Was Lamine Yamal vor der WM verbessern muss und warum der Messi-Vergleich noch hinkt

Lamine Yamal im Einsatz für Spanien
Lamine Yamal im Einsatz für SpanienAdam Davy / PA Images / Profimedia

Wo Lamine Yamal auftaucht, ist das Rampenlicht nicht weit. Der 18-Jährige gilt schon jetzt als eines der größten Fußballtalente der Welt, doch gerade diese außergewöhnliche Aufmerksamkeit macht deutlich, wie dünn die Linie zwischen Aufstieg und Überforderung für solch einen jungen Spieler ist.

Die Versuchung ist groß, Yamal frühzeitig mit Lionel Messi oder anderen Fußballikonen zu vergleichen. Doch solche Parallelen sind laut Kritikern nicht nur gewagt, sondern auch gefährlich: Bereits Ansu Fati ging unter dem Druck ähnlicher Erwartungen einen schwierigen Weg.

Auch Yamal trägt diese Last. Oft entsteht der Eindruck, er müsse sein Team wie ein erfahrener Superstar zum Sieg führen. Das führt dazu, dass er selbst dann spielt, wenn eine Pause eigentlich dringend nötig wäre. Mit Folgen: Wiederkehrende Leistenprobleme kosteten ihn bereits fünf Spiele in dieser Saison und zwangen ihn zu einem kurzfristigen Rückzug aus der spanischen Nationalmannschaft. Der Verband reagierte „überrascht und besorgt“.

Balanceakt zwischen Klub und Nationalteam

Sowohl beim FC Barcelona als auch im spanischen Nationalteam ist Yamal längst Hoffnungsträger. Seine Zahlen seit seinem Durchbruch mit 15 Jahren rechtfertigen die hohen Erwartungen: 140 Spiele, 37 Tore, 46 Assists, 107 kreierte Torchancen allein auf Vereinsebene. Nur Lewandowski, Raphinha und Ferran Torres haben bei Barça bessere Werte, allerdings bei deutlich mehr Einsätzen.

Yamals furchtloses Auftreten, seine Technik und sein Selbstvertrauen machen ihn zu einem besonderen Spieler, unabhängig vom Gegner. Doch diese Selbstsicherheit sorgt nicht nur für Bewunderung: Szenen wie die hitzige Auseinandersetzung mit Dani Carvajal im El Clásico zeigen, dass seine Unbekümmertheit nicht überall gut ankommt.

Ausnahmetalent mit Luft nach oben

So beeindruckend seine Offensivstärke ist, einige Statistiken zeigen klar, dass Yamal noch Entwicklungspotenzial besitzt. Logisch für einen Teenager, aber wichtig für eine realistische Bewertung:

Passquote: Nur Robert Lewandowski verzeichnet beim FC Barcelona in den letzten zwei Spielzeiten schlechtere Werte. Yamals Passquote liegt im oberen 70-Prozent-Bereich.

Kopfballspiel: Nur fünf gewonnene Luftduelle, die wenigsten im gesamten Profikader (sogar hinter den Torhütern).

Lamine Yamals Passkarte – LaLiga 2025/26
Lamine Yamals Passkarte – LaLiga 2025/26Opta by Stats Perform

Defensivwerte: Mit 52,9 % gewonnenen Bodenzweikämpfen ist auch hier deutlich Raum für Verbesserungen.

Wer Yamal heute schon zum neuen „Messi(as)“ erklärt, sollte diese Schwächen nicht ignorieren. Er hat enormes Potenzial, aber die Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen.

Teenager im Scheinwerferlicht

Neben dem Platz sorgt Yamal gelegentlich für Schlagzeilen, doch man darf nicht vergessen: Mit 18 Jahren verhält er sich im Grunde wie jeder andere in seinem Alter, nur eben unter permanenter öffentlicher Beobachtung.

Solange er sportlich liefert, sollte man ihm den nötigen Raum lassen, um abseits des Platzes Fehler machen, lernen und wachsen zu können.

Blick auf die WM 2026: Chance auf den nächsten großen Schritt

Ob der Konflikt zwischen Verein und Nationalmannschaft im WM-Jahr weiter eskaliert, bleibt offen. Ebenso, welchen Einfluss die aktuelle Verletzungssituation auf seine Form und mentale Stabilität hat. Sollten seine Probleme jedoch abklingen, könnte die WM 2026 die nächste Stufe aus Yamals bislang so steiler Karriereleiter werden.

Jason Pettigrove
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