Die ganz große Personalfrage beantwortete Bayern-Trainer Vincent Kompany vor der Partie mit einem klaren "Ja". Routinier Müller stand bei seinem 163. Spiel in der Königsklasse in der Startelf, damit zog das Urgestein mit dem großen Lionel Messi gleich. Im Interview vor dem Anpfiff gab sich der der 35-Jährige selbstsicher, dass es nicht das letzte Champions League-Spiel seiner Karriere sein würde.
Dafür tat er dann auch direkt selber etwas, doch sein erster Abschluss aus der Drehung nach fünf Minuten war kein Problem für Inter-Torwart Yann Sommer. Auf der anderen Seite durfte Neuer-Vertreter Jonas Urbig bei einem zu zentralen Distanzschuss von Inters einzigem Startelf-Neuling Federico Dimarco ein erstes Mal zupacken (9.).

Beide Mannschaften spielten schnörkellos und direkt nach vorn, zudem wurden die Offensivaktionen immer wieder von dem heftigen Mailänder Wind beeinflusst. Francesco Acerbi bekam nach einer Flanke nicht genügend Druck hinter den Ball (29.), wenige Minuten später strich ein Hakan Calhanoglu-Schlenzer aus halblinker Position knapp am rechten Kreuzeck vorbei (33.).
Die Münchner zeigten sich offensiv durchaus präsent, es fehlte allerdings der klare Torschuss. Aus der Bedrängnis kamen weder Müller noch Leroy Sane im Inter-Strafraum konsequent zum Abschluss. Die daraus folgende Ecke unterlief Sommer zwar, doch kein Bayern-Spieler konnte am langen Pfosten davon profitieren (38.). Somit ging es ohne Tore in die Pause.
Kane mit frühem Tor - dann folgt der Schock
Personell unverändert gingen es Kompanys Münchner in Halbzeit zwei an - und tatsächlich gelang ihnen direkt der Führungstreffer. Aus einer eigentlich gut gedeckten Position fand Torjäger Harry Kane den Tunnel zwischen den Beinen von Federico Dimarco und die lange Ecke (52.). Mit diesem 1:0 waren die Gäste auf Kurs Verlängerung.
Doch anstatt Bayern Auftrieb zu geben, schien der Treffer eher ein Weckruf für Inter zu sein. Nach einer Ecke bekam Top-Stürmer Lautaro Martinez den Ball zunächst leicht an den Arm und schloss dann unhaltbar ab. Schiedsrichter Slavko Vincic gewährte dem Tor die Anerkennung - eine umstrittene Entscheidung zum 1:1 für die Gastgeber.
Und mit der fantastischen Unterstützung der Tifosi legten die Italiener nach der nächsten Standardsituation direkt nach: Minjae Kim verlor nach einer Ecke von Hakan Calhanoglu das defensive Kopfballduell gegen Benjamin Pavard, und der Ex-Münchner köpfte aus kurzer Distanz kraftvoll ein (61.). Nun brauchten die Münchner zwei Tore zur Verlängerung.
Der Tabellenführer der Bundesliga brauchte ein paar Minuten, aber berappelte sich und sorgte für eine spannende Schlussphase. Nach einer weit gezogenen Flanke setzte der mitaufgerückte Eric Dier eine Kopfball-Bogenlampe über den verdutzten Yann Sommer hinweg in die lange Ecke und sorgte für aufkeimende Hoffnung bei den mitgereisten Bayern-Fans (76.).
Schlussoffensive ohne Erfolg - Müller nimmt Abschied
Die Roten versuchten auch personell alles und brachten mit Serge Gnabry, Kingsley Coman und Raphael Guerreiro weitere Offensivkräfte. Es dauerte bis zur Nachspielzeit, bis die Bayern noch Chancen bekamen. Nach einer Unsicherheit von Yann Sommer bekam Kane die Kugel aus der Drehung allerdings nicht aufs Tor (90.+1), auch Jubilar Müller scheiterte per Kopf (90.+5). Danach verteidigten die Gastgeber aus Mailand den knappen Vorsprung leidenschaftlich ins Ziel.
Das vermutlich letzte Champions League-Spiel von Thomas Müller bedeutete auch für die Bayern das Aus in Europa und damit das Verpassen des "Finale dahoam" im Mai. Auf Inter wartet im Halbfinale der FC Barcelona, während die Bayern sich nun auf den Titelkampf in der Bundesliga konzentrieren können, wo sie am Samstag beim 1. FC Heidenheim gastieren.
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