Underdogs im Umzugsstress: Spiel des Lebens ohne "Heimvorteil"

Symbolbild zum DFB-Pokal.
Symbolbild zum DFB-Pokal.ČTK / imago sportfotodienst / Pressefoto Rudel/Robin Rudel
Die erste Runde ist für viele Underdogs ein einmaliges Erlebnis. Allerdings wartet auf die unterklassigen Klubs nicht nur sportlich eine gewaltige Herausforderung.

Der FV Engers sieht sich durchaus auf Champions-League-Niveau. Zumindest in der Vorbereitung. Da Eintracht Frankfurt, Pokalgegner des Oberligisten aus dem beschaulichen Städtchen Neuwied, seine Generalprobe am vergangenen Wochenende beim FC Fulham absolvierte, flog ein Engerser Scout extra nach London, um Mario Götze und die anderen Königsklassen-Teilnehmer hautnah unter die Lupe zu nehmen. Wenn die SGE vor dem Erstrundenduell am Sonntag nicht mehr in Deutschland spiele, "dann schicken wir eben jemanden hinterher", schrieb der Klub mit einem Augenzwinkern.

Match-Center: FV Engers vs. Eintracht Frankfurt

Ansonsten erinnert beim genauen Blick auf die Bedingungen beim Fünftligisten aus Rheinland-Pfalz aber wenig an die große Fußball-Bühne. Die heimische Anlage am Wasserturm ist viel zu klein, die Engerser, die nach der Auslosung Jubelsprünge machten, müssen für ihr Jahrhundertspiel nach Koblenz umziehen - und stehen damit nicht allein. Auf die Underdogs wartet im DFB-Pokal nicht nur sportlich eine gewaltige Herausforderung: Seit Wochen laufen vielerorts die Vorbereitungen auf eine Partie, die einige nur einmal in ihrer Karriere erleben dürften.

"Riesending" für den SV Hemelingen

Fünf Fünftligisten sehnen sich in dieser Saison nach einer Sensation wie jener vor über 30 Jahren, als der damalige Regionalligist Vestenbergsgreuth die großen Bayern rauswarf. Aus Kapazitäts- oder Sicherheitsgründen kommt für einige von ihnen aber eine Austragung auf dem eigenen Platz nicht infrage.

Da wäre Oberligist Atlas Delmenhorst, der gegen Borussia Mönchengladbach nach Oldenburg ausweichen wird. Aber auch der SV Hemelingen, erstmals im DFB-Pokal dabei und gleich vor gewaltiger Kulisse gefordert. Ursprünglich wollte der Klub im Stadion am Berliner Ring in Verden gegen den VfL Wolfsburg spielen. Das Problem? Der Platz ist vier Meter zu kurz. Daher geht es ins Bremer Weserstadion, "ein Riesending" für die Spieler, wie Trainer Günter Tuncel betonte, allerdings auch ein teures Geschäft.

Match-Center: SV Hemelingen vs. VfL Wolfsburg

Beim SV Hemelingen sind sie daher froh, dass die Betreiber dem Verein laut NDR mit der Stadionmiete entgegengekommen sind. Die Kosten wären sonst wohl kaum gedeckt - trotz der 211.886 Euro, die jeder Klub für die Erstrunden-Teilnahme erhält.

Das magische Spiel gegen den FC St. Pauli

Dass der "Heimvorteil" durch den Umzug mitunter flöten gehen könnte, kommt nicht überall gut an. "Am liebsten wäre mir eigentlich mein Zuhause, mein Edmund-Plambeck-Stadion", sagte Philipp Koch von Eintracht Norderstedt. Da das eigene Stadion aber zu klein und in Teilen marode ist, reisen er und seine Teamkollegen zum knapp 20 km entfernten Millerntor - dort geht es ausgerechnet gegen den FC St. Pauli. Anders als im Hamburger Volkspark droht dem Regionalligisten hier aber kein Minusgeschäft.

Match-Center: Eintracht Norderstedt vs. FC St. Pauli

Statt vor 690 Zuschauern, wie im Schnitt in der Vorsaison, fordert Norderstedt den Kiezklub nun vor 30.000 Fans. "Von 1000 Spielen gewinnt St. Pauli 999", sagte Sportchef Frank Spitzer: "Wir wollen dafür sorgen, dass es das eine Spiel wird, das sie vielleicht verlieren."

Pokalschreck wollen auch die Engerser sein. Ob die Erkenntnisse aus dem Fulham-Auftritt der Eintracht helfen, bleibt abzuwarten. SGE-Trainer Dino Toppmöller weiß jedenfalls auch ohne Scouting-Trip, wie der kommende Gegner zu schlagen ist. Als Spieler schlug er Engers mit dem FSV Salmrohr - und traf dabei.