In der 72. Minute, beim Stand von 2:1, erschien die Nummer 7 auf der Tafel des vierten Offiziellen. Vinicius Jr. sollte das Feld verlassen – zu seiner Überraschung. Fünfmal fragte er „Ich?!“, rief Alonso zu und machte seinem Unmut lautstark Luft. Als er die Seitenlinie erreichte, wirkte auch der Trainer genervt. Kameras hielten fest, wie Alonso murmelte: „Komm schon, Vini, verdammt…“.
Anstatt sich zu beruhigen, setzte der Brasilianer seine Proteste auf der Bank fort. „Immer ich“, rief er in Richtung von Co-Trainer Sebas Parrilla. „Ich verlasse die Mannschaft, es ist besser, wenn ich gehe.“ Wütend verschwand er in der Kabine, nur um wenig später wieder auf der Bank Platz zu nehmen, als wäre nichts gewesen.
Vini Jr. und Xabi Alonso: Ein schwieriges Verhältnis
Die Spannungen zwischen Alonso und Vinicius Jr. haben eine Vorgeschichte. Schon im Sommer, vor dem Halbfinale der Klub-Weltmeisterschaft gegen Paris Saint-Germain, wollte Alonso den Flügelspieler zunächst auf die Bank setzen. Nur eine Verletzung von Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold führte dazu, dass Vinicius doch von Beginn an spielte.
Das Experiment mit dem Dribbler auf der rechten Seite misslang, Madrid verlor 0:4, und der Brasilianer fühlte sich seither unter Alonso nicht mehr wohl.
Wie „The Athletic“ berichtete, war in Vinicius’ Umfeld bereits im August zu hören, dass es „keine einfache Saison“ werde. Tatsächlich beendete der 25-Jährige nur drei seiner zehn Startelfeinsätze über 90 Minuten. In drei weiteren Spielen stand er gar nicht in der Anfangsformation.
Auch sportlich verlief der Clasico für Vinicius Jr. wechselhaft. Zwar holte er früh einen Elfmeter heraus, der später vom VAR aberkannt wurde, und war am entscheidenden Treffer von Jude Bellingham beteiligt, doch sein Arbeitstag endete erneut vorzeitig.
Yamal: Real-Spieler "Jammerer und Räuber"
Nach Spielschluss eskalierte die Situation weiter. Eine Rangelei zwischen Spielern und Betreuern beider Teams führte zum Eingreifen der Polizei. Vinicius Jr. befand sich im Zentrum der Auseinandersetzung, ebenso wie Barcelonas 18-jähriger Youngster Lamine Yamal, mit dem es schon während des Spiels zu Wortgefechten gekommen war.
Zum Match-Center: Real Madrid vs. FC Barcelona
Yamal hatte Madrid im Vorfeld des Clasico scherzhaft als „Jammerer und Räuber“ bezeichnet. Ein Kommentar, der im Real-Camp wenig überraschend schlecht ankam. Im Spiel selbst lieferte sich Vinicius mit ihm hitzige Duelle und verspottete ihn nach einem gewonnenen Zweikampf mit den Worten: „Du passt nur nach hinten.“
Nach Abpfiff musste der Brasilianer von mehreren Mitarbeitern zurückgehalten werden. Er erhielt eine Gelbe Karte für sein Verhalten, während Ersatztorhüter Andrii Lunin nach einer Rangelei die Rote sah – offenbar, weil er Vinicius in Schutz genommen hatte.
Trotz der hitzigen Szenen trat Vinicius Jr. nach dem Spiel vor die Kameras von Real Madrid TV und gab sich versöhnlich:
„El Clasico ist nun einmal so, es gibt viele Dinge auf und neben dem Platz. Wir wollen niemanden beleidigen, weder die Spieler von Barcelona noch die Fans.“
Auf Instagram zeigte er sich kämpferisch und postete Bilder seines umkämpften Auftritts mit der Bildunterschrift: „Ein wunderschöner Sonntag zu Hause!!! LOS, REAL MADRID!!!“
Ungewisse Zukunft
Intern stößt Alonsos Umgang mit seinem Starspieler auf geteilte Meinungen. Einige Klubmitarbeiter kritisieren Vinicius’ wiederkehrende Wutausbrüche, andere halten seine Frustration für nachvollziehbar. Besonders unverständlich fanden viele, dass Alonso den Brasilianer ausgewechselt hatte, obwohl dieser zu den auffälligsten Akteuren des Spiels gehörte.
Ein ähnlicher Vorfall hatte sich bereits zuvor im Spiel gegen Espanyol ereignet, als Alonso Vinicius in der 77. Minute vom Feld nahm. Schon damals war der Flügelspieler verärgert, der Trainer versuchte die Situation zu beruhigen und sprach anschließend von einer „normalen Reaktion“.
Nun, nach dem Clasico, wollte Alonso die Angelegenheit nicht weiter kommentieren. Er betonte lediglich, man werde „natürlich darüber sprechen“, wolle aber „den Fokus nicht von dem wegrichten, was wichtig ist“.
Vinicius Jr.s Vertrag bei Real Madrid läuft noch bis 2027, doch die Gespräche über eine mögliche Verlängerung stagnieren. Laut Quellen aus seinem Umfeld ist man überzeugt, dass Alonsos Entscheidungen sportlich motiviert seien. Dennoch belastet das zerrüttete Verhältnis zwischen Trainer und Spieler die Stimmung im Verein.
