Gewinnen - und dann auf ein Fußball-Wunder hoffen: Der FC Bayern ist in der Champions League auf reichlich Zufälle angewiesen, um vielleicht doch noch die ungeliebten Play-offs im Februar zu vermeiden. Doch so recht mag daran bei den ambitionierten Münchnern, die eigentlich großspurig den "Titel dahoam" ausgerufen hatten, vor dem spannenden Finale der Ligaphase keiner mehr glauben.
Match-Center: FC Bayern München vs. Slovan Bratislava
"Die Top Acht zu erreichen, wird schwer bis unmöglich", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und beschwor eben dieses "Wunder" vor dem Spiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen das noch punktlose Slovan Bratislava.
Trainer Vincent Kompany verbrachte angesichts der vielen Eventualitäten gar den Sonntag mit etwaigen Rechenspielchen, wie er zugab. Er habe es "versucht. Ich habe im Kopf, was passieren muss. Aber dann kommst du immer wieder zum Anfang: Du musst das eigene Spiel gewinnen und schauen, was passiert. Das macht den Spieltag aber auch interessant. Dieses Format macht Spaß für die Statistiker", sagte er am Dienstag mit einem Lächeln.
Der direkte Weg ins Achtelfinale scheint für die Bayern, denen Joshua Kimmich zuletzt die Klasse abgesprochen hatte ("Sind kein Topteam in Europa"), jedoch verbaut. Als Tabellen-15. ist der Rekordmeister im engen Kampf um die ersten acht Plätze auf ganz viel Schützenhilfe angewiesen. Dass jedoch gleich mehrere der Spitzenteams patzen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit, auch die Tordifferenz spricht nicht für die Münchner.
Die Bayern könnten etwa bei eigenem Sieg Achter werden, wenn zeitgleich auch der FC Barcelona gegen Atalanta Bergamo und Dinamo Zagreb gegen die AC Mailand gewinnen, doch damit nicht genug: Zudem müssten in diesem Szenario OSC Lille und Feyenoord Rotterdam unentschieden spielen, Stade Brest müsste gegen Real Madrid verlieren, und Aston Villa dürfte nicht gegen Celtic Glasgow gewinnen. Alles klar?
Steigerung bis ins Endspiel
Doch Kompany baute bereits nach dem 0:3-Desaster bei Feyenoord vor: "Wir haben null Angst vor den Play-offs. Wenn wir rein müssen, ist es eben so." Man werde, fügte auch Dreesen trotzig an, "die Play-offs dann eben annehmen und gespannt erwarten, was da auf uns zukommt".
Für die Bayern wären es am 11./12. und 17./18. Februar zwei Spiele mehr als eigentlich eingeplant waren. Und dies würde den Münchnern, so Sportvorstand Max Eberl, schon "wehtun". Die Auslosung der Play-offs findet am Freitag statt.
Ikone Thomas Müller sah die ganze Situation wie immer gewohnt gelassen. Er hätte genügend Kumpels im Umfeld, "die sich mit Stammtischparolen beschäftigen", sagte er mit einem Augenzwinkern: "Da würde ich mich gleich einmal bedienen: In den letzten Jahren sind wir durch die Gruppenphase durchgepflügt und dann war vor dem Finale schon immer Schluss. Jetzt machen wir es halt andersrum."
Verzichten müssen die Münchner gegen Bratislava auf die verletzten Alphonso Davies und Leon Goretzka (wäre zudem gelbgesperrt). Dafür steht der beim 2:1 in Freiburg gesperrte Konrad Laimer bereit. Auch der leicht angeschlagene Manuel Neuer ist dabei. Im Breisgau hatte zudem Josip Stanisic nach fünf Monaten Verletzungspause sein Comeback gefeiert und "gezeigt, dass er uns helfen wird", so Kompany. Auch der lange verletzte João Palhinha meldete sich in Freiburg zurück.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
München: Neuer - Laimer, Upamecano, Kim, Guerreiro - Kimmich, Pavlovic - Olise, Musiala, Coman - Kane. - Trainer: Kompany
Bratislava: Takac - Blackman, Kashia, Wimmer, Zuberu - Bajric, Savvidis - Tolic - Mak, Strelec, Marcelli. - Trainer: Weiss
Schiedsrichter: João Pinheiro (Portugal)