Andächtig, die Augen von einer Sonnenbrille verdeckt, trug Virgil van Dijk das Trikot seines toten Teamkollegen vorbei an der Trauergemeinde, um es vor der kleinen Kirche Gondomars abzulegen. Ein Blumengesteck, ganz in rot, nur die Nummer 20 strahlte weiß. Es war die Nummer, die Diogo Jota bei den Spielen seines FC Liverpool auf dem Rücken getragen hatte.
Am Donnerstag war der Nationalspieler gemeinsam mit seinem Bruder bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Am Wochenende war der internationale Fußball und der Sport in tiefer Trauer vereint: bei der Beisetzung der Brüder in deren nordportugiesischer Heimat, an der Anfield Road in Liverpool, bei der Klub-WM in den USA und sogar beim Tennis-Klassiker in Wimbledon.
Neben Liverpool-Kapitän van Dijk waren auch Mannschaftskamerad Andrew Robertson und Trainer Arne Slot nach Gondomar nahe Porto gereist. Zu den Trauergästen zählten zudem die portugiesischen Nationalspieler Bernardo Silva und Bruno Fernandes sowie Nationaltrainer Roberto Martínez, ebenso Staatspräsident Marcelo Nuno Duarte Rebelo de Sousa und Regierungschef Luis Montenegro. Mehrere hunderte Menschen säumten den Weg des Trauerzuges.
Jotas Teamkollegen hatten sich bereits am Vorabend mit dessen Familie in einer Kapelle zum stillen Gedenken getroffen und der Witwe des mit nur 28 Jahren aus dem Leben gerissenen Fußballprofis, Rute Cardoso, ihr Beileid ausgesprochen. Vor zwei Wochen hatte Cardoso ihre Jugendliebe, mit der sie drei kleine Kinder hat, geheiratet, am Samstag folgte sie, unter Tränen und gestützt von ihrer Schwester, dem Sarg ihres Ehemanns.
"Für immer unsere Nummer 20"
Die riesige Anteilnahme am Tod der beiden Profifußballer - Jotas Bruder André Silva, 25, war in der zweiten portugiesischen Liga aktiv gewesen - ging am Wochenende weit über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus. An der legendären Anfield Road legten Fans wie bereits an den Vortagen unzählige Blumen, Schals und Trikots ab, auf kleinen Zetteln standen Botschaften wie "Für immer unsere Nummer 20" oder "Du wirst von Millionen vermisst werden" geschrieben.
Vor den Viertelfinals bei der Klub-WM gab es Schweigeminuten, besonders emotional wurde es bei der Partie zwischen Fluminense und Al-Hilal, als die portugiesischen Nationalspieler Ruben Neves und Joao Cancelo in Tränen ausbrachen. Der portugiesische Tennisprofi Francisco Cabral trug beim Klassiker in Wimbledon während seines Doppelmatches eine schwarze Gedenkschleife am Ärmel. Die Veranstalter lockerten gar ihre strengen Kleiderregeln, um Zeichen der Trauer zu erlauben.
Selbst beim Comeback-Konzert der Band Oasis im walisischen Cardiff am Freitagabend wurde an Diogo Jota gedacht. Während des Songs "Live forever" wurde sein Trikot auf die riesige Leinwand neben der Bühne projiziert. Die tiefe Betroffenheit über den Tod zweier Fußballprofis - am Wochenende ging sie bis weit über den Sport hinaus.