Wieder-Nationalspielerin Anyomi im Aufwind: Endlich erste Wahl

Nicole Anyomi soll die DFB-Frauen gegen Spanien zum Titel schießen.
Nicole Anyomi soll die DFB-Frauen gegen Spanien zum Titel schießen.ČTK / imago sportfotodienst / Hendrik Gräfenkämper

Beim Training auf dem DFB-Campus zog Nicole Anyomi die Blicke auf sich. Hier mal ein Tor, da eine Vorlage – die Stürmerin war im Kreise der deutschen Fußballerinnen gleich wieder mittendrin. Schwierige Zeiten liegen hinter Anyomi, umso mehr genießt die 25-Jährige von Eintracht Frankfurt ihre neue Rolle im DFB-Team vor dem Finalkracher in der Nations League.

"Ich versuche, meine Fähigkeiten in die Nationalmannschaft einzubringen, und glaube, die letzten beide Spiele haben das gut gezeigt", sagte Anyomi dem kicker. Im Halbfinale gegen Frankreich (1:0/2:2) war sie jeweils Christian Wücks erste Wahl als Sturmspitze, das DFB-Comeback nach rund einem Jahr krönte Anyomi mit ihrem wichtigen wie sehenswerten Treffer im Rückspiel.

"Dieses Tor hat gezeigt: Jetzt bin ich da und bereit für alles, was kommt", sagte sie voller Selbstvertrauen, bevor es für die DFB-Auswahl in den Showdown gegen Weltmeister Spanien am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Kaiserslautern und kommenden Dienstag (18.30 Uhr/ARD) in Madrid geht. Dabei sah Anyomis Situation vor wenigen Monaten noch ganz anders aus.

Mitte Mai hatte sie als Bundesliga-Topscorerin (14 Tore, neun Assists) öffentlich über einen mangelnden Austausch mit dem Bundestrainer gesprochen – die Aussagen erregten großes Aufsehen.

Die Teilnahme an den letzten Länderspielen vor der EM musste Anyomi dann aufgrund von Knieproblemen absagen – ihre Turnierchance war dahin. Diese Entscheidung sei ihr "sehr schwergefallen", aber "es war im Nachhinein genau die richtige." Um jetzt schmerzfrei neu angreifen zu können.

Die Kommunikationsproblematik ist ebenfalls Schnee von gestern: "Wir haben uns im Anschluss ausgesprochen, und da ist auch nichts hängen geblieben." Jeder Trainer ticke und kommuniziere eben anders, "damit bin ich völlig fein."

Anyomi noch mit Verbesserungspotenzial?

Fein ist auch Anyomis Form: Elf Tore erzielte die gebürtige Krefelderin in dieser Saison bereits für die SGE und sammelte fünf Assists. Unter der Woche glänzte sie mit einem Doppelpack im Europa Cup beim Achtelfinal-Rückspiel gegen die PSV Eindhoven (3:1).

"Ich weiß, dass da noch viel mehr in mir steckt, ich mache mir da keinen großen Druck, glaube aber", betonte Anyomi, "dass ich noch nicht fertig bin. Ich kann noch etwas draufpacken." Das hört sicher auch Wück gerne. Denn in der Offensive muss der 52-Jährige aktuell auf Lea Schüller, die aus familiären Gründen kurzfristig absagen musste, und die verletzte Giovanna Hoffmann (Kreuzbandriss) verzichten.

Ihre magere Quote von drei Toren würde Anyomi im 30. Länderspiel nur zu gerne ausbauen. Dass es nicht mehr sind, lag auch an Experimenten – einst sollte Anyomi zur Außenverteidigerin umgeschult werden. Im Hier und Jetzt ist die Olympiadritte in ihrer Wohlfühlposition angekommen, muss sich aber gleichzeitig Gedanken über ihre Zukunft machen.

Im Sommer läuft der Vertrag der Ex-Essenerin nach fünf Jahren in Frankfurt aus. "Wir haben jetzt angefangen, Gespräche über eine Verlängerung zu führen", erklärte Anyomi: "Ich kann mir alles vorstellen."