Mitch Kniat gab nicht nur den Feierbefehl an seine Spieler, er ging auch selbst voran. Weit nach Mitternacht tauchte der Trainer von Arminia Bielefeld am Jahnplatz in der Innenstadt auf und folgte seiner eigenen Ankündigung: "Ich habe gehört, das Cafe Europa ist auf. Da werden heute alle aufdribbeln", hatte er nach dem 2:1 (2:0) im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen im ZDF gesagt.
Den Beweis lieferte der Instagram-Kanal des bestens vorbereiteten Nachtclubs, auf dem die Ankunft des Coaches unter lautstarken "Bielefeld, Bielefeld"-Rufen zu sehen war. Genauso wie die Massen von Fans, die den sensationellen Halbfinaleinzug über die Alm hinaus zelebrieren wollten.
Die Spieler erhielten derweil einen "Freifahrtschein". Ihm sei es "komplett egal, was sie machen", betonte "Heilsbringer" Kniat, unter dem Siege gegen Bundesligisten fast schon zur Gewohnheit werden.
Nach Union Berlin und dem SC Freiburg zeigte der DSC dem nächsten "Großen" die Grenzen auf - erneut in der regulären Spielzeit. Ein Erfolgsgarant: Marius Wörl.
Der 20-Jährige, ausgeliehen von Hannover 96, brachte Arminia mit einem sehenswerten Treffer (35.) auf die Siegerstraße – bereits seine fünfte (!) Torbeteiligung im laufenden Wettbewerb. Es sei "wieder ein unbeschreiblicher Pokalabend" gewesen, sagte der Spielmacher.
Match-Center: Bielefeld vs. Bremen
"Mut" ist die geheime Zutat
Nach einem Eigentor von Bremens Julian Malatini (41.) bebte die Alm endgültig, Kniat bezeichnete die erste Halbzeit als "wie gemalt". Und dann? "Wir wussten, dass wir leiden müssen", sagte Linksverteidiger Louis Oppie. Durch Oliver Burke gelang Werder der Anschluss (56.), bei Amos Piepers Kopfball an die Latte in der Nachspielzeit hatten die Gastgeber Glück - ansonsten hielt das Bielefelder Bollwerk.
Doch wie kommt es, dass der Tabellenvierte der 3. Liga mit Bundesligisten stets (mindestens) auf Augenhöhe agiert? Vielleicht aufgrund der von Kniat verordneten defensiven Fünferkette. Oppie hingegen erklärte, dass es "viel mit Mut zu tun" habe. Keeper Jonas Kersken, der im Pokal ebenfalls regelmäßig über sich hinauswächst, stellte fest: "Wir sind ruhig geblieben, auch nach dem Gegentor."
Träumen von Berlin
Von Ruhe auf den Rängen konnte keine Rede sein: Die Alm ist eine Festung, die Fans vermittelten laut Oppie schon beim Aufwärmen ein "unfassbares Gefühl". Das erste Tor versetzte die Anhänger endgültig in Ekstase. Und ähnlich sieht es wohl auch bei den Verantwortlichen aus, die sich über mehr als 3,3 Millionen Euro Prämie freuen dürfen.
Nun fehlt noch ein Sieg bis zum Endspiel in Berlin. Im Halbfinale, das im Vorjahr mit dem 1. FC Saarbrücken ebenfalls ein Drittligist erreicht hatte, haben die Arminen wieder Heimrecht. "Träumen darf man", sagte Wörl. Und die – wie der Bielefelder Nachtclub – bestens vorbereiteten Fans zeigten nach Abpfiff ein Banner: "Es ist ein Traum mit Termin: 24. Mai, Berlin".
