"Etwas Besseres kann nicht passieren": Bayern München bereit für die Werkself

Kane, Upamecano und Coman nach dem Sieg in Stuttgart.
Kane, Upamecano und Coman nach dem Sieg in Stuttgart.THOMAS KIENZLE / AFP
Seinen plötzlichen Gefühlsausbruch konnte sich Vincent Kompany selbst nicht erklären. "Das war wie ein Glitch", sagte der sonst so besonnene Trainer des FC Bayern über seinen Jubellauf nach dem dritten Treffer gegen den VfB Stuttgart. Ein Aussetzer also, bei dem Kompany an all seinen Spielern vorbei auf den Platz und in die Arme von Torschütze Kingsley Coman gelaufen war. "Ich stand an der Seitenlinie und auf einmal war ich da", sagte der Belgier mit einem Schmunzeln: "Es war ein schöner Moment."

Und einer, der verdeutlichte, wie viel Druck nach dem 3:1 (1:1) im Süd-Gipfel beim VfB von den Bayern abfiel. Es wirkte, als würden die Münchner in dieser 90. Minute schon das entscheidende Tor zur 34. Meisterschaft feiern. Und tatsächlich stellt sich angesichts des unverändert komfortablen Vorsprungs vor Bayer Leverkusen und der optimalen Ausbeute aus einem zweifelsohne schweren Februar die Frage: Was soll da noch schief gehen?

Zum Match-Center: VfB Stuttgart vs. Bayern München

Doch damit beschäftigen wollten sich die Münchner am Freitagabend nicht. Zu präsent war bereits die nächste fordernde Aufgabe. Jene, die die ganze Saison der Bayern definieren wird. Spätestens nach den Siegen in den Topspielen gegen Eintracht Frankfurt (4:0) und in Stuttgart blicken sie beim Rekordmeister aber voller Zuversicht auf die Achtelfinal-Duelle in der Champions League mit Leverkusen und das Hinspiel in München am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN).

"Etwas Besseres kann nicht passieren", sagte Kapitän Manuel Neuer über die Bedeutung der jüngsten Ergebnisse. Die schwachen Leistungen im Liga-Gipfel gegen Leverkusen und in der Königsklasse gegen Celtic Glasgow scheinen endgültig vergessen, das "Mia san mia" ist zurück. Zwar erwarte die Bayern im Achtelfinale der Champions League "nochmal ein anderes Kaliber", betonte Neuer: "Aber wir freuen uns auf die Spiele und werden es positiv angehen."

"Viel Charakter gezeigt"

Es sei "bemerkenswert", sagte Sportvorstand Max Eberl zufrieden, "wie wir in so einem Spiel wachsen". Auch eine schwierige erste Halbzeit samt Rückstand hatte die Münchner in Stuttgart nicht aus der Fassung gebracht. Seine Mannschaft, lobte Kompany, habe "viel Charakter gezeigt". Zur Wahrheit gehörte aber auch: Es waren nicht zuletzt Geschenke des zu oft nachlässigen VfB, die den Bayern zum Sieg verhalfen.

Zumal es den Zuschauern nicht verborgen blieb, wie sehr die Bayern mitunter auf die ordnende Hand von Joshua Kimmich oder des erkrankten Aleksandar Pavlovic angewiesen sind. Das neu formierte defensive Mittelfeld um Torschütze Leon Goretzka und Startelf-Rückkehrer João Palhinha hatte gerade in der ersten Halbzeit jedenfalls seine Probleme mit aggressiven und zielstrebigen Schwaben.

Und so kam angesichts der ungewissen Zukunft von Kimmich zwangsläufig die Frage auf, ob sich der FC Bayern einen ablösefreien Abgang des Mittelfeldchefs überhaupt leisten kann. Auf das angeblich zurückgezogene Vertragsangebot für Kimmich wollten aber weder Eberl noch Sportdirektor Christoph Freund näher eingehen. Ersterer gab sich hinsichtlich einer Vertragsverlängerung aber weiterhin zuversichtlich. Und Freund betonte: "Es wird sehr zeitnah eine Entscheidung geben."

Fest steht: Gegen Leverkusen soll Kimmich wieder dabei sein. "Es sieht nicht schlecht aus", sagte Eberl. Die Bayern scheinen bereit.