Die aktuelle Negativserie des FC Liverpool mit drei Niederlagen in Folge (die längste unter Trainer Arne Slot) hat den Druck auf den ehemaligen Leverkusener zusätzlich erhöht. In England wird Wirtz zunehmend zum Symbol für die Probleme des Teams gesehen.
Nach der Champions-League-Pleite gegen Galatasaray bezeichnete TV-Experte Jamie Carragher ihn gar als „das offensichtliche Problem“ und forderte seine Degradierung. Auch Gary Neville äußerte Kritik, nannte Wirtz „berechenbar“ und meinte, er „brauche Arbeit, brauche Training“.
Doch nicht alle Stimmen sehen die Ursache allein beim jungen Deutschen. Ex-Profi Micah Richards betonte, Wirtz’ Schwierigkeiten seien Teil eines größeren Liverpool-Problems: „Er kreiert einige sehr gute Torchancen, sie werden nur nicht genutzt.“
Tatsächlich zeigte Wirtz zuletzt Ansätze seines Könnens: Gegen Galatasaray legte er zwei Großchancen auf, beim Duell mit Chelsea bereitete er Mohamed Salah per Hackentrick eine exzellente Möglichkeit vor, doch der Ägypter schoss vorbei.
Rückkehr in die Nationalmannschaft – ein vertrautes Umfeld
Die anstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Luxemburg (Freitag ab 20:45 Uhr live in der Flashscore-Audioreportage) und Nordirland (Montag ab 20:45 Uhr live in der Flashscore-Audioreportage) kommen für Wirtz zur rechten Zeit. Nach der enttäuschenden 0:2-Niederlage gegen die Slowakei und dem wenig überzeugenden Sieg gegen Nordirland steht auch die DFB-Elf unter Zugzwang.
Bundestrainer Julian Nagelsmann baut auf Wirtz, den er als „wichtigsten Offensivspieler“ im Kader bezeichnete – insbesondere, weil Jamal Musiala und Kai Havertz verletzungsbedingt fehlen.
In Deutschland genießt Wirtz ohnehin großes Vertrauen. DFB-Sportdirektor Andreas Rettig betonte: „Eines ist sicher: Florian wird sich bei Liverpool durchsetzen.“ Rudi Völler erklärte, Wirtz müsse sich an seine neue Rolle gewöhnen, sei aber „eine sichere Bank“. Philipp Lahm pflichtete dem Weltmeisterkollegen bei und bekundete, Wirtz habe das Potenzial, das Spiel jeder Mannschaft zu prägen.
Ruhe bewahren: Wirtz’ eigene Haltung
Trotz der Kritik bleibt Wirtz gelassen. „Natürlich hätte ich gerne schon ein Tor erzielt oder an ein paar Treffern mitgewirkt“, sagte er im September bei Sky Deutschland. „Aber egal, was andere sagen, ich bleibe ruhig. Ich weiß, was ich kann, und ich bin sicher, dass ich es bald auf dem Platz zeigen werde.“
Diese Ruhe könnte nun zum Schlüssel werden. In der Nationalmannschaft, wo er bereits sieben Tore und drei Vorlagen in 15 Spielen verbuchen konnte, fühlt sich Wirtz wohl. Sein sehenswerter Freistoßtreffer im September gegen Nordirland bleibt vielen in Erinnerung. An diese Form will er nun anknüpfen und danach auch in Liverpool so richtig durchstarten.