Aber Pfiffe gegen eigene Spieler? "Ich halte nichts davon", sagte Nadiem Amiri klipp und klar. Woltemade sei "ein junger Spieler, der gerade eine schwierige Phase durchgemacht hat. Mit vielen Wechselthemen, hin und her." Es schmerzte, dass der Ex-Stuttgarter kurz nach seinem Multimillionen-Wechsel auf die Insel bei seiner Rückkehr auf deutschen Boden die Wut der Fans über sich ergehen lassen musste.
Die Teamkollegen stellten sich deshalb hinter Woltemade. Pascal Groß gestand, die Pfiffe nicht wahrgenommen zu haben. Aber so etwas finde er generell "nie gut", betonte der Dortmunder.
"Weil er einer von uns ist, ein Spieler, der alles gibt, die deutschen Farben vertritt. Da sollten wir alle hinter stehen." Für Woltemade, der schon in Bratislava an den slowakischen Abwehr-Haudegen zerschellt war, sei es "nicht einfach", ergänzte Amiri: "Ich finde es schade - aber so ist der Fußball."
Woltemade hatte gegen Nordirland (3:1) zunächst wie das gesamte Team einen guten Start erwischt und das 1:0 durch Serge Gnabry (7.) aufgelegt. In der Folge gelang ihm jedoch kaum noch etwas, nach einer Stunde musste der enttäuschende Stürmer vom Feld. Die hitzigen Diskussionen über den 23-Jährigen, der für bis zu 90 Millionen Euro vom VfB Stuttgart zu Newcastle United gewechselt war, setzten sich unvermindert fort.
Hoeneß mit Breitseite gegen Woltemade
Allen voran hatte zuvor Uli Hoeneß die Debatte angeheizt. Dieser Woltemade, den auch der FC Bayern zu gerne verpflichtet hätte, zu dem aber mit den Stuttgartern in zähen Verhandlungen keine Einigung erzielt werden konnte, sei "ein super netter Kerl, ein guter Spieler", sagte der Münchner Ehrenpräsident im Sport1-Doppelpass und schob eine Spitze hinterher.
"Aber er ist keine 90 Millionen Euro wert." Den überraschenden Wechsel auf die Insel kommentierte Hoeneß süffisant, Woltemade sei ja "nicht von Fußball-Fachleuten geholt worden, sondern von irgendeinem Öl-Konzern in Saudi-Arabien."
Der Schwung der furiosen Rückrunde mit dem VfB und der U21-EM im Sommer ist jedenfalls dahin. Woltemade, das weiß auch Bundestrainer Julian Nagelsmann, wird sich in Newcastle neu beweisen müssen, bestenfalls schon beim möglichen Debüt am Samstag gegen die Wolverhampton Wanderers. Damit im Oktober keine weiteren Pfiffe auf ihn warten.