FlashFocus: Trainerwechsel und Identitätskrise – Juve auf der Suche nach neuem Glanz

Juves neuer Cheftrainer Igor Tudor
Juves neuer Cheftrainer Igor TudorFlashscore / IPA, Independent Photo Agency Srl / Alamy / Profimedia
Am Samstag wird der Kroate Igor Tudor sein Debüt als Cheftrainer von Juventus Turin geben. Der 46-Jährige holte während seiner aktiven Zeit mit den Bianconeri zweimal den italienischen Scudetto. Künftig soll der Nachfolger des kürzlich entlassenen Thiago Motta den italienischen Rekordmeister wieder an die Tabellenspitze führen. Doch in der laufenden Spielzeit genießt ein Ziel oberste Priorität: Die Teilnahme an der UEFA Champions League.

Die Mission von Igor Tudor ist klar definiert: Beendet Juventus die laufenden Saison auf Rang vier, wird sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert. Andernfalls muss er sich nach einem neuen Job um sehen.

Auf die Einnahmen aus der Königsklasse kann das finanziell angeschlagene Juve kaum verzichten. Allein die Teilnahme an der Ligaphase garantiert bereits ein Startgeld von über 18 Millionen Euro. 

Misslingt das Unterfangen, wäre der Klub zum Verkauf von Schlüsselspielern und aufstrebenden Talenten gezwungen. Bereits im Winter erzeugten die Leistungen von Andrea Cambiaso Interesse bei Manchester City. Auch die Entwicklung des türkischen Nationalspielers Kenan Yildiz wird von internationalen Spitzenteams aufmerksam beobachtet.

Yildiz hat einen Flashscore-Marktwert von 46,6 Millionen Euro
Yildiz hat einen Flashscore-Marktwert von 46,6 Millionen EuroALESSIO MORGESE/DPPI via AFP

Ohne CL-Teilnahme wäre es zudem undenkbar, dass Leihspieler wie Randal Kolo Muani, Francisco Conceicao und Renato Veiga fest an den Verein gebunden werden.

Erfolg ist das Einzige, was zählt

Juves Glanzzeiten scheinen vorbei zu sein. Seit dem Gewinn des 36. Meistertitels in der Saison 2019/20 ging es mit dem Traditionsverein stetig bergab. 2023 wurden dem Klub wegen gefälschter Bilanzen gar 15 Punkte abgezogen. Nach einem Zoff mit dem langjährigen Cheftrainer Massimiliano Allegri folgte im Mai 2024 dessen Entlassung. 

Juventus Turin: Die kommenden Aufgaben
Juventus Turin: Die kommenden AufgabenFlashscore

Sein Nachfolger Thiago Motta hatte zuvor den FC Bologna in die Champions League geführt – doch mit seiner auf raffiniertem Positionsspiel basierenden Taktik wurde er in Turin nicht glücklich. 

Juventus ist italienischer Rekordmeister – die eigene Identität basiert auf einem einzigen Prinzip: Erfolg. Ob dieser durch knappe 1:0-Siege oder ein spektakuläres Torfestival errungen wird, ist zweitrangig. "Gewinnen ist nicht wichtig, es ist das Einzige, was zählt", propagierte Vereinspräsident Giampiero Boniperti schon in den 1970er-Jahren.

Heilsbringer Tudor?

Nun soll Igor Tudor endlich den erhofften Umschwung bringen. Während seiner aktiven Karriere absolviert er für Juve in der Serie A insgesamt 149 Einsätze. Damals machte sich der Kroate einen Namen als knochenharter Verteidiger. Und auch sein Führungsstil als Trainer lässt keinen Raum für Zimperlichkeit.   

Tudor ist kein Tüftler, kein großer Taktikfuchs – sondern ein Mann der Effizienz. Quasi der Gegenentwurf zu Motta. Dieser wurde im Piemont als Schöngeist wahrgenommen. Seine Aussage "Gewinnen ist keine Obsession von mir" löste bei Juves Anhängern Magenkrämpfe aus.

Heikle Mission

Auf den ersten Blick steht Tudor vor einer lösbaren Aufgabe. Acht Spieltage vor Saisonende hat Juventus als Tabellenfünfter nur einen Zähler Rückstand auf Rang vier und den FC Bologna. Doch die Rahmenbedingungen sind alles andere als einfach.

Zum einen kämpfen noch etliche weitere Klubs um die CL-Teilnahme. Selbst das auf Platz neun liegende Milan darf sich noch berechtigte Hoffnungen machen, Juve einzufangen. 

Tabellenausschnitt Juventus vor dem 30. Spieltag der Serie A
Tabellenausschnitt Juventus vor dem 30. Spieltag der Serie AFlashscore

Zum anderen ist die Situation um Mittelstürmer Dusan Vlahovic ist alles andere als einfach. In den vergangenen Wochen wurde der 25-jährige Angreifer immer wieder von muskulären Problemen geplagt. Zudem entsprechen neun Tore in 22 Ligaeinsätzen entsprechend nicht den hohen Erwartungen, welchen man bei den Bianconeri an den Serben stellt. Unter Thiago Motta wurde er jüngst zum Bankdrücker degradiert.

Vlahovic fristete zuletzt ein Reservistendasein
Vlahovic fristete zuletzt ein ReservistendaseinGIUSEPPE MAFFIA/NurPhoto/NurPhoto via AFP

Auch der niederländische Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners spielt eine enttäuschende Saison. Im Sommer zahlte Juve für dessen Dienste eine Ablösesumme von 60 Millionen Euro an Ligarivale Atalanta.

Er hat sich in Turin ebenso wenig zum Führungsspieler entwickelt wie Douglas Luiz, für den immerhin 50 Millionen Euro an Aston Villa überwiesen wurden. Der Brasilianer war in den letzten Wochen immer wieder verletzt und kam im besten Fall als Joker zum Einsatz.

Trotz dieser fehlgeleiteten Kaderplanung stehen Coach Tudor alle Mittel zur Verfügung, um Juventus wieder auf Spur zu bringen. Es zählt nur der Erfolg. Und wenn der Kroate diesen bringt, ist ihm die Zukunft in Turin gesichert.

Match-Center: Juventus vs. Genoa