"Schüllert" es wieder? Die Popp-Erbin im Rampenlicht

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"Schüllert" es wieder? Die Popp-Erbin im Rampenlicht
"Schüllert" es wieder? Die Popp-Erbin im Rampenlicht ČTK / imago sportfotodienst / Hendrik Hamelau
Lea Schüller taucht selten auf, trifft aber fast immer. Die Angreiferin mit der Wahnsinnsquote kann gegen Frankreich den Unterschied machen.

Wenn Alexandra Popp über ihre würdige Nachfolgerin spricht, lehnt sie sich entspannt zurück. Es freue sie, betonte die einstige Torjägerin mit Blick auf ihren DFB-Rücktritt, dass sie "ruhigen Gewissens" habe sagen können: "Ich bin weg - und da ist noch jemand." Jemand, das ist Lea Schüller, in gewisser Weise Popps Erbin und zugleich die Torgarantin im deutschen Team, auf die es im EM-Viertelfinale gegen Frankreich ganz besonders ankommen könnte.

Als Popp im Vorjahr ihre Karriere im Nationalteam beendete, trat Schüller endgültig aus dem großen Schatten der Ausnahmeerscheinung. Welche Bedeutung sie nicht erst seitdem für die deutschen Fußballerinnen besitzt, wird dieser Tage in der Schweiz erneut deutlich. Ihre unfassbare Quote im DFB-Trikot baute die Münchnerin bei der EM auf 54 Tore in 78 Länderspielen aus.

Match-Center: Frankreich vs. Deutschland

Schüllers "wahnsinnige Qualität" beschrieb Popp im Podcast "Copa TS" so: 90 Minuten sei die Angreiferin des FC Bayern "gefühlt" nicht zu sehen, "in der 91. Minute macht sie dann aber das Ding". Und tatsächlich: Schüller tauchte in den drei Gruppenspielen selten auf, 21 Ballkontakte waren es gegen Polen, 14 gegen Dänemark, 17 gegen Schweden. Dennoch erzielte sie zwei wichtige Treffer.

Schüller brauche nicht viele Aktionen, "um effizient zu sein", erklärte Co-Trainerin Maren Meinert, beim Kracher gegen Frankreich am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) müsse dennoch das Ziel sein, "sie mehr ins Spiel zu bringen". Dann nämlich, sagte Flügelspielerin Klara Bühl, habe das Team "eine Waffe da vorne drin". Die Chance, dass Schüller wieder einmal den Unterschied macht, wäre jedenfalls höher.

So oder so gehört die 27-Jährige inzwischen zu den erfahrensten DFB-Spielerinnen. Schüller ist aber keine Lautsprecherin, keine emotionale Anführerin, wie Popp es war, sie geht mit Toren voran. Seit ihrem Debüt im Jahr 2017 liefert die schnelle Stürmerin zuverlässig. Ihr Rezept? Verrät sie nicht, könnte sonst ja "jeder machen". Die Bezeichnung für Schüller-Tore ist dagegen längst bekannt: Trifft sie, "schüllert" es.

"Sehr cooler Entwicklungsschritt"

Die Wortschöpfung findet die Angreiferin "cool", die ständigen Vergleiche mit Popp dagegen weniger. "Ich werde niemals eine Alexandra Popp ersetzen. Ich bin einfach nicht so wie Poppi", sagte Schüller, die vor drei Jahren zu Beginn der EURO in England eigentlich als Stürmerin gesetzt war. Doch eine Corona-Infektion nach dem Auftaktspiel bremste Schüller aus. Popp erzielte zwei ihrer sechs Turniertore im Halbfinale. Gegen Frankreich (2:1).

In der Schweiz habe sie "eine andere Rolle im Team", sagte Schüller vor dem Turnier, eine wichtigere. "Ich muss Erfahrung weitergeben, ich muss Verantwortung übernehmen", so beschreibt die Torjägerin ihren Platz - und: "Ich finde mich gut in der Rolle ein."

Popp dürfte das ähnlich sehen, sie hat bei ihrer früheren Teamkollegin einen "sehr coolen Entwicklungsschritt" ausgemacht. Schüller habe durch die Schnelligkeit "die Tendenz, in die Tiefe abzuhauen. In den letzten Monaten arbeitet sie aber immer mehr mit dem Rücken zum Tor", sagte Popp. Und ohnehin: Schüller bringe "eigentlich alles mit" und sei "nicht so wirklich ausrechenbar". Im besten Fall auch für die Französinnen nicht.