Der chilenische Präsident Gabriel Boric sprach von "inakzeptablen Lynchmorden", die politisch verantwortlichen Instanzen in Argentinien weisen die Schuld von sich. Gastgeber Independiente machte die Gäste für die Vorfälle verantwortlich, obwohl es laut des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL aufgrund "fehlender Sicherheitsgarantien seitens des Heimteams" keine Fortsetzung des Spiels gegeben hatte.
Zum Match-Center: CA Independiente vs. Universidad de Chile
Zwölf Partien wurden in diesem Jahr laut Angaben der Spielergewerkschaft wegen Gewalt abgebrochen - nur in Chile. Im April starben zwei Fans bei einer Massenpanik in der Hauptstadt Santiago. Seit der Jahrtausendwende haben Brasilien, Argentinien und Kolumbien jeweils dreistellige Todeszahlen vermelden müssen.
Südamerika: "Stammeslogik" im Stadion
Es herrsche die Vorstellung, "dass Stadien Orte sind, an denen Gewalttaten legitim sind, nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch Rassismus und Homophobie", sagte der argentinische Soziologe Diego Murze der Nachrichtenagentur AFP. Laut Murze gebe es eine "Stammeslogik, die im Fußball schon immer vorherrschte", einschließlich einer Kultur der Provokation zwischen Fans, die "in den letzten Jahren wieder aufgetaucht" sei.
Die Sicherheitsvorkehrungen in Stadien auf dem ganzen Kontinent wurden längst verschärft. Einige Klubs verlangen eine biometrische Identifizierung und verfügen über Videoüberwachung auf den Tribünen. Die Technologie hilft, um gesperrte Straftäter zu identifizieren, kann aber Gewalt durch bislang unbekannte Personen mit maskierten Gesichtern oft nicht verhindern, wie bei den jüngsten Auseinandersetzungen in Argentinien.
Unter den geworfenen Gegenständen befand sich auch eine Blendgranate, die Partie in Buenos Aires wurde beim Stand von 1:1 in der 48. Minute zunächst unterbrochen und schließlich abgebrochen. Das Hinspiel hatte der chilenische Vertreter mit 1:0 für sich entschieden.