Auferstanden von den Toten: Rüdiger Rehm und das Wunder von Arnheim

Rüdiger Rehm träumt mit Vitesse von der Rückkehr in die Eredivisie
Rüdiger Rehm träumt mit Vitesse von der Rückkehr in die EredivisiePro Shots Photo Agency / ddp USA / Profimedia

Vitesse Arnheim war noch im September klinisch tot. Mit Trainer Rüdiger Rehm und vielen Fans rollt der Traditionsklub das Feld von hinten auf.

Beim Blick auf das Minuszeichen in der Tabelle kommt in Rüdiger Rehm alles wieder hoch. Der verzweifelte Kampf um die Lizenz mit Vitesse Arnheim, die Rettung lange nach dem Saisonstart, das emotionale erste Heimspiel vor ausverkauftem Haus. "Die letzten Monate waren eine brutale Achterbahnfahrt. Jetzt muss nur noch dieses Minus weg", sagt der Trainer des niederländischen Traditionsklubs.

Ein Remis am Freitag (20.00 Uhr) beim FC Eindhoven würde reichen, um nach dem Start mit zwölf Punkten Abzug zumindest auf Null zu stellen. Es sind kleine Erfolge, die Vitesse derzeit glücklich machen. Denn der Pokalsieger von 2017 ist froh, überhaupt noch am Leben zu sein - und sei es als abgeschlagenes Schlusslicht der zweiten Liga.

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Nach Lizenzerhalt: Mit Emotionalität Schritt für Schritt zurück

Erst Anfang September hatte der ehemalige Europapokal-Teilnehmer in letzter Instanz die Lizenz erhalten. Die Liga lief da schon seit vier Wochen - ohne Vitesse. "Tot waren wir noch nicht, aber auf der Intensivstation. Wir hingen am seidenen Faden", sagt Rehm im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über die Zeit des Bangens.

Erst ein Berufungsgericht gab Vitesse die Lizenz zurück. Das erste Heimspiel wurde wenig später zu einem Liebesbeweis: 24.000 Fans bedeuteten ein ausverkauftes Haus, Vitesse schlug Helmond nach Rückstand 3:1. Die Begegnung war ohnehin emotional aufgeladen, schließlich wurde wie in jedem September an die Schlacht um Arnheim 1944 erinnert. "Da ist alles auf einen Tag gefallen. Das war eine unfassbare Geschichte, die man sich so nicht ausdenken kann", sagt Rehm.

Vereinslose Spieler aus Deutschland komplettierte Kader

Dass überhaupt elf Spieler aufliefen, war lange Zeit nicht klar. Viele Profis hatten Vitesse wegen der ungewissen Lage verlassen. Als endlich die Lizenz kam, standen Rehm noch acht Spieler zur Verfügung, das Transferfenster war geschlossen. "Es ging nur über vereinslose Spieler", sagt Rehm, der sich vor allem in Deutschland umschaute.

Aus Sandhausen kam der aussortierte Marco Schikora, aus Regensburg Elias Huth. Als neuer Torhüter unterschrieb der in Mönchengladbach nicht mehr benötigte Maximilian Brüll, der gegen Helmond gleich einen Elfmeter hielt.

Der Traum vom Aufstieg lebt

Und jetzt? Wie geht es weiter mit Vitesse, das bis 2024 immerhin 35 Jahre in Folge erstklassig war? Die gute Nachricht: Absteigen kann Arnheim in der "Keuken Kampioen Divisie" nicht - aber tatsächlich noch auf. Möglich macht das die Unterteilung der Saison in vier Abschnitte. "Wenn man eine Periode gewinnt und nicht Letzter in der Endtabelle wird, ist man zumindest in den Play-offs", sagt Rehm. Im Winter will Vitesse daher auf dem Transfermarkt zuschlagen.

Aktuell ist Vitesse noch Tabellenletzter mit Minuszeichen
Aktuell ist Vitesse noch Tabellenletzter mit MinuszeichenFlashscore

Den wichtigsten Sieg hat der Klub aber ohnehin schon errungen, nämlich vor Gericht. "Ohne den wäre dieser wunderbare Verein mit dieser Größe, mit dieser Strahlkraft nichts mehr wert gewesen", sagt Rehm: "Und jetzt geht es darum, diesen Sieg zu vergolden."