Vor Beginn der Klub-WM: Argentiniens Traditionsklub Boca Juniors in der Krise

Ein frustrierter Miguel Merentiel im Trikot der Boca Juniors.
Ein frustrierter Miguel Merentiel im Trikot der Boca Juniors.ALEJANDRO PAGNI / AFP
Die Boca Juniors stecken in einer ihrer tiefsten sportlichen und institutionellen Krisen der vergangenen Jahre. Der einst ruhmreiche Klub, Inbegriff argentinischer Fußballleidenschaft, hat den Faden verloren – auf dem Platz wie in der Führungsetage. Das jüngste Aus im Viertelfinale des Apertura 2025 gegen Independiente (0:1) markiert einen weiteren Tiefpunkt in einer schon jetzt verkorksten Saison.

Im Zentrum der Kritik steht Vereinspräsident Juan Román Riquelme – ein Idol auf dem Rasen, zunehmend umstritten in der Chefetage. Nach der Entlassung von Trainer Fernando Gago nach der Niederlage im Superclásico gegen River Plate (1:2) verpasste es Riquelme, rechtzeitig einen neuen Chefcoach zu installieren. Stattdessen übernahm Mariano Herrón interimsweise – ohne Erfolg. Drei Spiele, kein Sieg – und das Ausscheiden in gleich zwei Turnieren.

Diese Entscheidungsunlust ist symptomatisch für ein größeres Problem: fehlende strategische Führung. Seit Riquelmes erstem Engagement in der sportlichen Leitung im Jahr 2019 unter Ex-Präsident Jorge Ameal hat Boca sechs Trainer verschlissen. Stabilität sieht anders aus.

Boca Juniors: Absturz auf allen Ebenen

Auch sportlich hinkt Boca den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Seit dem letzten Titelgewinn im März 2023 (Supercopa Argentina) blieb der Erfolg aus. Zehn Turniere ohne Meisterschaft – für einen Verein mit dem Selbstverständnis eines Daueranwärters auf Titel ist das eine Katastrophe.

Enttäuschte Boca Juniors nach dem Aus in der Apertura gegen Independiente.
Enttäuschte Boca Juniors nach dem Aus in der Apertura gegen Independiente.ALEJANDRO PAGNI / AFP

Der internationale Fußball, einst Bühne für glorreiche Auftritte, ist längst zum Albtraum geworden. Nach der Finalniederlage in der Copa Libertadores 2023 gegen Fluminense (1:2 n. V.) kamen die Argentinier nicht mehr in Fahrt. 2024 kam das Aus im Achtelfinale der zweitklassigen Copa Sudamericana, 2025 scheiterte Boca in der zweiten Runde der Libertadores.

Fans am Rande der Geduld

Die Stimmung in der legendären La Bombonera ist am Kippen. Bereits beim mühsamen Sieg nach Elfmeterschießen gegen Lanús im Achtelfinale war das Unbehagen spürbar. Nach dem Ausscheiden gegen Independiente schlugen die Emotionen endgültig um. Wütende Sprechchöre gegen den Vorstand und Riquelme persönlich hallten durchs Stadion. „Lasst sie alle gehen“, riefen Fans, „nicht einen einzigen soll man behalten.

Auch im direkten Umfeld wachsen die Zweifel. Cristian Traverso, Ex-Spieler und Klubkenner, kritisierte Riquelmes Weigerung, rechtzeitig einen Trainer zu verpflichten, scharf. Und sogar der stellvertretende Klubsekretär Alejandro Veiga warnt offen: „Boca spielt schlecht, und der Präsident ist schuld.

Klub-WM als letzte Hoffnung?

Ausgerechnet die Klub-Weltmeisterschaft 2025, die in wenigen Wochen in den USA startet, könnte zur Nagelprobe für Riquelmes Führung werden. Noch ist unklar, wer die Mannschaft dann betreuen wird. Hinter den Kulissen soll intensiv nach einem erfahrenen Trainer gesucht werden. Doch ob diese späte Reaktion reicht, um die sportliche Misere zu stoppen, ist fraglich.

Beim Sommerturnier in den Vereinigten Staaten trifft CABJ unter anderem auf den deutschen Rekordmeister FC Bayern. Außerdem stehen Duelle mit Benfica Lissabon aus Portugal und Auckland City aus Neuseeland auf dem Programm.

Zum Artikel: Boca Juniors bei der Klub-WM