Die Zahlen sprechen gegen ihn. In der vergangenen Liga-Saison kam Vinicius auf gerade einmal 11 Tore in 30 Spielen, zu wenig für einen Spieler seines Kalibers. Vor allem im Schatten von Kylian Mbappé, der mit 42 Toren glänzte und beide Torjägerpreise einheimste, wirkte der 25-Jährige blass. Dass er zudem eine satte Gehaltserhöhung auf über 500.000 Pfund pro Woche fordert, sorgt intern für Kopfschütteln.
Noch zwei Jahre läuft sein Vertrag, doch Vinicius hat bislang jede Verlängerung abgelehnt, solange er nicht finanziell mit Mbappé gleichgestellt wird. Real Madrid will jedoch kein Risiko eingehen, ihn 2027 ablösefrei zu verlieren. Damit steht man vor einer schwierigen Entscheidung: Einerseits ist er mit 101 Treffern seit 2017 zweitbester Torschütze hinter Karim Benzema, andererseits stagniert seine Entwicklung deutlich.

Für Unruhe sorgt nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch das Verhalten des Flügelstürmers. Zuletzt provozierte er die Fans von Real Oviedo mit einer obszönen Geste nach dem dritten Treffer seiner Mannschaft. Es sind nicht die ersten Kontroversen dieser Art, und im Umfeld des Klubs wächst die Sorge, dass sein Temperament mehr schadet als nützt.
Hinzu kommt, dass Vinicius’ Spielweise den hohen Ansprüchen in Madrid kaum gerecht wird. Seine Passquote von lediglich 79 Prozent in LaLiga und erschreckenden 69,2 Prozent in der Champions League ist schwach, seine Chancenverwertung von 13,6 Prozent ungenügend. Auch defensiv zeigt er kaum Präsenz: Drei abgefangene Bälle in der Liga sind ein Wert, der für einen modernen Offensivspieler schlicht zu wenig ist.
Vini Jr. und Mbappé harmonieren nicht
Nicht minder problematisch ist seine Disziplin. 62 Gelbe Karten in 320 Spielen – mehr als jeder andere Offensivakteur bei Real – zeichnen ein Bild von einem Spieler, der sich häufig zu emotionalen Ausbrüchen hinreißen lässt. Während Rodrygo in derselben Zeit nur elf Verwarnungen kassierte, ist Vinicius fast schon ein Wiederholungstäter.
Dabei hätte er die Qualitäten, um den Unterschied zu machen. Seine 72 Assists seit 2017 sind ein Spitzenwert im Kader, und sein Potenzial ist unbestritten. Doch seit der Ankunft Mbappés zeigt sich, dass beide kaum harmonieren: Ihre Laufwege überschneiden sich, und das Zusammenspiel wirkt oft holprig. Statt ein gefürchtetes Duo zu bilden, stehen sie sich gegenseitig im Weg.

Das Credo in Madrid lautet seit jeher: Kein Spieler ist größer als der Verein. Vinicius’ Bekenntnis, „Geschichte schreiben“ zu wollen, wirkt daher wenig glaubwürdig, solange er mit seinen Forderungen die sportliche Realität ignoriert.
Real Madrid steht vor einer Zwickmühle: Behält man den einstigen Hoffnungsträger in der Hoffnung auf einen Umschwung, oder zieht man die Konsequenzen und öffnet die Tür für einen Abschied? Sicher ist nur: Die Uhr für den Brasilianer im Bernabéu tickt.
