FlashFocus: Roberto De Zerbi lässt Olympique Marseille von Größerem träumen

Roberto De Zerbi (m.) mit Luis Henrique (l.) während des Ligue-1-Spiels gegen den AS Monaco
Roberto De Zerbi (m.) mit Luis Henrique (l.) während des Ligue-1-Spiels gegen den AS MonacoIcon Sport / ddp USA / Profimedia
Olympique Marseille startete mit einem 5:1-Sieg gegen Le Havre am vergangenen Sonntag im Orange Vélodrome mit einem Paukenschlag in das Jahr 2025. Nach einer mehrwöchigen Eingewöhnungsphase fand Roberto De Zerbi die magische Formel, die es der Mannschaft ermöglichte, in einen guten Spielrhythmus zu kommen.

Schluss mit dem Träumen, denn die Realität ist da. Seit der Ankunft von Roberto De Zerbi (45) im letzten Sommer lautet das neue Ziel: "Ohne Umwege  zum Ziel". Unter Beibehaltung eines offensiven Fußballansatzes erntet der Italiener langsam die Früchte einer Arbeit, die im Juli begann.

Als Zweitplatzierter hinter Paris Saint-Germain ist Olympique Marseille auf dem besten Weg, sich für die Champions League in der nächsten Saison zu qualifizieren. Der nächste Ansatz wäre, erstmals seit der Saison 2011/2012 auch einen Titel zu gewinnen. Im Coupe de France ist Marseille noch dabei, spielt am 14. Januar im Sechzehntelfinale (21:10 Uhr) gegen Lille.

Von der Renovierung bis zum Neubau: Die Pfote De Zerbis bewährt sich beim OM.

Die ersten Monate von Roberto De Zerbi waren dagegen, gelinde gesagt, kompliziert. So sehr, dass der in Brescia geborene De Zerbi nach einer Reihe schlechter Heimergebnisse, die in der der PLeite gegen Auxerre (1:3) Anfang November gipfelte, die Vertrauensfrage stellte: "Wenn ich das Problem bin, bin ich bereit zu gehen". 

Er war nicht der Grund. Tatsächlich, so scheint es, diente diese Niederlage vielmehr dazu, einige Defizite der Mannschaft aufzudecken, was letztendlich zu einem Wendepunkt der bis dato durchwachsenen Saison führte. Nach der Länderspielpause implementierte De Zerbi ein 4-3-3-System. Seitdem war OM mit fünf Siegen und einem Unentschieden in sechs Spielen in allen Wettbewerben höchst erfolgreich. Man erkennt: Die Mannschaft beginnt, die Philosophie und das Positionsspiel des Trainers zu verstehen. Ein Beweis gefällig? Das sehenswerte One-Touch-Tor von Quentin Merlin gegen LOSC dürfte als Musterbeispiel dienen.

Klar definierte Ziele: Die Champions League und der französische Pokal

Vor allem in der Liga hat man in der Rückrunde ein weiteres Ass im Ärmel. Marseille spielt im Gegensatz zu Monaco, Lille oder Lyon nicht im Europapokal, was in Sachen Frische und Erholung ein großer Vorteil sein dürfte. Der Januar verspricht ein entscheidender Monat zu werden. Zwei gefährliche Auswärtsspiele gegen Rennes (11.01.) und Nizza (26.01.) zwingen die Olympier, auf der Hut zu sein, während sie Mitte des Monats das zuletzt formstarke Straßburg (19.01.) empfangen.

Die aktuelle Top 5 der Ligue 1
Die aktuelle Top 5 der Ligue 1Flashscore

Gerade die Stärke ind er Ferne begeistert jedoch aktuell Fans und Unterstützer des Verein. Marseille ist in dieser Saison das beste Auswärtsteam mit 21 Punkten aus 8 Spielen (7 Siege, 1 Niederlage), vor PSG mit 18 Punkten. Ein weiteres Ziel, schon in dieser Saison, ist der französische Pokal. Das war es jedenfalls, was De Zerbi nach dem Sieg gegen Saint-Etienne (0-4) in der vorherigen Runde ausrief: "Wir spielen den Pokal, um ihn zu gewinnen. Wie in der Meisterschaft spielen wir jedes Spiel, um wettbewerbsfähig zu sein".

Kaderplanung: Kommt Pogba?

De Zerbi ist in seinem Bestreben, den französischen Traditionsverein wieder auf Vordermann zu bringen, übrigens nicht alleine. Mit Pablo Longoria, Ex-Bayer Medhi Benatia und Giovanni Rossi hat sich der Coach, an dem auch der FC Bayern interessiert gewesen sein soll, ein schlagkräftiges Team an Experten zusammengestellt, das auch Namen wie den französischen Nationalspieler Adrien Rabiot oder einen Stürmer vom Kaliber eines Mason Greenwood anlockte. Zu viert haben sie im letzten Sommer eine Baustelle begonnen, mit dem Ziel, den Verein in drei bis fünf Jahren wieder zu einem Schwergewicht der Ligue 1 zu machen - und auch international?

Wirft man einen Blick auf das Spielermaterial, so haben einige neue Gesichter die Erwartungen von Benatia und De Zerbi nicht erfüllt. Das beste Beispiel dafür ist wohl Lilian Brassier, der als Leihgabe mit Kaufoption von Brest geholt wurde und seit jenem Spiel gegen Auxerre einer der großen Verlierer ist. Das Talent begang an eben jenem Abend einen Fehler, der ihn zum Verhängnis wurde und ihn bis heute aus der Startelf verdrängt hat. Genau wie Bamo Meite und Chancel Mbemba könnte er noch in diesem Winter seine Koffer packen. Ein Zeichen dafür, dass schwache Performances konsequent bestraft werden - und man in Marseille ein leistungsstarkes Team aufbauen will.

Denkt man an die kommende Saison, so kommt man bei der Personalplanung um einen Namen nicht herum: Paul Pogba. Der ehemalige Weltmeister würde perfekt ins Beuteschema des Vereins passen, wäre nach seiner Doping-Sperre ab März wieder spielberechtigt. Weitere potentielle Neuzugänge kursieren immer wieder in den französischen Medien. So zum Beispiel Gianluca Scamacca, einem Stürmer, der Roberto De Zerbi und Giovanni Rossi gut bekannt ist, da die drei bereits in Sassuolo zusammengearbeitet hatten. Wer auch immer in der nächsten Saison die Weiß-Blauen Farben trägt: Es besteht kein Zweifel daran, dass die Fans von Olympique de Marseille wieder von Größerem träumen dürfen.