Niclas Füllkrug und West Ham United: Ein Verein und sein Stürmer in der Krise

Niclas Füllkrug will bei West Ham United endlich den Durchbruch schaffen.
Niclas Füllkrug will bei West Ham United endlich den Durchbruch schaffen.PATRICK MCDERMOTT / Getty Images via AFP

West Ham United steckt tief in der Krise, und Niclas Füllkrug steht sinnbildlich für die sportliche Misere des Londoner Traditionsklubs. Nach einem katastrophalen Start in die Saison 2025/26 herrscht Ratlosigkeit an der Themse. Vier Niederlagen in den ersten fünf Premier-League-Spielen, das Aus im EFL Cup gegen die Wolves und ein früher Trainerwechsel: Die Hammers taumeln, und ihr deutscher Mittelstürmer sucht noch immer nach seiner Rolle.

Als Füllkrug im Sommer 2024 für 27 Millionen Euro von Borussia Dortmund kam, war die Erwartung riesig. Ein Stürmer mit internationaler Erfahrung, robust, kopfballstark und als klassischer „Neuner“ für das physische Spiel auf der Insel prädestiniert.

Doch die Realität sieht ernüchternd aus: Vier Einsätze in der Liga, 230 Minuten, keine Tore, keine Vorlagen. Zuletzt saß der 32-Jährige gegen Tottenham 90 Minuten lang auf der Bank, beim 1:2 gegen Crystal Palace wurde er nur eingewechselt.

Schon die Vorsaison war durchwachsen: Drei Tore in 18 Spielen, dazu wiederkehrende Verletzungen. Muskelfaserrisse, Oberschenkelprobleme, lange Pausen, die Liste ist lang. Füllkrugs Verletzungsanfälligkeit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Sie verhindert Konstanz, Rhythmus und das dauerhafte Vertrauen der Trainer.

Hinzu kommt die starke Konkurrenz: Callum Wilson kam im Sommer aus Newcastle, Lucas Paquetá wurde vom mittlerweile ersetzten Coach Graham Potter sogar als falsche Neun aufgeboten. Füllkrug droht in dieser Konstellation zum Randspieler zu werden.

West Ham im freien Fall

Doch nicht nur der deutsche Nationalstürmer steckt fest, die gesamte Mannschaft wirkt verunsichert. Defensiv ist West Ham ein Schatten seiner selbst: 16 Gegentore in sechs Pflichtspielen, darunter sieben nach Eckbällen. „Wir müssen uns mehr konzentrieren und auf jede Aktion vorbereitet sein“, mahnte Verteidiger Konstantinos Mavropanos nach der Pleite gegen Crystal Palace.

Die Heimschwäche verschärft die Lage zusätzlich. Seit dem 27. Februar haben die Hammers kein Pflichtspiel im London Stadium mehr gewonnen, drei der vier Saisonniederlagen kassierte das Team vor eigenem Publikum. Kein Wunder, dass die Fans bereits während der Spiele Gesänge über das mögliche Aus von Trainer Potter anstimmten.

Graham Potter übernahm erst im Januar, doch die Bilanz ist verheerend: nur sechs Siege in 25 Spielen, ein Punkteschnitt von 0,92 – schlechter als jeder Coach vor ihm. Am Samstag machte der Verein die Entlassung des Engländers und die Ernennung von Nuno Espírito Santo als neuem Coach öffentlich. Die Heimniederlage gegen Palace war für Potter das letzte Kapitel, das Gastspiel beim FC Everton am Montagabend (21:00 Uhr/Sky) wird zu Nunos Debüt.

Für Füllkrug ist die Situation heikel. Der Stürmer ist in London privat angekommen, betont im „Kicker“ ausdrücklich, dass er und seine Familie sich wohlfühlen. Auch die Fans haben ihn längst mit ihrem „We’ve got a big German“-Chant ins Herz geschlossen. Sportlich aber droht er zwischen Bank, Reha und kurzen Joker-Einsätzen zu versanden.

Schafft Füllkrug den Turnaround?

Der Trainerwechsel könnte zum Wendepunkt werden: Ein neuer Coach, neues Vertrauen, vielleicht sogar eine zweite Chance für den 32-Jährigen in der Premier League?

Zum Match-Center: FC Everton vs. West Ham United