FlashFocus: Portugals kleiner Maestro Vitinha kommt ganz groß raus

Vitinha ist bei PSG und Portugal nicht mehr wegzudenken.
Vitinha ist bei PSG und Portugal nicht mehr wegzudenken.FRANCK FIFE/AFP
Vítor Machado Ferreira wurde als Vitinha in den Fußball hineingeboren. Die Endung "-inha" ist einer der portugiesischen Verkleinerungsformen und bedeutet hier so viel wie "kleiner Vitor". Mit einer Körpergröße von 1,72 m ist Vitinha macht dieser Spitzname auch durchaus Sinn und doch hat er es an die Spitze des Weltfußballs geschafft. Der "kleine" Vitor kommt aktuell groß raus. Doch der Weg des in Santo Tirso geborenen Mittelfeldspieler schien nicht immer in diese Richtung zu führen.

Vitinha wurde als Sohn von Vítor Manuel, ein Mittelfeldspieler, der fast 200 Spiele in den portugiesischen Ligen absolvierte, geboren. Schon bald wurde klar, dass Vitinha eine beispiellose Karriere als Profifußballer einschlagen würde.

Sein Talent wurde früh vom FC Porto entdeckt, der damit begann, die vielleicht beste Generation von Nachwuchsspielern in der Geschichte des Vereins aufzubauen. Mit gerade einmal 11 Jahren trug Vitinha - damals Benfica-Fan - bereits das blau-weiße Trikot, zusammen mit Spielern wie João Mário und Fábio Vieira

In einer Mannschaft voller Talente stachen Vitinhas Fähigkeiten schnell hervor. Es war schwierig, bei den Qualitäten dieses jungen Spielers nicht sofort ins Schwärmen zu geraten. Schwierig, aber nicht unmöglich.

Vitinha absolvierte insgesamt 59 Einsätze für die erste Mannschaft des FC Porto
Vitinha absolvierte insgesamt 59 Einsätze für die erste Mannschaft des FC PortoFC Porto

Obwohl er dem Klub zum Gewinn der Jugendliga und des nationalen Jugendpokals verhalf, bemerkte das Talentförderteam des FC Porto nicht, was dort für alle sichtbar war.

Vitinha hatte trotz seines großen Talents in der ersten Mannschaft des FC Porto nicht so viel Platz, wie er es sich gewünscht hätte. Zwar wurde er vom damaligen Trainer Sérgio Conceição gefördert, doch nach gerade einmal zwölf Spielen und einer Vertragsverlängerung ging er überraschend zu Wolverhampton - per Leihe samt Kaufoption in Höhe von 20 Millionen Euro.

Vitinha bei Wolverhampton
Vitinha bei WolverhamptonCATHERINE IVILLPOOL/AFP

Wolves verzichtet auf Kaufoption

Nuno Espírito Santo war sich der Fähigkeiten seines Landsmanns Vitinha bewusst und glaubte, dass die technischen Fähigkeiten des Spielers in Verbindung mit seiner Intelligenz ausreichen würden, um die Anforderungen der Premier League zu erfüllen.

Doch die Wahrheit war, dass Vitinha im englischen Fußball nur selten glänzen konnte. An der Seite von Mittelfeldspielern wie seinen Landsmännern João Moutinho und Rúben Neves schaffte er es in der Liga nur fünfmal in die Startelf. Was für den Spieler eine schlechte Nachricht war, war für die Fans des FC Porto ein Fest. Entgegen allen Erwartungen derer, die sein Talent kannten und nicht an ihm zweifelten, kehrte Vitinha nach Portugal zurück.

Die Saison 2021/22 sollte Vitinhas Karriere für immer prägen. Er etablierte sich bei seinem Jugendverein, schaffte es in den ersten vier Monaten jedoch nur viermal in die Startelf. Im Dezember gab Conceição Vitinha seine erste Reihe von Einsätzen in der ersten Mannschaft - Portimonense, Atlético Madrid, SC Braga, Vizela und Benfica (zweimal) waren die Gegner - und räumte direkt die Auszeichnung für den besten Spieler des Monats ab.

Vitinhas Einfluss war so groß, dass man am Ende der Saison, als der FC Porto das Double gewann, von der "besten Saison unter Sérgio Conceição" sprach.

Vitinha hat sich beim FC Porto nur langsam etabliert
Vitinha hat sich beim FC Porto nur langsam etabliertČTK / AP / Jonathan Moscrop

PSG-Ablöse wird zum Schnäppchen

Das Schicksal der portugiesischen Vereine ist in etwa so: Ausbilden, um zu verkaufen. Die Talente, die Portugal in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hat, waren für die Nationalmannschaften kaum von Nutzen, aber es hat gereicht, um den Laden am Laufen zu halten. In einer Zeit, in der die Konten des FC Porto unausgeglichen waren, waren die 41,5 Millionen Euro, die PSG für die Verpflichtung von Vitinha zahlte, sehr wichtig, aber es war auch sehr wenig.

Nach einer herausragenden Saison, in der Vitinha erstmals in die Nationalmannschaft berufen wurde, unterschrieb er bei PSG. Man verfügte in Paris zwar immer noch über das Trio Messi-Neymar-Mbappé, doch dessen Instabilität und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in der Liga erweckte den Eindruck, als sei er verschenkt worden.

Vitinha - Leistungsdaten
Vitinha - LeistungsdatenFlashscore

Obwohl er fast immer in der Startelf stand, überzeugte Vitinha die Fans von Paris Saint-Germain nicht auf Anhieb. Doch in der folgenden Saison, als das namhafte Offensiv-Trio aufgelöst wurde und Luis Enrique kam, gab es keinen Zweifel mehr am Talent des Portugiesen. Der Trainer war überzeugt: "Für mich ist Vitinha der Spieler der Saison".

Nach Mbappé war Vitinha der am häufigsten eingesetzte Spieler in der Saison 2023/2024. Luis Enrique sah den portugiesischen Nationalspieler als Mittelpunkt des Projekts 2024/25 und baute sein Team um den "kleinen Maestro".

Vitinha stand in vier von fünf EM-Spielen in der Startelf.
Vitinha stand in vier von fünf EM-Spielen in der Startelf.RONNY HARTMANN/AFP

In der Nationalmannschaft mit Anlaufschwierigkeiten

Trotz der Bedeutung, die er bei PSG hat, gilt Vitinha als eine Art stilles Genie. Roberto Martínez, der inzwischen als Trainer von Portugal verpflichtet worden war, erkannte nur langsam, welches Talent er in seinen Händen hielt. Mit einem überschaubaren Kader und viel Platz zum Testen stand der PSG-Spieler in der Qualifikation für die EM 2024 nur einmal in der Startelf.

Doch in einer Art Gewissensprüfung und angesichts der Saison des portugiesischen Nationalspielers gab Roberto Martínez ihm in den letzten Tests vor dem Turnier in Deutschland einen Platz in seiner Elf - Vitinha wurde zum Stammspieler.

Doch obwohl Vitinha in vier von fünf Spielen der Europameisterschaft in der Startelf stand, wurde er in jedem dieser Spiele eingewechselt. Und das, obwohl er fast einstimmig der beste portugiesische Spieler war, der in Deutschland spielte.

Wenn die vorangegangenen Spielzeiten noch dazu dienten, Luis Enrique und Roberto Martínez (größtenteils) zu überzeugen, ist die Saison 2024/25 die Zeit, in der die Welt das Talent von Vitinha erkennen soll. Laut Nationaltrainer Martínez ist er schon jetzt "der beste Mittelfeldspieler Europas".