"Wir wollen so lange wie möglich dabei sein", sagte Wück vor der Nominierung seines 23-köpfigen Kaders für die Endrunde (2. bis 27. Juli) - und er blickte bereits auf den 4. Juli voraus: "Wir richten unseren vollen Fokus auf das erste Spiel gegen die Polinnen, weil das für den weiteren Turnierverlauf sehr wichtig sein wird. Ein erfolgreicher Auftakt kann dafür sorgen, dass unsere Überzeugung immer mehr wächst und sich die Mannschaft im besten Fall in einen Flow spielt."
Diejenigen, die diesen Flow für das DFB-Team erzeugen sollen, wissen schon Bescheid. Entsprechend entspannt posten Kapitänin Giulia Gwinn und Kolleginnen in den Sozialen Netzwerken munter Fotos von sich an schönen Stränden oder mit Drinks im Pool. Der Chef findet das gut. "Die Spielerinnen sind jetzt im Urlaub und sollen dort abschalten", sagte Wück: "Und dann können sie bei der Europameisterschaft wieder richtig angreifen."
Defensive ist beim DFB-Team Trumpf
Um den Angriff macht sich Wück allerdings nicht so viele Gedanken wie um die Abwehr. "Wir brauchen eine stabile Defensive. Das ist eine Grundvoraussetzung, um bei der Europameisterschaft erfolgreich zu sein", betonte der 52-Jährige: "Wir müssen uns auf uns konzentrieren und unsere Stärken auf den Rasen bringen. Wenn uns das gelingt, sind wir nur sehr schwer zu schlagen."
Das haben die überzeugenden Siege bei den letzten Härtetests in der Nations League gegen die Niederlande (4:0) und in Österreich (6:0) unter Beweis gestellt. Die Erfolge kamen gerade rechtzeitig nach dem Wirbel in den Wochen zuvor.
Felicitas Rauch und Nicole Anyomi hatten Wück öffentlich mangelnde Kommunikation vorgeworfen. Mit beiden Spielerinnen führte der Bundestrainer deshalb Gespräche, um die Wogen zu glätten. Für Unruhe hatte zudem die Hängepartie um Lena Oberdorf gesorgt, die erst in der vergangene Woche endete.
Das Turnier kommt für die Mittelfeld-Abräumerin nach einem Kreuzbandriss zu früh, die EM wird die 23-Jährige nur als Zuschauerin verfolgen. Noch offen ist, ob dieses Schicksal auch Cora Zicai ereilt. Eine muskuläre Verletzung könnte die Neu-Wolfsburgerin ihren Platz kosten. Bayern-Talent Alara Sehitler ist nach überstandenen Abiturprüfungen dagegen eine Option.
Frauen-EM startet für Deutschland am 4. Juli
In der Innenverteidigung setzt Wück auf Janina Minge und Rebecca Knaak, als Back-ups kommen Kathrin Hendrich und Sophia Kleinherne infrage. Aus diesem Grund verkündete Sara Doorsoun (33) überraschend ihren Abschied aus der Nationalmannschaft.
Für die Nominierten beginnt die Schufterei am 19. Juni in Herzogenaurach. In der Vorrunde warten neben Polen noch Dänemark (8. Juli) und Schweden (12. Juli). "Jetzt müssen wir an Feinheiten in der Taktik und im individuellen Verhalten arbeiten", sagte Wück beim Blick auf das Trainingslager: "Wenn wir das in den zwei Wochen Vorbereitungszeit hinbekommen, gehe ich sehr optimistisch in das Turnier."