Neues System und neue Rollen bei den DFB-Frauen? Trainer Wück sucht Team der Zukunft

Bundestrainer Christian Wück will die DFB-Frauen ins Finale der Nations League führen.
Bundestrainer Christian Wück will die DFB-Frauen ins Finale der Nations League führen.MARIUS BECKER / DPA PICTURE-ALLIANCE VIA AFP

Wer füllt die Oberdorf-Lücke? Wie soll man eine Ann-Katrin Berger ersetzen? Was wird nach Giulia Gwinns Rückkehr aus EM-Entdeckung Carlotta Wamser? Und spielt Jule Brand nun eine zentralere Rolle? Fragen über Fragen, auf die Bundestrainer Christian Wück bei seinem Personalpuzzle nicht nur für das Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich Antworten finden muss.

"Wir stehen am Anfang der Entwicklung", betonte Wück vor dem Heimspiel am Freitag in Düsseldorf (17.45 Uhr/ARD) und dem Rückspiel in Caen vier Tage darauf: "Wir haben unheimlich viele spannende Spielerinnen. Darauf lässt sich aufbauen."

Zum Match-Center: Deutschland vs. Frankreich

Ausgerechnet Frankreich-Schreck Berger aber fehlt bei der Neuauflage des dramatischen EM-Viertelfinales (6:5 i.E.) aufgrund von Knieproblemen - die Gegnerinnen dürften aufatmen. "Die werden natürlich froh sein", scherzte Nationalspielerin Klara Bühl in Anspielung auf Bergers Sternstunde inklusive Monster-Parade und Elfer-Heldentaten in Basel.

Ausfall von Torhüterin Berger schmerzt

Stina Johannes vom VfL Wolfsburg kann sich nach dem Ausfall von Bayern-Keeperin Ena Mahmutovic wohl die größten Einsatzhoffnungen machen. Da noch offen ist, ob Berger über das Jahr hinaus überhaupt ihre Karriere im DFB-Team fortsetzen wird, steht die 25-Jährige mit Blick auf die WM 2027 ohnehin verstärkt im Fokus.

Doch ohne Berger klafft allein schon bei der internationalen Erfahrung eine Lücke: Erst drei Länderspiele hat Johannes absolviert, die aktuellen Alternativen Laura Dick und Rafaela Borggräfe sind noch ohne Einsatz.

Zurück in der Abwehr ist Kapitänin Gwinn, die bei der EM nach ihrer Innenbandverletzung am Knie von Wamser (Bayer Leverkusen) ersetzt wurde. Wück philosophierte zuletzt offen über die Idee einer "Systemumstellung", um so unter anderem auch Platz für die 21 Jahre alte Newcomerin zu schaffen.

Oder Wamser rückt einfach vor auf den rechten Flügel, auf dem bislang Jule Brand gesetzt war. Nach ihrer starken EM könnte die 22-Jährige von OL Lyonnes einen neuen Platz in der Mitte finden. Denn: "Unsere Zehner-Position hat im 4-2-3-1-System nicht funktioniert", lautete eine von Wücks Turnier-Erkenntnissen.

Alara als Hoffnungsträgerin

Im Mittelfeld war das Comeback von Lena Oberdorf fest eingeplant, nach dem erneuten Kreuzband-Schock ist der Bayern-Star wieder lange außen vor. Eine neue Option ist ihre gerade mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnete Vereinskollegin Alara Sehitler.

Wück sieht die 18-Jährige als "unheimlich interessante Spielerin", die in München allerdings noch keinen Stammplatz hat. Für Oberdorf ist die erfahrene Linda Dallmann in den Kader gerutscht, im Mittelfeld gesetzt war bei der EM nur das etablierte Duo Elisa Senß und Sjoeke Nüsken. Im Sturm erhält Lea Schüller durch Nicole Anyomi und Neuling Shekiera Martinez Konkurrenz.

Egal, für welche Formation sich der Bundestrainer beim Start in das nächste Kapitel nach dem Halbfinal-Aus gegen Spanien (0:1 n.V.) entscheidet: Fortschritte erwartet er vor allem in der Offensive.

Da seien seine Schützlinge in der Schweiz "unter den Top acht die Schwächsten bei der Effizienz" gewesen, kritisierte Wück und stellte klar: "Wir müssen uns mit Ball verbessern, beim ersten Kontakt und im Passspiel."