Pokalfinale ein Ultimatum gesetzt: Rüdiger habe "das Limit erreicht", warnte der Bundestrainer. Heißt: Noch ein weiterer Ausraster - und der Abwehrchef muss mit seinem Rauswurf rechnen.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Portugal

"Final Four rocken": Nagelsmann schwänzt Champions-League-Finale

Nagelsmann ordnet alles dem Erfolg unter und krempelte vor allen anderen die Ärmel hoch. Als seine Stars am Freitagmittag nach und nach in abgedunkelten Vans im einstigen EM-Quartier eintrudelten, hatte der längst anwesende Bundestrainer seinen "Arbeitsmodus" bereits auf "on" geschaltet. Seine dabei vom DFB im Netz verbreitete Botschaft: "Lasst uns gemeinsam das Final Four rocken!"

Um das "Wir-Gefühl" weiter zu pflegen, verzichten Nagelsmann und Völler auch auf einen Kurztrip zum Champions-League-Finale am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) nach München. Zusammenstehen - das ist auch das Motto im Umgang mit den Fans, von denen 4000 zum öffentlichen Training am Nachmittag ins Adi-Dassler-Stadion pilgerten. Die kostenlosen Tickets, teilte der DFB mit, waren "innerhalb weniger Minuten vergriffen".

Die Anhänger freuten sich auf Rückkehrer wie Marc-André ter Stegen, dessen Status als Nummer 1 Nagelsmann inmitten der Gerüchte um eine mögliche Trennung vom FC Barcelona abermals bekräftigte, oder Florian Wirtz. In Abwesenheit weiterer verletzter Kräfte wie Angelo Stiller, Nico Schlotterbeck, Tim Kleindienst und Benjamin Henrichs standen auch die Neulinge Tom Bischof und Nick Woltemade im Fokus.

Mit guter Statistik in Richtung WM

Für die Vorbereitung auf den ersten Nationalmannschaftstitel seit dem Confed-Cup-Triumph 2017 bleiben Nagelsmann ab Samstag vier Trainingstage, an denen der neue Torwarttrainer-Assistent Stefan Wessels seinen Einstand gibt. Am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) warten in München Cristiano Ronaldos Portugiesen. Dann gilt es, "unser großes Schlagwort Selbstverständnis weiter zu füttern", wie Nagelsmann mit Blick auf die Seriensieger von Weltmeister Argentinien oder Europameister Spanien betonte.

Immerhin: Das DFB-Team hat von den vergangenen 17 Länderspielen nur das EM-Viertelfinale gegen Spanien (1:2 n.V.) verloren. Die Revanche könnte am 8. Juni im Finale der Nationenliga erfolgen. "Auch wenn es nur ein kleiner Titel ist", sagte Nagelsmann über das Ziel, "aber für uns als Gruppe wäre er sehr, sehr wichtig."