Wenn Bundesliga-Fans eine Schlussphase wie am vergangenen Spieltag bekommen, wird es ein echtes Fotofinish im Kampf um die Meistergruppe. Am 21. Spieltag sah Blau-Weiß Linz bereits wie der große Gewinner des Tages aus, nachdem die Truppe von Gerald Schreiblehner in der 87. Minute überraschend den Siegtreffer beim Wolfsberger AC erzielte, während der Linzer AK zwischenzeitlich nicht über ein 1:1 zu Hause gegen die WSG Tirol hinauskam.
Doch der Spieltag legte ein echtes Herzschlagfinale hin, Robert Zulj erlöste den LASK nach einem wahren Sturmlauf in der 94. Minute, traf Stadtrivale Blau-Weiß im Fernduell ins Mark und schaffte sich damit eine gute Ausgangslage. Das war auch bitter nötig, die Schwarz-Weißen haben vor dem heutigen Spiel beim amtierenden Meister Sturm Graz die schwerste Aufgabe der drei Anwärter auf die Top 6.

LASK mit Selbstvertrauen vor Spiel bei Sturm Graz
LASK-Trainer Markus Schopp richtet den Blick allerdings nur auf sein Team. "Wir wollen unseren Aufwärtstrend auch gegen so eine starke Mannschaft beweisen. Ein Spiel gegen den aktuellen Meister in dieser Phase der Meisterschaft ist etwas ganz Besonderes", erklärte Schopp vor dem Spiel. "Wir wollen in Graz ein gutes Spiel zeigen, drei Punkte holen und als Fünfter in die Meistergruppe einziehen."
Die Form spricht für die Athletiker. In diesem Jahr ist der LASK noch ungeschlagen, nach zwei Remis zum Jahresauftakt folgten zuletzt drei Siege in Serie. Gegen Sturm soll jetzt der nächste folgen, damit es gar nicht erst zu Fernduellen mit Rapid und Blau-Weiß kommt. "Wir haben es selbst in der Hand. Wenn wir unseren Job machen, brauchen wir nicht auf die anderen zu schauen", analysiert Torhüter Tobias Lawal die Situation passend.
SK Rapid zwischen Europapokal-Hype und Liga-Druck
Eine ähnliche Ausgangslage hat auch für Rapid, die mit einem Sieg zu Hause gegen den Grazer AK ebenfalls sicher in der Top 6 stehen. Auch wenn die Grün-Weißen erst am Donnerstag in der Conference League einen historischen Sieg einfuhren, richtete sich der Blick sofort auf das Endspiel gegen den GAK.
"Genießen kann ich das alles erst, wenn wir gegen den Grazer AK gewinnen. Das wird – obwohl wir heute soviel Aufwand betrieben haben – die noch schwierigere Aufgabe", sagte Trainer Robert Klauß direkt nach dem Sieg gegen Borac Banja Luka. Siegtorschütze Louis Schaub schlug in die gleiche Kerbe. "Am Sonntag haben wir ein richtig wichtiges Spiel. Da will ich heute niemanden feiern sehen. Das Spiel heute wird für Sonntag Kräfte freisetzen."
Auch wenn die Euphorie bei den Hütteldorfern nach dem Einzug ins Viertelfinale der Conference League riesig ist, darf nicht vergessen werden, dass Rapid in der Liga in diesem Jahr nicht in den Tritt kommt. Bis auf einen klaren Sieg gegen den Tabellenletzten aus Altach hagelte es ausschließlich Niederlagen.
Das soll vor dem Showdown gegen den GAK aber keine Rolle spielen. "Ich glaube, die Jungs wissen, worum es geht. Das ist ein sehr, sehr wichtiges und wegweisendes Spiel", sagte Klauß.
Im Gegensatz zum LASK droht den Rapidlern bei einem Patzer ein unschönes Szenario: Bei Punktgleichheit mit beiden Linzer-Mannschaften zieht der SCR im direkten Vergleich den Kürzeren.
Blau-Weiß Linz schiebt Druck zum LASK und nach Wien
Des einen Nachteil ist bekanntermaßen des anderen Vorteil. Blau-Weiß muss zwar auf einen Punktverlust des LASK oder Rapid hoffen, hat aber bei der gleichen Anzahl an Zählern den direkten Vergleich gegen beide Teams auf seiner Seite. Vorher muss das Team von Schreiblehner allerdings natürlich erstmal die eigenen Hausaufgaben gegen den TSV Hartberg erledigen.
"Unser Spiel und die Leistung der Mannschaft steht im Vordergrund", erklärte Schreiblehner vor dem Grunddurchgangsfinale und machte schnell klar, dass er trotz der Ausgangslage keinen Nachteil für sein Team sieht. "Wir haben uns dieses Spiel hart erarbeitet. In der engen Tabellen-Konstellation hat kein Team einen Vorteil."

Geschäftsführer Christoph Peschek schob vor dem wichtigen Spiel gegen Hartberg den Druck zum Stadtrivalen und nach Wien. "Wir haben eine bärenstarke Saison gespielt bisher. Für uns ist es eine große Chance, für die anderen beiden Klubs bedeutet die Ausgangslage großen Druck. Die müssen in die Meistergruppe."
Blau-Weiß kommt mit zwei Siegen aus den vergangenen beiden Partien im Gepäck. Nichtsdestotrotz bleibt das Saisonziel in Linz unverändert. "Der Klassenerhalt ist nach wie vor unser Ziel. Wenn das am Sonntag vorzeitig gelingen sollte, ist das ein herausragender und historischer Erfolg", erklärte Peschek.
Egal, wer letztlich den Sprung in die Meistergruppe schafft: Für die Bundesliga ist diese Konstellation jetzt schon ein Gewinn.