Flashscore-Interview mit Joris Chotard von Montpellier: "Deutschland ist taktischer"

Joris Chotard wird Montpellier im Sommer wohl verlassen
Joris Chotard wird Montpellier im Sommer wohl verlassenFlashscore / Icon Sport / ddp USA / Profimedia
Joris Chotard, der in Montpellier ausgebildet wurde, beendet seine sechste und wahrscheinlich letzte Saison beim designierten Ligue-1-Absteiger HSC Montpellier. Verbittert, aber mit klarem Blick auf die Situation, in der sich sein Verein befindet, hat er Flashscore ausführlich über seine letzten Monate berichtet, die mit einer olympischen Medaille so gut begonnen hatten, bevor eine Reihe von Verletzungen den Dreh- und Angelpunk von Herault ausbremsten.

F: 2026 wird Didier Deschamps die Bleus verlassen, Thierry Henry steht auf der Liste der potenziellen Nachfolger. Wie war er als Trainer der franzöischen Olympia-Mannschaft?

A: Er und sein Stab haben dafür gesorgt, dass das Team zu einer lebendigen Einheit wurde. Es gab diese Mischung aus Lockerheit und Nähe zu den Spielern, aber gleichzeitig wusste man, dass er nicht schreien musste, um alle zurechtzuweisen oder wieder runterzuholen. Er hat dieses natürliche Charisma, das dafür sorgt, dass er nicht die Stimme erhebt, um die Dinge klarzustellen. Er hat ein Wort, das in der Umkleidekabine Gewicht hat, und das ist einer der Faktoren, die uns so weit gebracht haben.

Viele Spieler wechseln im Laufe ihrer Ausbildung oder ihrer Karriere die Position. Sie sind dagegen ein eingefleischter Sechser. Wie drückt sich das aus?

Seit meiner Kindheit hatte ich immer den Wunsch, zu verteidigen und der Verteidigung zu helfen. Als ich klein war, habe ich die großen Spiele als Innenverteidiger gespielt. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für die Position des Sechsers. Aktionen zu unterbrechen, die Abwehr zu entlasten, Bälle zu erobern und sauber zu starten, das hat mir immer gefallen. Auf dieser Position fühle ich mich am wohlsten.

Sie sind ein Fan von Sergio Busquets, der Quintessenz der Nummer 6. Inwiefern inspiriert er Sie?

Ich habe den Fußball in der Zeit für mich entdeckt, als Barcelona groß war. Damals wurden mir viele Dinge auf dem Platz bewusst, wie wichtig die Aufstellung ist. Wenn man Sechser wie Busquets oder, in einem anderen Stil, N'Golo Kante sieht, der den Ball am Fuß kleben hat, erkennt man im Allgemeinen, dass sich diese Rolle sehr verändert hat. Zum Beispiel mit dem Prinzip Box-to-Box, um am Offensivspiel teilzunehmen. Das ist interessant, weil es die Register, in denen man sich bewegt, diversifiziert.

Sie waren 2023 kurz vor einem Wechsel zu Sporting CP und 2024  zum VfL Wolfsburg. Sind diese Ligen für Sie aufgrund Ihrer Rolle attraktiv oder könnten Sie sich auch anderswo sehen?

Es ist etwas anderes, diese Ligen im Fernsehen zu sehen, als tatsächlich dort zu spielen. Ich habe es bei Freundschaftsspielen gegen spanische oder deutsche Mannschaften gesehen, das ist ganz anders. In Spanien gibt es mehr Feuer, Technik und Schnelligkeit, während es in Deutschland stoischer und taktischer ist. Es hängt vor allem vom Projekt jeder Mannschaft ab, aber es gibt tatsächlich Unterschiede in der Intensität.

Sie sind trotz Ihrer Erfahrung jung: Wie werden Sie die aktuelle Saison für Ihre weitere Karriere analysieren?

Ich hätte es natürlich lieber vermieden und eine gute Saison gespielt, die an die Dynamik der letzten vier oder fünf Jahre anknüpft, in denen wir uns auch in schwierigen Phasen mit mehreren Punkten belohnt haben. Mental ist das nichts Neues, denn wir hatten auch schon komplizierte Zeiten, aber über einen so langen Zeitraum ist das neu. Es ist eine Saison zum Vergessen, aber man muss auch daraus lernen, sie analysieren, um in Zukunft nicht dieselben Fehler zu machen.