"Nicht zu tief fallen": Leverkusen erhält Lehrstunde gegen Paris Saint-Germain

Kasper Hjulmand und Bayer Leverkusen brauchen nach der Klatsche gegen PSG dringend Punkte in der Champions League.
Kasper Hjulmand und Bayer Leverkusen brauchen nach der Klatsche gegen PSG dringend Punkte in der Champions League.INA FASSBENDER / AFP

Zumindest der Stadion-DJ bewies Humor. Ziemlich bedröppelt und mit hängenden Köpfen schlichen die Profis von Bayer Leverkusen vom Rasen, als der Ballermann-Hit "Scheiß drauf" aus den Boxen dröhnte. Paris ist ja glücklicherweise nur einmal im Jahr, oder anders: immerhin nur einmal pro Ligaphase. Und irgendwie passte all das zur Gemütslage von Trainer Kasper Hjulmand - trotz der Demütigung und der zweithöchsten Champions-League-Pleite der Leverkusener Klubgeschichte.

"Im Moment haben wir große Schmerzen in unseren Körpern", gab der Däne nach der schmerzhaften 2:7 (1:4)-Abreibung gegen den übermächtigen Titelverteidiger Paris Saint-Germain zu, "doch wir müssen das abschütteln." Sein Ansatz inmitten des längst nicht abgeschlossenen XXL-Umbruchs? "Wir sollten nicht zu hoch fliegen, wenn wir plötzlich ein Spiel gewinnen. Aber wir sollten auch nicht zu tief fallen, wenn so etwas wie heute Abend passiert." Also alles halb so wild?

Zum Match-Center: Bayer Leverkusen vs. Paris Saint-Germain

Das seltsame Neun-Tore-Spektakel beschäftigte die Verantwortlichen aus dem Rheinland aber über den Abend zum Vergessen hinaus. Zu kopflos und naiv hatte die weiter wenig eingespielte Werkself phasenweise agiert, während das Starensemble um den Rückkehrer und Torschützen Ousmane Dembélé Bayer nahezu mühelos überrannte. "Schneller und besser" sei PSG oftmals gewesen, meinte Hjulmand, der im achten Pflichtspiel als Bayer-Coach erstmals verlor: "So ist es nun einmal."

Hjulmand: Leverkusen hat gegen PSG "in sieben Minuten verloren"

Dennoch ärgerte sich Sportchef Simon Rolfes mächtig über die 387 Sekunden vor der Pause, in denen Leverkusen "völlig den Kopf verloren" habe. Kaum leugnen konnten die Bosse, dass nach dem umjubelten Treffer zum 1:1 und dem unnötigen Platzverweis gegen Kapitän Robert Andrich - seinem zweiten in dieser jungen Saison, wohlgemerkt - ein Anführer auf dem Platz fehlte. Finalheld Désiré Doué (41./45.+3) und Khvicha Kvaratskhelia (44.) entschieden das Spiel umgehend.

Leverkusen habe die Partie "in sieben Minuten verloren", erklärte Hjulmand, der keineswegs die Erwartung formulierte, dass sein runderneuertes, junges, aber auch derzeit personell arg gebeuteltes Team gleich mit der vielleicht besten Mannschaft Europas mithalten muss: "Wir sind noch im Aufbau und versuchen, die nächsten Schritte zu machen." Rolfes glaubte jedoch fest daran, dass die Werkself aus dem Rückschlag "lernen und daran wachsen" könne.

Angesichts von nur zwei Pünktchen aus drei Spielen bleibt dafür aber wenig Zeit. Das anvisierte Weiterkommen gerät zunehmend in Gefahr, und nun warten die harten Auswärtsduelle mit José Mourinho und Benfica Lissabon sowie mit Pep Guardiola und Manchester City. "Natürlich erhöht das den Druck auf uns", sagte Hjulmand - wohl wissend, dass ein solcher Auftritt wie gegen Paris "leider passieren kann".

Der dänische Coach versprach Wiedergutmachung in der Bundesliga. "Es ist eine Herausforderung, das abzuhaken. Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu schaffen, und das ist am Sonntag gegen Freiburg", sagte Hjulmand, "wir werden zurückschlagen."

Für die passende Musik wird der Stadion-DJ sicherlich sorgen.