Im Juni brillierte Nick Woltemade bei der U21-EM, im September musste er Pfiffe bei der Nationalmannschaft ertragen - und jetzt steht der 85-Millionen-Euro-Mann nach einem turbulenten Sommer vor seinem Debüt bei Newcastle United. "Ich glaube, das Projekt Newcastle ist sehr geil", sagte der frühere Stuttgarter vor seinem ersten Pflichtspiel für den englischen Spitzenklub: "Auf die Aufgabe habe ich Bock, auf die Challenge habe ich Bock. Darum bin ich hier."
Zwischen Pfiffen und Premier-League-Debüt
Das große Preisschild, das an ihm haftet, soll nicht hemmen. "Es ist einfach ein Geschäft. Für mich zählt nur meine Leistung", analysierte der 1,98m große Mittelstürmer seinen Wechsel kurz.
"Ich möchte mich ungern mit Geld verbinden", sagte der 23-Jährige in einem Sky-Interview für das Personalityformat "Darum bin ich hier - Nick Woltemade exklusiv" (Montag/18.00 Uhr) vor seinem möglichen Debüt in der englischen Premier League am Samstag gegen die Wolverhampton Wanderers: "Auch wenn ich jetzt den Preis habe, ändert es für mich nichts daran, dass ich mir Zeit geben und ankommen will."
Zeit, die er bei seinem letzten Einsatz für die Nationalmannschaft nicht bekam. Beim 3:1 (1:1) gegen Nordirland am Sonntag in Köln pfiffen die Fans bei Woltemades Auswechslung. Das habe er "wahrgenommen", gab der U21-Vize-Europameister zu: "Aber wenn die Leute meinen, zu pfeifen, dann ist das okay. Das ist deren Recht. Es kann jeden mal treffen, jetzt hat es mich mal getroffen."
"Eine geile Herausforderung"
Nach seinem Abschied vom Bundesligisten VfB Stuttgart scheint Woltemade nicht zuletzt angesichts der Transfersumme für seinen Wechsel auf die Insel auf Druck vorbereitet. "Klar weiß ich, dass die Erwartungen von außen definitiv höher sind, aber wenn ich mir jetzt bei jedem Spiel sage und nur darauf schaue, Du kostest so viel Geld, ist das in meinen Augen der völlig falsche Ansatz", meinte der gebürtige Bremer.
Von seinem Engagement im Fußball-Mutterland erwartet sich Woltemade "eine geile Herausforderung". Denn das Spiel in seiner neuen Wahlheimat auf einem "anderen Niveau" nimmt der Torjäger im Unterschied zur Bundesliga als "sehr intensiv mit ganz anderer Schlagzahl, mit einer hohen Anzahl an Sprints und sehr harten Zweikämpfen auf höchstem Level" wahr. Man könne, sagte Woltemade, "sich daran gewöhnen, aber braucht auch Zeit".
Zum Match-Center: Newcastle United vs. Wolverhampton Wanderers
Völler nimmt ihn in Schutz und in die Pflicht
Woltemade, der noch im Frühjahr scheinbar mühelos für Furore in der Bundesliga gesorgt hatte, muss nach seinem kometenartigen Aufstieg mit großem Druck umgehen. Dass sich dank konstant starker Leistungen auch die Erwartungshaltung ändert, weiß Rudi Völler. "Die Monate davor ist ihm alles so ein bisschen zugeflogen, alles hat funktioniert – aber das Leben ist halt nicht immer so", sagte der DFB-Sportdirektor im Podcast Spielmacher von 360Media. Die Pfiffe gegen Woltemade seien aus seiner Sicht "nicht richtig: Das ist der falsche Weg, damit ziehst du einen Spieler nur noch mehr runter. Das hat er nicht verdient".
Doch Völler nahm Woltemade nicht nur in Schutz, sondern vor allem in die Pflicht. "Der liebe Gott hat ihm ja was in die Wiege gelegt", sagte der frühere Stürmer. Besonderes Talent allein reiche nicht, "er wird körperlich zulegen müssen in der Premier League und kann sich auch im Kopfball verbessern".
Woltemade selbst weiß um die neue Herausforderung: "Die Anzahl an Zweikämpfen, die Anzahl an Sprints, die Anzahl an Duellen, wo du auf höchstem Level sein musst, die ist höher. Ich denke, dass es eine Challenge ist, an die man sich gewöhnen kann, die aber auch Zeit braucht."