Die Story des FC Twente lässt sich natürlich nicht ohne die Anfänge des Vereins erzählen. Aus einer Fusion zwischen dem Sportclub Enschede (Eredivisie) und den Enschedese Boys (erste Liga) entstand 1965 der FC Twente '65. Die Fusion war nicht selbstverständlich: Die beiden Vereine, die seit 1910 und 1906 existierten, waren nämlich lange Zeit zerstritten.
Nach einigen einschneidenden Ereignissen, wie dem Tod einiger Mitglieder der Enschedese Boys bei einem Bombenattentat von 1943, sowie einer Zeit der finanziellen Misere sahen beide Vereine keinen anderen Ausweg mehr als eine Fusion. Diese wurde am 13. April 1965 unter großem Widerstand vieler Fans in der 'Nacht von Vrieler' beschlossen.
Die ersten glorreichen Jahre und der Niedergang
Der Verein brauchte im Anschluss nicht lange, um sich im Rampenlicht zu etablieren. Acht Jahre nach seiner Gründung erreichte der FC Twente das Halbfinale des UEFA Cups, dem Äquivalent der heutigen Europa League, in dem dann der damalige deutsche Spitzenklub Borussia Mönchengladbach zu stark war. Auch 1975 waren es abermals die "Fohlen", die Twente im Finale stoppten. Ein gewisser Jupp Heynckes war mit einem Hattrick in Enschede der entscheidende Mann. 1977 gewann Twente mit dem KNVB-Pokal zum ersten Mal einen großen Pokal. Drei Jahre später folgte der Abstieg, den die "Tukkers" allerdings mit einem sofortigen Wiederauftsieg beantworteten.
Nach längerer Durststrecke gewann Twente 2001 erneut den NVB-Pokal. Unter anderem im Kader standen der ehemalige Coach von Manchester United, Erik ten Hag, sowie Jan Vennegoor von Hesselink. Hinter den Kulissen hatte der Verein dagegen mit finanziellen Problemen zu kämpfen und entging nur knapp dem Bankrott.
Die Revolution, der erste Meistertitel und internationales Prestige
Die finanzielle Misere führte zu einer Revolution innerhalb des Vereins: Joop Munsterman wurde zum Vorsitzenden ernannt und leitete die endgültige Professionalisierung des Vereins ein. Mit Fred Rutten als Trainer meldete sich die Mannschaft in der Eredivisie zurück. Vor allem der Schweizer Stürmer Blaise Nkufo, der später auch in Deutschland bei Mainz 05 und Hannover 96 aktiv war, erwies sich als äußerst wertvoll und erzielte in seinen ersten beiden Spielzeiten 30 Tore.
Der Aufschwung des Klubs fand im Jahr 2010 seinen Höhepunkt, als man unter Trainer Steve McClaren den ersten nationalen Meistertitel überhaupt feiern durfte.

In der folgenden Champions-League-Saison, der ersten in der Vereinsgeschichte, schug man sich resepktable - und knöpfte Titelverteidiger Inter, Tottenham mit Rafael Van der Vaart, Gareth Bale und Luka Modric sowie Werder Bremen jeweils ein Unentschieden ab. Das Abenteuer war als Dritter nach der Gruppenphase beendet. Doch vertrat man die Farben des Vereins mit Würde - und erreichte in der Europa League nach einem Winter-Abenteuer immerhin in Moskau das Viertelfinale. Es war das beste europäische Ergebnis seit 33 Jahren.

Das Märchen des FC Twente währte nicht lange. McClaren verließ den Verein und wurde durch den ehemaligen belgischen Torwart Michel Preud'homme ersetzt. Der zweite Meistertitel in Folge schien während der Saison zunächst so gut wie sicher. Doch Twente ließ am ende zu viele Punkte liegen. Am letzten Spieltag verlor man das "Finale" um die Meisterschaft gegen Ajax und wurde nur Zweiter.
Stadionkatastrophe und Zwangsabstieg
Was folgte, waren äußerst turbulente Jahre in Ost-Overijssel. Es begann mit einer Stadionkatastrophe: Bei der Renovierung der Grolsch Veste, der Heimspielstätte des Vereins seit 1998, stürzte ein Teil des Daches ein und zwei Bauarbeiter starben.
Finanzielle Misswirtschaft führte zu einer Implosion des ehrgeizigen FC Twente, und das 50-jährige Vereinsjubiläum gipfelte in einem Drama: Twente erhielt zweimal einen Punktabzug, musste den Jong FC Twente aus der Jupiler League zurückziehen und das Budget musste zwangsweise stark gekürzt werden.
Für eine Weile die Freude nach Enschede zurück brachte dagegen ein ganz besonderer Besucher: Erzbischof und Nobelpreisträger Desmond Tutu besuchte 2012 das Stadion und wurde sogar zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Tutu feierte seinen Besuch in der Grolsch Veste mit einem Tanz, der FC Twente gewann dank eines Elfmeters von Dusan Tadic mit 1:0 gegen den SC Heerenveen.
Circa sechs Jahre später folgte der Tiefpunkt der Vereinsgeschichte. Eine Krise im Zusammenhang mit einer Partnerschaft mit dem Investmentfonds Doyen Sports brachte Twente schließlich in große Schwierigkeiten mit dem niederländischen Verband (KNVB), der Twente schließlich zweimal die Profi-Lizenz entzog und Geldstrafen verhängte. Das Ergebnis: der erste Abstieg des Vereins seit 34 Jahren im Jahr 2018.
Twente stabilisiert sich - und ärgter verlorenen Sohn
Nach dem direkten Wiederaufstieg beendete der FC Twente die folgende Saison auf Platz 14, 2020/21 verbesserte man sich auf Platz 10 der Abschlusstabelle. Wirklich aufwärts ging es wieder ab der Saison 2021/22. Spieler wie Lars Unnerstall, Michal Sadílek, Robin Pröpper, Michel Vlap, Manfred Ugalde und Ricky van Wolfswinkel wurden verpflichtet, Twente erreichte erstmals seit der Saison 2013/14 wieder einen Platz unter den ersten Vier.
In der aktuellen Ära gehört Twente wieder zur oberen Hälfte der Tabelle in der Eredivisie. 2024 gelang die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Dort machte man auch international mal wieder auf sich aufmerksam, indem man dem großen Manchester United, angeführt vom ehemaligen Twente-Spieler und geborenen "Tukker" Erik ten Hag, ein 1:1-Unentschieden abknüpfte.
Ein Ereignis, das womöglich den Achterbahn-Geist, der hinter dem Verein aus Enschede steckt repräsentiert. Vom Beinahe-Gewinn eines europäischen Titels bis zum Beinahe-Bankrott, vom nationalen Titel bis zum peinlichen Abstieg: Bei Twente Enschede kann einfach alles passieren.