Bayer-Niederlage mit Folgen: Warum Citys Abhängigkeit von Haaland ein Problem ist

Haaland ist bei der Niederlage gegen Leverkusen erst spät eingewechselt worden.
Haaland ist bei der Niederlage gegen Leverkusen erst spät eingewechselt worden.ČTK / imago sportfotodienst / Mark Cosgrove/News Images

Manchester City hat in den vergangenen Jahren Maßstäbe gesetzt, doch in der aktuellen Saison zeigt sich ein Problem: Die Mannschaft ist extrem abhängig von Erling Haaland. Die 0:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen in der Champions League brachte dieses strukturelle Ungleichgewicht erneut ans Licht. Pep Guardiola räumte nach dem Spiel ein, dass die große Rotation ein Fehler gewesen sein könnte und verdeutlichte damit, wie verletzlich sein Team ohne den norwegischen Torjäger ist.

Mit 22 Toren in 21 wettbewerbsübergreifenden Einsätzen liefert Haaland statistische Argumente, die jede taktische Fokussierung auf ihn nachvollziehbar machen. Für eine Mannschaft, die ein Spitzenteam wie Arsenal in der Premier League jagt, wäre es sogar fahrlässig, diesen Vorteil nicht zu nutzen.

Doch die Zahlen zeigen zugleich ein gefährliches Ungleichgewicht: In der Liga hat City eine Tordifferenz von +14 – exakt die Zahl der Tore, die Haaland erzielt hat. Ein gedankliches Experiment verdeutlicht die Dimension: Hätte Haaland in den Spielen gegen Arsenal, Brentford, Everton und Bournemouth nicht getroffen, fehlten City hypothetisch zehn Punkte. Auch wenn andere Spieler möglicherweise eingesprungen wären, legt diese Rechnung offen, wie schmal die Offensivbasis derzeit ist.

Wer müsste mehr Verantwortung übernehmen?

Die Alternativen im Kader tun sich schwer, Haaland auch nur ansatzweise zu entlasten. Der Ex-Frankfurter Omar Marmoush etwa konnte bei der Niederlage gegen Leverkusen keine Akzente setzen. Ohne Torschuss, ohne kreierte Chance und mit nur drei Ballkontakten im Strafraum war er praktisch unsichtbar. Da Haaland klar vor ihm steht, wird es für ihn zudem schwierig, über Spielpraxis in einen Rhythmus zu finden, dennoch reicht eine Bilanz von einem Tor und einer Vorlage für Citys Anspruch nicht aus.

Zum Match-Center: Manchester City vs. Bayer Leverkusen

Phil Foden zeigt wieder Ansätze jener Form, die ihm 2023/24 den Titel „Premier League Player of the Season“ einbrachte. Seine Hauptrolle bleibt jedoch die des Spielgestalters, nicht die des Vollstreckers, und mit lediglich einem Tor und einer Vorlage ist auch seine offensive Ausbeute zu gering.

Jeremy Doku ist abgesehen von Haaland vermutlich der auffälligste City-Spieler. Mit 37 erfolgreichen Dribblings, 27 kreierten Chancen und 71 Strafraumaktionen sticht er statistisch heraus. Doch diese starken Werte münden kaum in direkte Torbeteiligungen: Ein Tor und drei Assists sind zu wenig, um die Offensivlast nachhaltig zu verteilen.

Welche Verstärkungen könnten helfen?

Ein weiterer Mittelstürmer würde City kaum weiterbringen, da Haaland ohnehin in nahezu jedem Spiel gesetzt ist. Stattdessen besteht die größte Lücke auf der rechten Außenbahn. Oscar Bobb startete dort in die Saison, inzwischen spielt verstärkt Rayan Cherki: ein talentierter Kreativspieler, aber eher ein Zehner als ein Flügelstürmer, der langfristig Bernardo Silva ersetzen dürfte.

Was City fehlt, ist ein torgefährlicher Flügelspieler: ein Profil, das in der modernen Fußballlandschaft selten geworden ist. Doch in der Premier League gibt es einen passenden Kandidaten, der sogar über eine bezahlbare Ausstiegsklausel verfügt: Antoine Semenyo aus Bournemouth. Semenyo ist beidfüßig, dribbelstark wie Doku, aber zugleich deutlich abschlussstärker. Er könnte jene zusätzliche Torquelle liefern, die City aktuell so dringend benötigt.