Über sein großes Idol, die Zukunft und den Traum-Klub: Nicolo Tresoldi im Interview

Nicolò Tresoldi mit Deutschland
Nicolò Tresoldi mit DeutschlandChristian Hofer / GETTY IMAGES / AFP
Der deutsche U21-Stürmer, der in Italien geboren und aufgewachsen ist, ist einer der Stars des Teams. Nicolò Tresoldi, der Sohn des ehemaligen Atalanta-Spielers Emanuele, wird demnächst 21 Jahre alt. Doch jetzt hat der in Cagliari geborene Stürmer erst einmal andere Dinge im Kopf. Das Viertelfinale der U21-Europameisterschaft zwischen seinem Heimatland Italien und Deutschland wird das nächste Highlight seiner jungen Karriere.

Im Exklusivinterview mit Flashscore News/Diretta zeigt sich die deutsche Nummer 9 mit einem fröhlichen Lächeln. Und nach einer sonnigen Begrüßung spricht er mit uns vor Ort in flüssigem italienisch.

Nicolò, Deutschland vs. Italien, ein ganz besonderes Spiel für dich, oder?

(Lacht) Ja, das habe ich mir eigentlich erhofft. Ich bin in Italien geboren und dort aufgewachsen. Es wird also ein sehr aufregendes Spiel für mich sein. Ich freue mich darauf, gegen Italien zu spielen, das wird eine richtig gute Partie.

Was hältst du von den Azzurrini?

Italien ist immer eine großartige Nationalmannschaft, sie haben tolle Spieler. Alle meine Freunde werden das Spiel von zu Hause aus verfolgen, sowohl in Deutschland als auch in Italien, deshalb freue ich mich sehr auf das Match.

Pass auf, dass du nicht beide Hymnen mitsingst....

(Lacht) Mal sehen, mal sehen...

Tresoldis Statistiken bei der Euro U21
Tresoldis Statistiken bei der Euro U21Flashscore

Keine Bemühungen vom italienischen Verband

Kannst du erklären, wie dein Einbürgerungsprozess ablief?

2017 bin ich mit Mama und Papa nach Hannover gefahren, und siehe da, nach fünf Jahren gab es die Möglichkeit, einen deutschen Pass zu bekommen. Ich habe ihn angenommen und sofort wurde ich von der deutschen Nationalmannschaft in die U19-Auswahl berufen.

Italien hat sich also nie um dich bemüht?

Nein, nie.

Aber man hängt immer sehr an seinem Heimatland.

Natürlich fahre ich im Urlaub oft dorthin zurück. Ich habe immer noch ein Haus auf Sardinien, meine Großeltern leben in Italien, und ich habe immer noch viele Freunde dort.

Klose oder Inzaghi?

(Er antwortet trocken) Inzaghi! Pippo ist mein größtes Idol. Ich bin ich auch ein großer Milan-Fan. Es wäre definitiv mein Traum, eines Tages für den AC Mailand zu spielen.

Ist diese Rossoneri-Leidenschaft die Schuld von Papa?

Nein, mein Vater ist ein Inter-Fan (lacht). Eigentlich war es mein Großvater, der die Leidenschaft für Milan an mich weitergegeben hat.

Erzähl mir vom Beginn der U21-Europameisterschaft: In zwei Spielen in der Startelf hast du ein Tor und eine Vorlage erzielt, und in den letzten Minuten des Sieges gegen England hast du dich ebenso sehr gut eingebracht. 

Ja, ich bin dabei. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben. Das Wichtigste bei diesen Turnieren ist es aber, zu gewinnen. Aber wenn man der Mannschaft mit Assists und Toren helfen kann, ist das schön. Das Wichtigste ist es, Siege zu sammeln, um weiterzukommen. Wir haben eine tolle Mannschaft, wir können sehr gut abschneiden.

Was hast du von Italien gesehen, was dir gefällt?

Sie sind hinten gut aufgestellt, haben nur ein Tor kassiert. Sie haben gute Spieler wie Casadei, Fabbian, Baldanzi, Gnonto. Es ist also ein starkes Team. Vor allem sind sie, wie ich schon sagte, hinten gut aufgestellt. Ein bisschen nach italienischer Art, wie immer.

Kennst du jemanden von den Azzurrini persönlich?

Fazzini. Ich kannte ihn schon als Kind, als Jugendliche haben wir zusammen mit Milan trainiert.

Bist du bereit, es mit ihm aufzunehmen? 

(Lacht): Ein bisschen, ja.

Pippo Inzaghi sein großes Idol

Du bist für heutige Verhältnisse kein besonders großer Mittelstürmer (1,83 cm). Spielst du lieber in der Box oder als hängende Spitze?

Eigentlich mache ich beides gerne, auch weil ich nicht sehr schnell bin, also gehe ich auch gerne in die Tiefe, halte den Ball und kämpfe. Dann ist es klar, dass meine Hauptqualität darin besteht, mich im Strafraum durchzusetzen.

Kurzum, wie Pippo Inzaghi.

Genau, ich denke, meine Hauptqualität ist mein Torriecher.

Weiß Pippo, dass du sein Idol bist?

Ja, das weiß er, Papa hat mit Pippo gespielt. Also hat er es ihm gesagt. Ich hoffe... oder ich würde mich freuen, wenn er dieses Interview liest!

Abschied aus Hannover

Du hattest eine gute Saison mit Hannover in der zweiten deutschen Liga. Jetzt bist du nach Brügge gewechselt, wo du in der Vorrunde der Champions League spielen wirst.

Das ist ein wichtiger Schritt, auch weil das Spielen auf internationaler Ebene anders ist als in der Zweiten Liga. Außerdem wird in Brügge viel auf junge Leute gesetzt, was einer der Gründe war, warum ich dorthin wechseln wollte.

Du verlässt Hannover nach acht Jahren.

Es war auf jeden Fall etwas schmerzhaft, aber ich denke, es ist wirklich an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen, den kleinen Sprung. Und ich denke, Brügge ist das perfekte Team dafür.

Du hast bis zu deinem 13. Lebensjahr in Italien gelebt. Wie hat dir die italienische Fußballkultur in Deutschland geholfen?

Vielleicht dadurch, dass ich diese italienische Lust, diesen italienischen Elan, diese italienische Cazzimma habe. Außerdem bin ich, wie ich schon sagte, ein Stürmer mit einem Torriecher. Vielleicht nicht der Archetyp eines modernen Stürmers, aber ich bin eher von Inzaghi oder Bobo Vieri inspiriert.

Wirst du am Sonntag treffen? 

Ja, ich denke schon.